Stiko empfiehlt Astrazeneca nur noch für Menschen ab 60 Jahren

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Deutschland,

Grund für die Anpassung sind Fälle von seltenen aber schweren thromboembolischen Nebenwirkungen bei Jüngeren, die mit Astrazeneca geimpft wurden.

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Astrazeneca-Impfstoff - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der Astrazeneca-Impfung kam es zu thromboembolischen Nebenwirkungen.
  • Davon betroffen sind grössenteils Frauen zwischen 20 bis 63 Jahren.
  • Die Impfkommission Stiko hat deshalb eine Altersempfehlung ausgesprochen.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt den Corona-Impfstoff von Astrazeneca nur noch für Menschen ab 60 Jahren.

Die Empfehlung wurde wegen dem Auftreten seltener, aber sehr schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen bei jüngeren Geimpften geändert. Dies teilte die Stiko am Dienstag mit. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beriet mit den Länderministern über das weitere Vorgehen. Nach Gesprächen auch mit den Ministerpräsidenten wollen sich Spahn und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äussern.

Für Menschen unter 60 Jahren die eine erste Impfdosis erhielten, will die Stiko bis Ende April eine ergänzende Empfehlung abgeben. Der Beschlussentwurf für die neue Empfehlung zu Astrazeneca befinde sich im «Stellungnahmeverfahren» mit den Bundesländern und den betroffenen Fachkreisen.

Daten sprächen für «kausalen Zusammenhang»

Die Verabschiedung des Beschlusses werde nach Prüfung der Rückläufe und erneuter Beratung der Stiko am Donnerstag erfolgen. Grundsätzlich bestehe die Möglichkeit, dass sich nach dem Stellungnahmeverfahren noch Änderungen an dem Empfehlungsentwurf ergeben, erklärte die Stiko.

Der Erlanger Virologe und Stiko-Mitglied Klaus Überla bezeichnete die Entscheidung gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland als «richtig». Die vorliegenden Daten sprächen «für einen kausalen Zusammenhang». Auch wenn das «seltene Ereignisse sind», sagte er.

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Eine medizinische Fachangestellte setzt zur Impfung an. (Symbolbild) - dpa

Zugleich müsse das Risiko dieser Frauen betrachtet werden, schwere Covid-19-Erkrankungen durchzumachen. Es sei, wenn sie keine Vorerkrankungen hätten, moderat. «Insgesamt wäre es deshalb besser, diese Gruppe mit anderen Covid-19-Impfstoffen zu schützen», sagte Überla. Bei über 60-Jährigen überwiege hingegen «das Covid-19-Risiko bei weitem das Risiko der Hirnvenenthrombosen».

Impfstoff sollte weiter eingesetzt werden

Der Berliner Mediziner und Stiko-Mitglied Martin Terhardt sagte im Rundfunk Berlin-Brandenburg, es sei sinnvoll, den Impfstoff bei Älteren weiter einzusetzen. Dies, «weil da diese Signale von gefährlichen Komplikationen nicht aufgetreten sind».

Er bedauerte zugleich, dass es grundsätzliche Zweifel in der Bevölkerung an Astrazeneca gebe. «Weil wir von diesem Impfstoff ja zur Zeit einiges haben und auch noch bekommen werden.» Und es würde auch Sinn machen, diesen Impfstoff einzusetzen.

Die Impfungen mit Astrazeneca waren bereits Mitte März wegen im Gehirn aufgetretener Blutgerinnsel, sogenannter Sinusvenenthrombosen, zwischenzeitlich ausgesetzt worden. Nach einer Prüfung auch auf europäischer Ebene wurden die Impfungen aber wieder aufgenommen.

Berlin stoppt Astrazeneca-Impfung

Am Dienstag stoppte dann Berlin als erstes Bundesland die Impfung mit Astrazeneca von unter 60-Jährigen. Brandenburg und Nordrhein-Westfalen sowie die Stadt München zogen nach. Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) nannte den Stopp eine «Vorsichtsmassnahme» und erklärte, es gebe Hinweise auf weitere Fälle von Nebenwirkungen.

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Coronavirus: Ampullen mit dem Covid-19-Impfstoff von Astrazeneca. - dpa

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums berieten Spahn und die Landesminister «erneut über den Einsatz von Astrazeneca». Demnach wollte Spahn dabei einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen machen. Am Abend werden laut Bundeskanzleramt auch die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten bei einem «Informationsgespräch» einbezogen. Dies, bevor sich Spahn und Merkel vor der Presse äussern.

Neun Todesfälle durch Sinusvenenthrombose

Bis Montagmittag starben in Deutschland neun Menschen nach einer Astrazeneca-Impfung durch eine Sinusvenenthrombose. Dies teilte das für Impfstoffe Paul-Ehrlich-Institut (PEI) mit. Es seien bis dahin 31 Fälle einer solchen Thrombose mit zeitlichem Zusammenhang zur Impfung gemeldet wurden.

In 19 Fällen sei zusätzlich eine Thromobzytopenie festgestellt worden. Das heisst, dass die Zahl der Thrombozyten, also Blutplättchen, bei den Betroffenen zu niedrig war.

Mit Ausnahme von zwei Fällen seien immer Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren betroffen gewesen. Die beiden Männer seien 36 und 57 Jahre alt gewesen, erklärte das PEI.

Die Fälle der Thrombosen seien nach der ersten Impfung aufgetreten. Bis Montagmittag wurden demnach rund 2,7 Millionen Erstdosen des Mittels verabreicht. Da ein Abstand von zwölf Wochen bis zur zweiten Dosis empfohlen wird, gab es bisher nur vergleichsweise wenige Astrazeneca-Zweitimpfungen.

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