Kein ESC in Bern/Biel: Referendumsdrohung war ausschlaggebend
Die SRG hat entschieden: Der ESC findet nächstes Jahr weder in Zürich noch in Bern und Biel statt. Für den Berner Stapi ist klar, wo die Gründe liegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Zürich und Bern/Biel fallen aus dem Rennen als Austragungsort für den ESC 2025.
- Das hat die SRG entschieden. Weiterhin hoffen dürfen Genf und Basel.
- Der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried kann den SRG-Entscheid nachvollziehen.
Die SRG hat entschieden: Im Rennen um den Austragungsort des Eurovision Song Contest fliegen Zürich und Bern/Biel raus. Weiterhin hoffen dürfen nur Genf und Basel.
Sofort reagierte die christlich-konservative Kleinpartei EDU: Man nehme den Entscheid zur Kenntnis. Jetzt gelte es, auch in Genf und Basel eine Finanzierung durch die öffentliche Hand zu verhindern.
Denn mit Unterstützung von Teilen der SVP hatte die EDU in allen Städten mit dem Referendum gedroht. Der ESC mache Antisemitismus salonfähig und man bekomme Okkultismus und Satanismus zu sehen.
Die Referendumsdrohung habe «mit Sicherheit» zum Entscheid der SRG geführt. Nau.ch wollte vom Berner Stadtpräsidenten Alec von Graffenried wissen, ob er das ähnlich sieht.
Nau.ch: Herr von Graffenried, wie gross ist die Enttäuschung nach dem Entscheid der SRG, den ESC nicht nach Bern/Biel zu vergeben?
Alec von Graffenried: Wir haben die Risiken unserer Kandidatur gekannt, aber wir haben alles gegeben und viel zu bieten gehabt. Besonders Spass gemacht hat die Zusammenarbeit im Team. Biel, Bern, Bernexpo, Bern Welcome: Das hat alles wunderbar harmoniert, und wir haben innert kürzester Zeit ein grossartiges, innovatives und kreatives Konzept erarbeitet. Am meisten gefreut hat mich persönlich, wie wir vom Kanton unterstützt wurden!
Nau.ch: Trotzdem haben Sie fast ein wenig mit der Absage gerechnet? Was waren denn die Risiken?
Alec von Graffenried: Eine Risikoposition war, dass die neue Halle der Bernexpo noch nicht fertig ist und der ESC der Eröffnungsevent geworden wäre. Das hat man uns von Anfang an gesagt: dass es ihnen lieber wäre, wenn man vorher mit der Halle noch Erfahrungen sammeln könnte. Damit allenfalls noch letzte Kinderkrankheiten ausgemerzt werden können.
Nau.ch: Und was für eine Rolle spielte der Widerstand gegen die Verwendung öffentlicher Gelder?
Alec von Graffenried: Das Zweite war tatsächlich die Finanzierung. Da hatten wir die Befürchtung, dass andere mehr Geld aufwerfen. Das hat sich nicht bewahrheitet.
Hingegen waren da die Referenden, und die SRG schätzte ein, dass diese in Bern und Zürich am ehesten zustande kommen. Das hätte zu grossen Verzögerungen geführt, dieses Risiko war der SRG zu gross, insofern kann ich den Entscheid nachvollziehen.
Nau.ch: Heisst das jetzt für Bern und Biel: «Schwamm drüber», auch wenn der ESC so sicher nicht in Nemos Heimatstadt stattfindet?
Alec von Graffenried: Wir sind froh, ist der Entscheid da, jetzt haben wir Klarheit. Bernexpo kann planen mit der Halleneröffnung, der BEA, dem Grand Prix und so weiter. Es ist ja nicht so, dass wir in Bern zu wenig loshätten nächstes Jahr. Uns wäre es von daher sogar lieber gewesen, wenn der ESC erst in zwei Jahren geplant gewesen wäre.
Nau.ch: Wer weiss – vielleicht gewinnt die Schweiz den ESC ja gleich noch einmal ...
Alec von Graffenried: Der Aufwand war nicht vergebens. Wir werden dieses Team jederzeit wieder lancieren können, sobald sich eine neue Gelegenheit ergibt.