Schweizer Umweltverbände warnen vor Nahrungsmittelknappheit
Steigende Temperaturen und Wassermangel erschweren den Anbau von Nahrungsmitteln. Schweizer Umweltverbände warnen vor den Auswirkungen auf unsere Teller.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Studie zeigt die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen auf unsere Lebensmittel.
- Diese wurde vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) publiziert.
- Schweizer Gerichte wie Älplermagronen oder Schoggimousse könnten es künftig schwer haben.
Schweizer Umweltverbände zeigen mit einer Studie, welche Auswirkungen der Klimawandel auf unsere Nahrungsmittel hat. Sie forderten am Montag in Zürich mehr Umweltpolitik: Im Herbst ergebe sich die Chance, mit der Wahl eines umweltfreundlichen Parlaments einen Schritt in die richtige Richtung zu machen.
Somit eröffneten der WWF Schweiz, Pro Natura, Greenpeace und der VCS Schweiz ihren Wahlkampf zu den Eidgenössischen Wahlen vom 20. Oktober.
«Verlorene Legislatur»
Die letzten vier Jahre seien «eine verlorene Legislatur für den Umweltschutz» gewesen, sagte WWF-Schweiz-CEO Thomas Vellacott. Der Nationalrat habe die Umwelt im Stich gelassen. «Wir können uns nicht noch einmal vier Jahre Stillstand leisten.»
Als Beispiele nannte die Umweltallianz den fehlende Willen der Räte zur Pestizidbekämpfung. Zudem die Angriffe auf den Artenschutz - etwa beim Wolf -, und die Begrenzung der Schutzräume entlang der Gewässer. Aber auch der fehlende Wille zum Klimaschutz sei ein Problem.
Umweltschutz im Nationalrat
Die Verbände haben die wichtigsten 54 Abstimmungen der letzten vier Jahre im Nationalrat ausgewertet. Ziel war es, das Engagement der Eidgenössischen Räte für die Umwelt zu messen.
Gemäss diesem Umweltrating haben Grüne, SP, EVP und GLP in neun von zehn Abstimmungen für die Umwelt gedrückt. Auch die BDP stimmte in zwei Dritteln der Fälle umweltfreundlich.
Im Mittelfeld liegt die CVP: Sie hat in rund der Hälfte der Abstimmungen für den Umweltschutz gestimmt. Die FDP sprach sich in der vergangenen Legislatur hingegen bei vier von fünf Abstimmungen gegen Umweltanliegen aus. «Konsequent gegen den Umweltschutz stimmten SVP und Lega», zog der WWF-CEO Bilanz.
Man wolle keine Partei zur Wahl empfehlen, sagte Vellacott. «Wir stellen mit unserem Rating lediglich Wahlinformationen über die Umweltfreundlichkeit von Parteien zur Verfügung.»
Auswirkung auf unsere Lebensmittel
Die Umweltverbände wollten denn auch anschaulich demonstrieren, wie sich eine ungenügende Umweltpolitik auf den Alltag auswirken könnte: «Und zwar auf dem eigenen Teller». In Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) und der ETH Zürich wurden die Auswirkungen auf die Lebensmittel untersucht.
Anhand von Studien, Annahmen und Experimenten zeichnen die Forschenden ein Bild der Nahrungsmittelsituation in der Schweiz der Zukunft. Adrian Müller vom Fibl sagt: «Steigende Temperaturen, fehlendes Wasser und der Verlust von Biodiversität werden den Anbau von wichtigen Nahrungsmitteln zunehmend erschweren».
Artischocken statt Nüsslisalat
Spitzenkoch Markus Burkhard demonstrierte, wie man Zutaten eines Nüsslisalats mit Speck und Ei durch Artischocken, Pilze und Tofu ersetzen könnte. Aus Älplermagronen würde ein Süsskartoffelgericht mit Hirseschnitte und Austernpilzen. Statt Schoggimousse machte er ein Erdmandelmousse.
Wasserknappheit oder Dürre könnten künftig den Anbau von Kartoffeln, Weizen und Zwiebeln gefährden. Bereits diesen Sommer seien viele Nüsslisalate durch die Hitze verbrannt, erklärte Müller. Auch die Produktion von tierischen Produkten könnte in Zukunft durch Futtermittel- oder Wasserknappheit beeinträchtigt werden.