Freie Strasse: Hauseigentümer verhindern Sonnensegel-Pilotprojekt
LDP-Politiker und HEV-Vorstandsmitglied Michael Hug ist irritiert: «Was in anderen Städten möglich ist, geht in Basel offenbar nicht.»

Das Wichtigste in Kürze
- Ein LDP-Grossrat schlug Sonnensegel für die Freie Strasse und den Marktplatz vor.
- Widerstand der Hauseigentümerinnen und -eigentümer verhindert ein Pilotprojekt.
- LDP-Politiker Michael Hug ist darüber enttäuscht.
Um die Menschen in der Stadt im Sommer vor Sonne und Hitze zu schützen, schlug Michael Hug im Jahr 2023 vor, «Hitzeinseln» wie die neu gestaltete Freie Strasse oder den Marktplatz mit Sonnensegeln zu beschatten.
Der LDP-Grossrat nahm in seinem Vorstoss die andalusische Stadt Malaga als Vorbild. Dort werden während der heissen Monate etwa in der Einkaufsmeile Calle Marqués de Larios Segel zur Beschattung aufgespannt.
Hug argumentierte, dass «eine ästhetische Umsetzung» seiner Idee neben der Beschattung auch das Aufenthalts-Erlebnis in der Innenstadt verbessern und Touristen anziehen würde – was wiederum für die Ladenbesitzer und Gastronomen grössere Umsätze bedeuten könnte.
«Eine deutliche Mehrheit» dagegen
Ob die Sonnensegel tatsächlich zu mehr Einnahmen geführt hätten, werden die Gewerbetreibenden in der Freien Strasse nie erfahren. Denn wegen des Widerstands der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer ist ein Pilotprojekt nicht möglich, wie die Regierung am Dienstag mitteilt.
«Eine deutliche Mehrheit» habe nicht eingewilligt, die für die Sonnensegel notwendigen Halterungen an den Fassaden zu befestigen, sagt Daniel Hofer, Sprecher des Bau- und Verkehrsdepartements (BVD), auf Anfrage von «OnlineReports».

Die Regierung hätte die Sonnensegel gerne getestet, zumal in der Freien Strasse «kein Potenzial für Entsiegelung und Baumpflanzungen» bestehe, heisst es im Communiqué. Somit böte dieser Ort «die idealen Voraussetzungen», um die Machbarkeit zu überprüfen.
Eine Alternative zu den Verankerungen an den Fassaden wäre eine Konstruktion am Boden gewesen. Doch diese benötige zu viel Platz, erklärt Hofer. Stattdessen werde man auch dieses Jahr Pflanztröge mit Rundbänken als Schattenspender aufstellen. Ausserdem betrage die vollständig schattenlose Zeit in der Freien Strasse auch im Hochsommer nur maximal eine Stunde pro Tag.
Kein weiterer Testlauf geplant
Auf dem Marktplatz wird es ebenfalls keine Sonnensegel geben. Die Gebäude stünden zu weit auseinander – es bräuchte sehr viele Seile, um bei Wind und Regen der Belastung standhalten zu können, sagt Hofer. Ein Pavillon kommt für die Regierung wegen des Marktes ebenso wenig infrage. Der Platz sei dafür zu klein.
Anstelle von Sonnensegeln will die Regierung auf dem Marktplatz eher auf Entsiegelung und Baumpflanzung setzen. Allerdings sei dies erst bei einer Umgestaltung des Platzes – voraussichtlich in den 2030er-Jahren – ein Thema, sagt Hofer.
Sind Sonnensegel in Basel also grundsätzlich vom Tisch? «Wir haben gemerkt, dass es sehr schwierig ist, die Zustimmung der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer einzuholen.» Ein Testlauf in einer anderen Strasse sei derzeit nicht geplant, man habe aktuell kein Projekt mit einem geeigneten Standort.
Citysky während Euro 2008
Michael Hug bedauert den Widerstand der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer. «Offenbar sind die Ängste, dass die Gebäudefassaden beschädigt werden könnten, grösser als das Bedürfnis einer attraktiven Einkaufsmeile, was ich nur bedingt nachvollziehen kann», sagt er.
Der LDP-Grossrat ist Vorstandsmitglied des Hauseigentümerverbands Basel-Stadt. Ausserdem hätte man die Aufhängevorrichtungen der Weihnachtsbeleuchtung nutzen und so die Fassade schonen können.

«Was in anderen Städten möglich ist, geht in Basel offenbar nicht», sagt Hug. Dies sei insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Grossevents schade. Wobei mit dem Citysky des Künstlers Klaus Littmann während der Fussball-EM im Jahr 2008 in der Freien Strasse ein ähnliches Projekt realisiert wurde.
Damals hing zwischen den Fassaden einzelner Gebäude ein von Künstlern gestalteter Stadthimmel in Form von bedruckten Zelttüchern aus Netzvinyl.
Die Beschattung der Stadt während der Sommermonate hat politisch bereits für viele Diskussionen gesorgt. Die zuständige Regierungsrätin Esther Keller musste vor allem wegen der mobilen Baumtöpfe und teuren Sonnenschirme viel Kritik und Spott über sich ergehen lassen. Mit den verhinderten Sonnensegeln ist die Debatte nun um einen Streitpunkt reicher.
***
Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports» publiziert.