Garantiert weisse Weihnachten: Der Papst könnte das Fest theoretisch verschieben
Wer von weisser Weihnacht träumt, fragt sich dieser Tage: Sollten wir das Fest verschieben? «Es wäre nicht unmöglich», sagt ein Vertreter der Katholischen Kirche.
Draussen tanzen die Flocken, auf der Strasse knirscht und rutscht der Bus über den Schneeteppich. «Wieso kann denn nicht jetzt Weihnachten sein», fragt ein kleines Mädchen sehnsüchtig.
Ginge das - Weihnachten verschieben? Nau hat bei der Katholischen Kirche nachgefragt.
Mindestens drei mögliche Daten
Die Bibel liefert klare Angaben dazu, wann Jesus Erdenleben zu Ende ging: Ostern ist am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Mit dem Anfang verhält es sich anders: «Die Bibel sagt nichts darüber aus, wann Jesus geboren wurde», erklärt Martin Conrad vom Liturgischen Institut der deutschsprachigen Schweiz. «Es würden also keine zwingenden biblischen oder historischen Gründe gegen eine Verlegung des Weihnachtsfestes sprechen.»
Das Wichtigste in Kürze
- Es gibt weder biblische, noch historische Hinweise für das Datum der Geburt Christi.
- Weihnachten könnte theoretisch vom Papst verschoben werden.
- Dazu würde er aber ein Konzil einberufen und sich mit den anderen Kirchen beraten.
- Auch jetzt schon gibt es zwei Daten für das Fest: Den 25. Dezember (Westkirche) und den 6. Januar (Ostkirche).
Tatsächlich findet Weihnachten bereits an zwei verschiedenen Daten statt: Die Westkirche, deren Zentrum Rom ist, feiert am 25. Dezember. Die Ostkirche, der Länder wie Serbien, Russland, Rumänien oder Georgien angehören, feiert dagegen am 6. Januar. «Ausserdem finden sich in der frühchristlichen Literatur Zeugnisse, die die Geburt Jesu für das Frühjahr annehmen», erklärt Conrad weiter und summiert: «Es wäre also nicht unmöglich, das Weihnachtsfest zu verschieben.»
Warum feiern wir im Dezember?
Ein wichtiger Grund für dieses Datum liege in der Nähe zur Wintersonnenwende: «So wie die Tage wieder heller werden, so wird das Leben der Menschen heller durch die Geburt des «Lichtes der Welt» Jesus Christus.»
In Australien funktioniert diese Metapher nicht, dennoch haben die vor allem englischen Auswanderer unseren Weihnachts-Termin auf die Südhalbkugel der Erde exportiert.
«Die Welt würde sich spalten»
Die Entscheidungsgewalt für eine Verschiebung von Weihnachten liegt beim Papst. Er würde sich für eine so schwerwiegende Entscheidung mit der Ostkirche, der reformierten Kirche und mit der ganzen Welt beraten, nimmt Conrad an. «Bischöfe und weitere Verhandlungspartner würden sich im Rahmen eines Konzils treffen.»
Doch selbst wenn die Gesandten der verschiedenen Kirchen sich auf ein neues Datum einigen könnten, würden wohl nicht alle Gläubigen mitmachen. «Die Welt würde sich spalten in solche, die den alten Termin weiter einhalten und solche, die den neuen Termin feiern», warnt Conrad. Er könne sich nicht vorstellen, dass der Papst und die Kirche eine Verschiebung des Festes auch nur in Erwägung ziehen würden. Selbst wenn es theoretisch möglich wäre.
Schoggi-Nikolaus-Stau
«Und stellen Sie sich einmal vor, was eine Verschiebung des Weihnachtsfestes für die Koordination der Produktion von Schoggi-Nikoläusen und Schoggi-Osterhasen bedeuten würde», sagt Conrad augenzwinkernd. Ein weiteres Problem kommt dazu: Die Meteorologen können keinen Tag nennen, an dem die Schneesicherheit besonders hoch wäre. «Es ist mehr eine Frage der Höhe, als des Datums», sagt Stephan Bader von Meteo Schweiz.
Und gewinnen, meint Conrad, würde man doch reichlich wenig. «Christinnen und Christen spielt es ja eigentlich keine Rolle, ob draussen an Weihnachten Schnee liegt oder nicht, sondern sie freuen sich darüber, dass Gott die Menschen so sehr liebt, dass er selbst Mensch geworden ist.»