Sunnitenführer im Libanon wollen Rückkehr Hariris ins Amt des Regierungschefs
Nach der Forderung der Sunnitenführer im Libanon, Ex-Ministerpräsident Saad Hariri erneut zum Regierungschef zu machen, sind die Gespräche zur Regierungsbildung vertagt worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Gespräche zur Regierungsbildung vertagt.
Präsident Michel Aoun habe entschieden, den Beginn der Konsultationen um eine Woche auf den 16. Dezember zu verschieben, teilte sein Büro am Sonntag mit. Der als einer der Favoriten für Hariris Nachfolge geltende Samir Chatib zog sich aus dem Rennen zurück.
Chatib hatte zuvor mitgeteilt, die Vertreter des sunnitischen Islam hätten sich für eine Rückkehr Hariris in das Amt des Regierungschefs ausgesprochen. Grossmufti Scheich Abdellatif Derian habe ihn darüber informiert, dass es «Einigkeit darüber» gebe, Hariri mit der Regierungsbildung zu beauftragen, sagte der Geschäftsmann am Sonntag im libanesischen Fernsehen.
Zuletzt galt der 72-jährige Chatib als einer der Favoriten für das Amt des Regierungschefs. Chatib sagte am Sonntag, nach der Ankündigung des Grossmuftis habe er Hariri darüber informiert, dass er sich aus dem Rennen zurückziehe.
Aouns Büro teilte daraufhin mit, die Gespräche zur Regierungsbildung würden entsprechend «der Forderung der meisten parlamentarischen Blöcke» verschoben. Die Verschiebung erlaube «weitere Beratungen». Ursprünglich sollten die Gespräche am Montag beginnen.
Im Libanon gibt es seit Wochen Proteste gegen die politische Klasse, die aus Sicht der Demonstranten für die verbreitete Korruption, Misswirtschaft und soziale und wirtschaftliche Probleme wie die chronischen Stromausfälle und die Müllkrise im Land verantwortlich sind. Unter dem Druck der Proteste war Hariri am 29. Oktober zurückgetreten. Er ist derzeit noch geschäftsführend im Amt und hatte Chatib im Rennen um das Amt des Regierungschefs unterstützt.
Die Demonstranten lehnten Chatib dagegen ab und erklärten, dieser stehe der politischen Elite zu nah. Sie fordern eine Expertenregierung.
Entsprechend eines komplexen politischen Systems, das die fragile Balance zwischen den verschiedenen Religionsgruppen im Land wahren soll, ist der Regierungschef im Libanon immer ein Sunnit. Hariri hatte seit 2009 bereits mehrfach das Ministerpräsidentenamt inne.