Frauenzentrale Graubünden warnt: «So verliert die Gesellschaft»
Graubünden gehört neu zu den Kantonen, die allein von Männern regiert werden. Wie bitte?
Das Wichtigste in Kürze
- In Graubünden wurde gestern die neue Kantonsregierung gewählt.
- Die fünf Sitze sind in der Legislatur 2019 - 2022 ausschliesslich von Männern besetzt.
- Jetzt müssen die Parteien über die Bücher, fordert die Präsidentin der Frauenzentrale GR.
Alle fünf strahlen sie auf dem ersten gemeinsamen Regierungsratsfoto: Geschniegelt und gestriegelt, im Anzug. Fünf Gesichter - fünf Männer. Heute wird prominent über die Verlierer- und Gewinnerparteien der Bündner Regierungsratswahlen berichtet. Da ist die CVP, die einen Sitz dazu gewinnen konnte. Die BDP hat einen verloren und die SVP den Sprung in die Regierung gar nicht erst geschafft.
Aber sind die eigentlichen Verlierer nicht die Frauen? «Nein», korrigiert Cathrin Räber, Präsidentin der Frauenzentrale Graubünden im Interview gegenüber Nau: «Die Gesellschaft ist die grosse Verliererin, da die Mehrheit der Bevölkerung nicht in der Bündner Regierung vertreten ist.»
Graubünden: Lauter Männer für die Regierung. Das kann doch nicht sein. Cherchez les femmes. Gilt auch für die SP. pic.twitter.com/GE14ciUpTZ
— Leutenegger Oberholz (@SusanneSlo) December 5, 2017
Dass es so kommen wird, war seit Anfang Dezember 2017 klar. Damals wurden die Namen der neuen Kandidaten bekannt gegeben - Frauen waren keine dabei. Da die einzige Regierungsrätin Barbara Janom Steiner zurücktritt, wird die Regierung für die kommende Legislatur 2019 bis 2022 eine reine Männerrunde. Eine unbefriedigende Situation, findet Cathrin Räber. Doch bei der Frauenzentrale seien ihnen die Hände gebunden: «Wir können im Rahmen unserer beschränkten Ressourcen die Frauen, die sich zur Verfügung stellen, überparteilich bekannt machen und die Wähler und Wählerinnen zur Wahl aufrufen. Die Nomination ist aber Parteienangelegenheit, da haben wir keinerlei Möglichkeiten.»
Parteien müssen über die Bücher
Damit im Jahr 2022 auch Regierungsratskandidatinnen zur Wahl stehen, seien nun die Parteien gefragt. Cathrin Räber fordert neue Massnahmen und klare Ziele: «Meiner Meinung nach werden die Frauen nicht früh genug angefragt und dementsprechend nicht genügend mit dem direkten Wahlziel aufgebaut.»
Ausserdem würden die Frauen oft hinter die männlichen Kandidaten gestellt, sagt Räber weiter. «Das läuft ganz nach dem Motto: Wäre da nicht irgendwo noch eine Frau als Kandidatin vorhanden? Die Parteien müssen sich nun ein konkretes Ziel in Sachen Frauenanteil setzen und dieses lautet im idealen Fall mindestens 50/50. An diesem Ziel muss nun mit neuen Massnahmen gearbeitet werden - ab sofort.»