Gratis ÖV für alle: «Grüne stehen Forderung kritisch gegenüber»

Thierry Ehrsam
Thierry Ehrsam

Zürich,

Eine Einzelinitiative fordert, den ÖV in der Stadt Zürich gratis für alle verfügbar zu machen. Markus Knauss (Grüne) lehnt eine generelle Vergünstigung ab.

Gratis ÖV für Alle
Eine Einzelinitiative im Zürcher Gemeinderat will den ÖV in der Stadt für alle gratis verfügbar machen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Zürcher Gemeinderat wird die Einzelinitiative «ÖV für Alle» diskutiert.
  • Diese will den ÖV innerhalb der Stadt gratis verfügbar machen.
  • Markus Knauss (Grüne) steht dem Vorstoss kritisch gegenüber.

Der Zürcher Gemeinderat bespricht am 27. März 2024 die Einzelinitiative «ÖV für Alle». Wie der Name schon sagt, wird darin gefordert, den ÖV innerhalb der Stadt Zürich für alle gratis verfügbar zu machen. Im Interview erklärt Markus Knauss (Grüne), weshalb seine Fraktion gegen solch einen Vorschlag ist.

Nau.ch: Die Einzelinitiative «ÖV für Alle» will den öffentlichen Personennahverkehr in der Stadt Zürich für alle gratis verfügbar machen. Wie steht Ihre Fraktion zu der Forderung?

Markus Knauss: Die Grünen stehen dieser Forderung sehr kritisch gegenüber. Die Situation in Zürich ist so, dass heute in Spitzenzeiten Trams und Busse auf vielen Strecken bis an die Kapazitätsgrenze ausgelastet sind. Nur schon wenige Passagiere mehr werden das System massiv überlasten.

Markus Knauss Grüne
Markus Knauss ist Mitglied des Zürcher Gemeinderates für die Grünen. - zVg

Nau.ch: Denken Sie, dass durch eine Einführung von Gratis-ÖV viele Menschen künftig in der Stadt aufs Auto verzichten würden?

Knauss: Der Anteil von Personen, die ohne Auto in die Innenstadt gelangen, liegt heute schon bei über 80 Prozent. Wer mit dem Auto in die Stadt fahren will, für den spielen die Kosten für den ÖV keine Rolle. Entscheidend ist, ob sie einen Parkplatz finden.

«Besonders stossend wäre, dass eine Migros-Verkäuferin einem Millionär die Fahrt mit dem Tram subventioniert»

Nau.ch: Der Stadtrat hat 2021 bereits grob geschätzt, welche Mehrkosten durch Gratis-ÖV in der Zone 101 für die Stadt entstehen würden: rund 314 Millionen Franken jährlich. Wie würden solche Kosten ins Gesamtbudget der Stadt einfliessen (rund 11 Milliarden Franken)?

Knauss: Die hohen Kosten bedeuten, dass massiv gespart oder Steuern erhöht werden müssten. Besonders stossend wäre aber, dass eine Migros-Verkäuferin, die zu Fuss oder mit dem Velo zur Arbeit kommt, mit ihrem Steuergeld einem Millionär die Fahrt mit dem Tram subventioniert.

Begrüssen Sie die Einführung von Gratis-ÖV in der Stadt Zürich für alle?

Nau.ch: Wäre alternativ eine abgespeckte Version der Forderung für Sie vorstellbar, wie beispielsweise ein Gratis-ÖV-Angebot für alle Personen unter 27 oder ähnlich?

Knauss: Wir erachten eine finanzielle Unterstützung für spezielle Gruppen, zum Beispiel für Personen mit geringem Einkommen, als sinnvoll. Eine generelle Vergünstigung lehnen wir ab.

Zur Person: Markus Knauss (62) ist seit 26 Jahren Mitglied des Gemeinderates der Stadt Zürich für die Grünen. Beruflich ist er Co-Geschäftsführer des VCS Zürich. Knauss wohnt in der Stadt Zürich im Quartier Sihlfeld und vertritt die Stadtkreise 4 und 5.

Kommentare

User #6288 (nicht angemeldet)

Andere Länder/Städte können es sich leisten nur die ,, reiche ,, Schweiz nicht - haha

User #1196 (nicht angemeldet)

Jemand bezahlt, nichts ist kostenlos.

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