Claudia Nielsen bricht Schweigen zu Polit-Rückzug
Im Februar verkündete die damalige Zürcher SP-Stadträtin Claudia Nielsen kurz vor den Stadtratswahlen überraschend ihren Rückzug. Zurück liess sie einen leeren Kandidatatenplatz ihrer Partei und Fragen nach dem Warum. In der «NZZ» äussert sie sich nun erstmals ausführlich zu ihrem Rücktritt.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Februar zog die Zürcher Stadträtin Claudia Nielsen überraschend ihre Kandidatur zur Wiederwahl zurück.
- Sie begründet ihren Rückzug mit Untersuchungen zu finanziellen Unregelmässigkeiten im Umfeld des Triemli-Spitals.
- Nebst politischen Konsequenzen musste sie auch privat einiges einstecken.
Am 7. Februar 2018 kündete Claudia Nielsen überraschend ihren Rückzug aus dem Zürcher Stadtrat an. Nach 25 Jahren in der Politik und nur wenige Wochen vor ihrer vermeintlichen Wiederwahl. In der Kritik stand sie zu dieser Zeit wegen ihrer Spital- und Personalpolitik. Als dann noch ein Revisionsbericht finanzielle Unregelmässigkeiten bei Honorarrechnungen im Stadtspital Triemli ans Licht brachte, zog Nielsen die Konsequenzen.
Nielsen bestreitet im Interview mit der «NZZ» denn auch keineswegs, dass dieser Revisionsbericht der letztendliche Ausschlag für ihren überraschenden Rücktritt war. Untersuchungen der Finanzkontrolle müssten zwar zuerst noch zeigen, inwiefern sie diesbezüglich zu belasten ist, trotzdem war für Nielsen das Risiko zu gross, «irgendwann in eine Rechtfertigungsspirale» zu geraten. Glaubwürdigkeit hätte für sie schliesslich stets an vorderster Stelle gestanden.
Hass und Beschimpfungen
Auch im Nachhinein empfindet Nielsen den Rückzug noch immer als richtigen Entscheid, «um weiteren Schaden abzuwenden». Auch für ihre Partei. Denn «eine flügellahme Exponentin nützt der Partei nichts».
Letztendlich hatte die ganze Geschichte für Nielsen nicht nur politische sondern auch erschreckende private Konsequenzen: «Ich wurde auf offener Strasse und im Tram [...] beschimpft. Von den Kommentaren auf sozialen Netzwerken ganz einmal ganz zu schweigen. [...] Ich wurde angespuckt, man hat mir das Bein gestellt.» Nun wolle sich die gebürtige Südafrikanerin zuerst mal in den Ferien erholen.