Tichanowskaja ist gegen eine Einmischung Russlands in Belarus
Swetlana Tichanowskaja will nicht, dass sich Russland in den Machtkampf in ihrer belarussischen Heimat einmischt. Die Krise müsse intern geregelt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko holte sich Propagandisten aus Russland.
- Die Oppositionsführerin Tichanowskaja ist klar gegen eine Einmischung Russlands.
- Sie findet, dass die Krise intern gelöst werden müsse.
Die belarussische Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja hat sich gegen eine Einmischung Russlands im Machtkampf in ihrer Heimat ausgesprochen. Es handele sich um eine Krise, die innerhalb von Belarus (Weissrussland) gelöst werden müsse. Das sagte sie am Donnerstag in einem Live-Gespräch mit dem russischen Radiosender Echo Moskwy.
«Wir sind gegen eine Einmischung Russlands». So antwortete Tichanowskaja, was sie vom Einsatz von Mitarbeitern russischer Staatsmedien zur Unterstützung von Präsident Alexander Lukaschenko halte.
Streikbrecher aus Russland
Der 65-Jährige hatte sich die Propagandisten aus Moskau als Streikbrecher kommen lassen, nachdem eigene Journalisten ihm den Rücken gekehrt hatten.
Russland selbst warnt den Westen immer wieder vor einer Einmischung in der Ex-Sowjetrepublik. Tichanowskaja, die mehrere Interviews gab, sagte, dass ihr wichtigstes Ziel weiter Neuwahlen um das Präsidentenamt seien.
Lukaschenko hatte sich nach der Wahl am 9. August nach 26 Jahren an der Macht zum sechsten Mal zum Sieger erklären lassen - mit 80,1 Prozent der Stimmen. Das Ergebnis steht international als grob gefälscht in der Kritik.
Tichanowskaja hob auch die wichtige Rolle mutiger Frauen bei der demokratischen Revolution hervor. «Normalerweise machen Männer Revolutionen», sagte sie der «Bild»-Zeitung.
«Und die Rolle der Frau bei uns ist es, an der Seite der Männer zu stehen. Aber in diesem Wahlkampf mussten wir Frauen anstelle unserer Männer stehen.» Die 37-Jährige ist aus Angst um ihre Sicherheit und die ihrer Familie ins EU-Land Litauen geflüchtet.
Vor allem Frauen wagten sich auf die Strassen
Nach der blutigen Polizeigewalt gegen Demonstranten nach der Wahl waren es vor allem Frauen, die tagsüber wieder demonstrierten. «Es war wunderschön und couragiert, das mit ansehen zu dürfen. Ich war wirklich beeindruckt», sagte Tichanowskaja.
Als eine führende Persönlichkeit der Demokratiebewegung wurde am Donnerstag Maria Kolesnikowa bei den Ermittlern vorgeladen. Die 38-Jährige sitzt im Präsidium des Koordinierungsrates der Zivilgesellschaft für einen friedlichen Machtwechsel.
Lukaschenko hat angekündigt, das Gremium zu zerstören. Zwei Mitglieder sind bereits zu zehn Tagen Gefängnis verurteilt worden. Zudem geht der Machtapparat gegen Streikführer in den Staatsbetrieben vor. Die Lage in der Hauptstadt ist deutlich angespannter als zuletzt mit starker Präsenz von Sicherheitskräften auf den Strassen.