Wikileaks: Assange könnte in Kürze aus Botschaft Ecuadors ausgewiesen werden
Das Wichtigste in Kürze
- Quito reagiert ausweichend.
Beim Kurzmitteilungsdienst Twitter teilte Wikileaks unter Berufung auf eine «ranghohe Quelle» in der ecuadorianischen Regierung mit, dass Assange binnen «Stunden oder Tagen» aus der diplomatischen Vertretung ausgewiesen werde, in die er sich 2012 geflüchtet hatte. Grund sei demnach die Veröffentlichung von Fotos, Videos und Privatgesprächen des ecuadorianischen Präsidenten Lenin Moreno.
Die Regierung des lateinamerikanischen Landes reagierte ausweichend auf die Twitter-Mitteilung. Quito «antwortet nicht auf Gerüchte, auf Hypothesen und Vermutungen, die sich auf kein Dokument stützen», teilte eine Sprecherin des Aussenministeriums beim Onlinedienst WhatsApp mit. Es handele sich um «Gerüchte ohne Grundlage und, in diesem Fall, beleidigende». Ecuador treffe seine Entscheidungen «souverän und unabhängig».
Moreno hatte Assange bereits Anfang des Monats vorgeworfen, gegen die Asyl-Auflagen verstossen zu haben. Dabei hatte er offen gelassen, ob Assange, der seit sechs Jahren in der Botschaft lebt, das Asyl entzogen werden soll. Der Wikileaks-Gründer dürfe nicht lügen, und erst recht dürfe er keine Accounts hacken oder private Telefongespräche abhören, hiess es. Die ecuadorianische Regierung hat wegen der Veröffentlichung der Dokumente zu Moreno offiziell Beschwerde über Assange bei einem UN-Berichterstatter eingereicht.
Die Beziehung zwischen dem Wikileaks-Gründer und seinem Gastgeber hat sich in den vergangenen Monaten verschlechtert. Im Oktober hatte Ecuador begonnen, Assanges Besuche und Kommunikationsmittel einzuschränken. Quito wirft dem 48-Jährigen vor, sich in Staatsangelegenheiten Ecuadors und anderer Länder einzumischen.
2012 war Assange in die ecuadorianische Botschaft geflohen, um einer Auslieferung an Schweden wegen Vergewaltigungsvorwürfen zu entgehen. Die Stockholmer Staatsanwaltschaft legte den Fall 2017 zu den Akten.
Doch es ist nach wie vor ein britischer Haftbefehl in Kraft, weil Assange gegen Bewährungsauflagen verstossen haben soll. Der Australier befürchtet, dass Grossbritannien ihn beim Verlassen der Botschaft verhaften und an die USA ausliefern könnte.
Die Plattform Wikileaks hatte 2010 für eine Sensation gesorgt, indem sie hunderttausende geheime Dokumente aus der Kommunikation von US-Botschaften veröffentlichte. Assange rechnet deswegen damit, dass ihm in den USA ein Prozess wegen Geheimnisverrats und womöglich sogar die Todesstrafe drohen könnte.