Zersiedelungsinitiative wird von Volk und Ständen abgelehnt

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Bern,

Nein zur Zersiedelungsinitiative der Jungen Grünen: Gemäss Hochrechnung der Forschungsanstalt gfs.bern ist die Vorlage mit 64 Prozent abgelehnt worden. Damit wird die Gesamtfläche der Bauzonen in der Schweiz nicht auf dem heutigen Stand eingefroren.

Nein zu neuen Regeln für Ein- und Auszonungen: Die Zersiedelungsinitiative wird von Volk und Ständen abgelehnt. (Themenbild)
Nein zu neuen Regeln für Ein- und Auszonungen: Die Zersiedelungsinitiative wird von Volk und Ständen abgelehnt. (Themenbild) - sda - Keystone/KPINL

Das Wichtigste in Kürze

  • Heute wird in der Schweiz jeden Tag eine Fläche von acht Fussballfeldern verbaut.

Jede Sekunde geht ein Quadratmeter Grünfläche verloren. Mit der Initiative «Zersiedelung stoppen - für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung» wollten die Jungen Grünen diese Entwicklung stoppen.

Die Initiative hätte vorgesehen, dass für jedes neue Gebiet, in dem gebaut werden soll, ein zur Bebauung vorgesehenes Stück Land in gleicher Grösse anderswo wieder zu Landwirtschaftsland wird. Die Initianten wollten die Natur schützen und erreichen, dass in der Schweiz auch in 30 Jahren Naherholungsgebiete zur Verfügung stehen sowie eine starke produzierende Landwirtschaft möglich bleibt.

Das deutliche Nein ist indes keine Überraschung. Die jüngsten Umfragen deuteten bereits in diese Richtung. Nur die SP, die Grünen, die EVP und die Kleinpartei Solidarités sowie verschiedene namhafte Umweltverbände beschlossen die Ja-Parole. Sowohl das Parlament als auch der Bundesrat hatten das Volksbegehren im Vorfeld abgelehnt.

Gegner wie etwa ein Wirtschaftskomitee befürchteten jedoch beispielsweise einen Entwicklungsstopp. Die Initiative schränke Unternehmen in ihrer Vergrösserungsmöglichkeit stark ein, lautete deren Hauptargument. Das sei ein Nachteil für den Wirtschaftsstandort Schweiz gegenüber dem Ausland.

Aus Sicht der Befürworter hätte die Initiative dagegen genügend Spielraum für Entwicklungen gelassen. Gemäss Berechnungen des Bundes sind 11 bis 17 Prozent der Bauzonen noch nicht überbaut, je nach Annahmen. Die Reserve entspricht einer Fläche zwischen 26'000 und 40'000 Hektaren. Die noch nicht überbauten Bauzonen bieten Platz für bis zu 1,7 Millionen Menschen, wenn sie in derselben Dichte wie bisher überbaut werden.

Die Reserven sollten dort genutzt werden können, wo sie gebraucht werden. Offen liess die Initiative allerdings, wie die Bauzonen umverteilt worden wären. Den Initianten schwebte nicht nur eine Umverteilung innerhalb von Kantonen, sondern auch über die Kantonsgrenzen hinaus vor.

Die Gegner hielten eine Umverteilung für unrealistisch. Sie warnten vor einem anderen möglichen Effekt: Die Bautätigkeit hätte dorthin verlagert werden können, wo es noch Bauland gibt, selbst wenn dieses an einem abgelegenen Ort ist. Das hätte die Zersiedelung verstärkt.

Wirkung des Gesetzes abwarten

Auch das 2014 in Kraft getretene neue Raumplanungsgesetz nahm den Initianten den Wind aus den Segeln. Dieses sei noch mitten in der Umsetzung, argumentierten die Initiativgegner gebetsmühlenartig. Das Gesetz verpflichtet die Kantone, ihren Baulandbedarf auf die voraussichtlichen Bedürfnisse der kommenden 15 Jahre auszurichten. Kantone mit überdimensionierten Bauzonen müssen zurückzonen.

Den Initianten genügt das Gesetz nicht. Zwar werde in gewissen Kantonen nun weniger verstreut gebaut, namentlich im Wallis, räumen sie ein. Die Verbauung von Grünflächen gehe aber ungebremst weiter, insbesondere im Mittelland.

Die neue Umweltministerin Simonetta Sommaruga erinnerte im Abstimmungskampf daran, dass eine weitere Revision des Raumplanungsgesetzes geplant ist. Damit soll das Bauen ausserhalb von Bauzonen neu geregelt werden. Die Kantone sollen mehr Spielraum bekommen, sofern die Gesamtsituation in einem bestimmten Gebiet verbessert wird.

Sommaruga stellte zudem fest, die Initianten hätten Vorschläge gemacht, die nicht zur Schweiz passten - etwa jenen einer nationalen Planungsbehörde, die entscheiden würde, wo es noch Bauzonen brauche. Vorgängerin Leuthard hatte die Initiative als «radikal» bezeichnet.

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