Jeder vierte eingebürgerte Ausländer lebt in Zürich
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bund und die Uni Genf haben detaillierte Statistiken zur Einbürgerung veröffentlicht.
- Ein Viertel aller eingebürgerten Ausländer erhält vom Kanton Zürich den Schweizer Pass.
- Am schwierigsten ist es im Kanton Glarus, ein Eidgenosse zu werden.
Wer in der Schweiz wo und wie eingebürgert wird, ist eine komplizierte Angelegenheit. In Gipf-Oberfrick muss man Kuhglocken mögen, an der Zürcher Goldküste sind vor allem Deutsche, Skandinavier und Briten erwünscht und in Oberwil-Lieli will man am liebsten gar niemanden.
Komplexes Verfahren
Insbesondere das ordentliche Einbürgerungsverfahren ist eine komplizierte Angelegenheit. In die Einschätzung, ob sich Personen für den Schweizer Pass eignen, sind die Gemeinden, die Kantone und der Bund eingebunden. Neben den Anekdoten gab es darum bislang keine Zahlen zur ordentlichen Einbürgerung zu vergleichen.
Das ändert sich jetzt: Heute Freitag hat die Eidgenössische Migrationskommission EKM und die Universität Genf eine interaktive Karte publiziert. Sie gibt Auskunft zur Praxis und den Statistiken jeder einzelnen Schweizer Gemeinde.
Zürich mit grossem Abstand an der Spitze
Die Karte und die Statistik analysieren den Zeitraum von 1992 bis 2017. Total hat die Schweiz darin über 600'000 Ausländer ordentlich eingebürgert. Seit 2011 sind die Einbürgerungen zurückgegangen: Rund 30'000 Pässe weniger wurden ausgestellt im Vergleich zu den sechs Jahren davor.
Am meisten Ausländer wurden zwischen 2011 und 2017 im Kanton Zürich eingebürgert. Mit insgesamt 45'618 ordentlichen Einbürgerungen wurden fast ein Viertel aller druckfrischen 202'260 roten Pässe in Zürich vergeben. Zürich führt auch die Gemeinde-Rangliste der meisten Einbürgerungen (16'866) mit grossem Abstand vor dem zweitplatzierten Genf (9'780) an. Mit Winterthur (3'368) ist gar eine zweite Zürcher Gemeinde in den Top 5 vertreten, vor ihr liegen noch Lausanne (6019) und Basel (4'975).
Liberale Einbürgerungspraxis jenseits des Röstigrabens
Direkt auf Zürich folgt in fast allen Statistiken dann das Welschland. Die Gemeinden Genf und Lausanne belegen Plätze 2 und 3 und die Kantone Genf und Waadt ebenso. Das Waadt ist auch der einzige Kanton, in dem die Anzahl der Einbürgerungen weiterhin steigt.
Ausserdem befindet sich im Waadt die Gemeinde, welche die höchste rohe Einbürgerungsquote (Zahl der Einbürgerungen von Anzahl Ausländer) der Schweiz aufweist: In Villars-le-Comte werden über 11 Prozent der Ausländer eingebürgert, die Gemeinde hatte Stand 2018 allerdings nur 132 Einwohner.
Glarus vergibt nur 60 Pässe pro Jahr
Am schwierigsten an eine Schweizer Staatsbürgerschaft gelangte man im Kanton Glarus. In den letzten sechs analysierten Jahren wurden dort nur 355 Gesuche angenommen, das entspricht einer standardisierten Einbürgerungsquote von nur 0,59 Prozent. Ebenfalls sehr restriktiv war die Praxis im Thurgau und im Baselland.
Mit über 4200 angenommenen Gesuchen stellen die Italiener übrigens die grösste Bevölkerungsgruppe von Neo-Schweizern zwischen 2011 und 2017 dar. Dahinter reihen sich die Deutschen, Portugiesen und Kosovo-Albaner als Haupt-Rezipienten der Staatsbürgerschaft ein.