Berner Mieter trauern um ihre Riesen-Tanne
Das Wichtigste in Kürze
- Im Berner Länggassquartier wurde eine Tanne gefällt, weil ihre Wurzeln den geteerten Parkplatz und den Gehsteig aufgerisssen hatten.
- Die Mieter der Liegenschaft hatten erfolglos für den Erhalt der Tanne im Innenhof ihres Wohnhauses gekämpft.
- Ihre Trauer um den gefällten Baum drücken sie nun mit Grabkerzen, Gedichten und Abschiedsbriefen aus.
Trauerschreiben
«Mein geliebter Baum, jeden Morgen nach dem Aufwachen und
jeden Abend vor dem Einschlafen habe ich dich vom Schlafzimmer bewundert. Deine
Grösse und Schönheit haben mir in schwierigen Situationen Mut gemacht. Heute
musstest du, als gesunder Baum, einem Parkplatz weichen (…) Du fehlst mir», schreibt Mieterin Laura.
Stattlich ragte ihre Spitze über den fünfstöckigen Wohnblock hinaus gen Himmel. Ragte - Vergangenheit. Seit dem 17. November ist die Tanne im Innenhof der Neufeldstrasse 27 F Geschichte. Die Mieterschaft hat tapfer um ihren Baum gekämpft, verholzt wurde er trotzdem. Statt wogendem Grün vor dem Fenster, sieht man dem Nachbarn jetzt direkt ins Wohnzimmer.
Doch umgesägt ist nicht vergessen: Grabkerzen, Abschiedsbriefe und Tannengedichte schmücken die kahle Stelle.
Die Tanne ist kein Stadtbaum
Bei der Berner Stadtgärtnerei Stadtgrün hat man vom Kampf um
den Baum gehört. «Wir haben die Baumfällbewilligung für die Tanne aber erteilen
müssen», sagt Christoph Schärer, Leiter Stadtgrün, «weil Trottoire und Parkplatz
arg in Mitleidenschaft gezogen worden sind.»
Gerade Tannen machen sich besonders schlecht im städtischen
Umfeld: «Sie machen Tellerwurzeln, also solche, die sich direkt unter dem Boden
ausbreiten.» Darum brechen ihre Wurzeln oft durch Strassenbeläge und können
sogar Beton sprengen. «Bäume mit Pfahlwurzeln hingegen wachsen in die Tiefe und
eignen sich besser für mondäne Gegenden. Wer weiss, vielleicht pflanzt Gasser
Immobilien seinen trauernden Mieter nächstens einen Ahorn oder eine stattliche
Linde.