Burgdorf sieht sich um Technische Fachschule geprellt

Der Kanton Bern verzichtet auf den Bau eines Bildungscampus in Burgdorf, was zu heftigen Reaktionen führt.

Die Stadt Burgdorf im Emmental.
Die Stadt Burgdorf im Emmental. - Nau.ch / Simone Imhof

Dass der Kanton Bern auf den Bau eines Bildungscampus in Burgdorf verzichten möchte, sorgt in der Gemeinde für rote Köpfe. Gleich mehrere Parteien werfen dem Kanton Wortbruch vor. Burgdorf soll für Mehrkosten und Verzögerungen bei den Fachhochschul-Campusbauten in Bern und Biel bluten.

«So geht das nicht!», schreiben die Burgdorfer SVP, EVP und Grünen in einer Mitteilung vom Freitag. Weil Burgdorf seinen Fachhochschul-Standort aufgeben musste, habe das Kantonsparlament 2016 entschieden, in der Emmestadt die Technische Fachschule Bern anzusiedeln und das Gymnasium zu erweitern.

Burgdorf habe dem Kanton immer wieder Hand geboten, etwa bei der Unterbringung von Asylsuchenden oder für die Realisierung der BLS-Werkstätte. Der Vorschlag für die Streichung des Bildungscampus sei daher «absolut nicht nachvollziehbar».

Mit einem solchen Entscheid würde die innerkantonale Solidarität belastet. «Das ist schädlich, unfair und einer modernen politischen Kultur, wie wir sie in unserem Kanton pflegen, nicht würdig», so die drei Parteien.

Enttäuschende Nachricht auch aus bürgerlicher Seite

Auch auf bürgerlicher Seite ist Enttäuschung zu spüren. Was einst als Chance für Burgdorf gedacht war, ende in einer Enttäuschung, schreiben die bürgerlichen Gemeinderatskandidierenden von FDP, Mitte und SVP in einem gemeinsamen Statement.

Sie zeigen sich besorgt «über die erneute Benachteiligung» und fordern vom Kanton und der Stadt rasch neue Lösungen für den Bildungsstandort Burgdorf und die künftigen Schülerinnen und Schüler.

«Wir dürfen jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. Es ist an der Zeit, die Schulraumplanung in Burgdorf neu zu denken und die notwendigen Schritte zu unternehmen, um den Bildungsstandort Burgdorf nachhaltig zu stärken», betonen Elias Maier (FDP), Francesco Rappa (Mitte) und Barbara Lüthi-Kohler (SVP).

Stadtpräsident Stefan Berger (SP) äusserte Unverständnis für die Pläne des Kantons. «Ich dachte, das kann doch nicht sein!», wird Berger zitiert.

Ein gebrochenes Versprechen

Ein mehrfach überparteilich bekräftigter bildungspolitischer Entscheid soll als Sparmassnahme gekippt werden. Bei allem Verständnis für die angespannte finanzielle Lage des Kantons, das dürfe nicht sein.

Der Kanton habe Burgdorf 2016 den Zuzug der Technischen Fachschule versprochen, um den Wegfall der Fachhochschule zu kompensieren. «Versprechen hält man», betonte Berger.

Um die Standorte der Berner Fachhochschule wurde jahrelang gerungen. Am Ende entschied sich die Politik für eine Konzentration in Biel und Bern. Burgdorf zog den Kürzeren. Als Trost solle Burgdorf einen Bildungscampus mit der Technischen Fachschule und den benachbarten Gymnasien erhalten.

Finanzielle Gründe hinter dem Verzicht

Am Donnerstag kündigte die bernische Finanzdirektorin, Mitte-Regierungsrätin Astrid Bärtschi, eine Steuersenkung im Kanton Bern an. Bei den Investitionsvorhaben will Bärtschi ausmisten.

Das hat zur Folge, dass die Regierung auf 13 Hochbauprojekte verzichten will. Neun weitere Hochbauprojekte will sie zeitlich verschieben. Gewisse Verzichte seien zwar einschneidend, für alle seien jedoch alternative, bereits bestehende oder günstiger zu realisierende Lösungen vorhanden, argumentierte Bärtschi.

Kommentare

User #1607 (nicht angemeldet)

Warum soll man in Burgdorf eine neue Technische Fachschule bauen, wenn diese heute in Bern in den bestehenden Gebäuden bestens funktioniert? Bern soll dafür das GIBB-Gebäude abreissen oder sanieren, wo es im Sommer 35 Grad wird und im Winter 15 Grad, diese Infrastruktur ist unbrauchbar, so kann niemand lernen.

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