UN-Sonderberichterstatter warnt vor «Massensterben» in Myanmar
In Myanmar halten die Kämpfe zwischen Rebellengruppen und der Militärjunta an. Der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte warnt vor einem «Massensterben».
Das Wichtigste in Kürze
- In Myanmar geht die Armee weiterhin brutal gegen Demonstranten vor.
- Laut dem UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte droht ein «Massensterben».
- Ärzte ohne Grenzen wurde zu einem Arbeitsstopp in einem Landesteil aufgefordert.
Der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte hat in Myanmar vor einem «Massensterben» der Bevölkerung durch Hunger und Krankheiten gewarnt. Dies wegen der anhaltenden Kämpfe zwischen Rebellengruppen und der Militärjunta im südostasiatischen Land.
Die «brutalen, wahllosen Angriffe der Junta» bedrohten das Leben vieler Menschen im östlichen Kayah-Staat. Dies schrieb Tom Andrews am Dienstag auf Twitter. Derweil wurde die Organisation Ärzte ohne Grenzen aufgefordert, ihre Arbeit in einem anderen Landesteil einzustellen.
«Lassen Sie mich ganz offen sein: Ein Massensterben in einem Ausmass, das wir noch nicht gesehen haben, könnte im Kayah-Staat eintreten, wenn nicht sofort gehandelt wird.» Dies erklärte Andrews. Seit dem Militärputsch gegen die De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi Anfang Februar herrscht in Myanmar Chaos.
Einwohner bilden «Verteidigungsgruppen»
Die Armee geht mit brutaler Gewalt gegen Demonstranten vor, die eine Rückkehr zur Demokratie fordern. Nach Angaben von Aktivisten wurden seit dem Putsch mehr als 800 Zivilisten getötet. In vielen Orten, an denen Demonstranten durch Polizeigewalt getötet wurden, bildeten Einwohner inzwischen «Verteidigungsgruppen» gegen die Armee.
In den vergangenen Wochen sind die Zusammenstösse im Bundesstaat Kayah nahe der thailändischen Grenze eskaliert. Einheimische beschuldigten die Armee, Granaten auf Dörfer gefeuert zu haben.
Bilder der Nachrichtenagentur AFP zeigen Dorfbewohner: Diese stellen behelfsmässige Waffen her, während sich örtliche Verteidigungseinheiten gegen das kampferprobte Militär Myanmars zur Wehr setzen. Die UNO geht von schätzungsweise 100'000 Vertriebenen aus.
Ärzte ohne Grenzen zu Arbeitsstopp aufgefordert
Derweil schlug die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen Alarm. Die Behörden in der Region Tanintharyi im Süden Myanmars forderten die Organisation am Dienstag auf, alle Aktivitäten vor Ort einzustellen. «Unsere Arbeit einzustellen könnte für die Patienten lebensbedrohlich sein, wenn zugleich die öffentliche Gesundheitsversorgung stark eingeschränkt ist.» Dies sagte Adrian Guadarrama, Programmleiter von Ärzte ohne Grenzen in Genf.
Teams der Organisation sind dort seit fast 20 Jahren aktiv. Sie versorgen aktuell 2162 Patienten mit HIV sowie Tuberkulose, wie Ärzte ohne Grenzen mitteilte. Der Arbeitsstopp erhöhe auch das Risiko, dass sich diese Krankheiten weiterverbreiteten, warnte die Organisation.