Michael Sutter (SP): «Ausbau der Autobahnen ist nicht zeitgemäss»
Die Autobahnausbauten sind am 29. Februar 2024 Thema im Berner Stadtrat. Für Michael Sutter (SP) ist jeder Franken für den Ausbau einer zu viel.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Berner Stadtrat sind am 29. Februar die Autobahnausbauten Wankdorf und Grauholz Thema.
- Verschiedene interfraktionelle Motionen fordern nämlich einen Autobahnausbau-Stopp.
- Auch Michael Sutter (SP/Juso) lehnt die Projekte ab: Jeder Franken sei einer zu viel.
Verschiedene interfraktionelle Motionen, die im Berner Stadtrat am 29. Februar besprochen werden, fordern den Stopp der Kapazitätsausbauten im Wankdorf und Grauholz.
Gegenüber Nau.ch haben sich David Böhner (AL) und Seraphine Iseli (GB) gegen die Vorhaben ausgesprochen. Auch Michael Sutter, Vizepräsident der SP/Juso-Fraktion, kann dem Projekt nichts abgewinnen.
Nau.ch: Befürworten Sie den Kapazitätsausbau beim Autobahnanschluss Wankdorf und der Autobahn Grauholz?
Michael Sutter: Nein. Dieser Ausbau der Autobahnen ist nicht zeitgemäss und führt zu Mehrverkehr – insbesondere auch in der Stadt Bern.
Nau.ch: Das Astra hat für den Ausbau des Autobahnanschlusses Wankdorf eine Kosten-Nutzen-Analyse machen lassen, die zum Schluss kommt, dass dieser zu Mehrverkehr und mehr Unfällen führen wird. Teilen Sie diese Einschätzung?
Sutter: Die Abwicklung von mehr Verkehr ist ja gerade das Ziel dieses Ausbauprojekts – und mehr Verkehr führt in der Regel auch zu mehr Unfällen. Das bestätigt die Analyse auch in diesem Fall. Sie zeigt zudem klar auf, dass auch auf dem städtischen Strassennetz Mehrverkehr entsteht.
Nau.ch: Der Gemeinderat hat sich vom Astra zusichern lassen, dass die zur Verfügung stehenden Flächen der Allmenden «sowie die darauf stattfindenden Nutzungen unangetastet bleiben». Befürchten Sie dennoch, dass es zu Einschränkungen und Qualitätseinbussen für die Bevölkerungen kommen wird?
Sutter: Zweifellos. Allein die Bauphase wird während Jahren zu einer enormen Belastung führen. Und durch die Rodung des Waldes werden die Allmenden und die angrenzenden Quartiere auch langfristig viel stärker dem Lärm und den Abgasen der Autobahn ausgesetzt. Als Naherholungsgebiete wären die Allmenden daher kaum mehr nutzbar.
«Ausbauten widersprechen Klimazielen des Bundes und städtischem Klimareglement»
Nau.ch: Sind die Autobahnausbauten in Zusammenhang mit den gesetzten Klimazielen vereinbar?
Sutter: Nein. Die Ausbauten widersprechen sowohl den Klimazielen des Bundes als auch dem städtischen Klimareglement fundamental, dass selbst der Individualverkehr rasch dekarbonisiert würde. Denn auch Elektroautos sind nicht klimaneutral, durch die Bauarbeiten entstehen enorme Emissionen und es wird auch noch mehr Grünfläche zubetoniert.
«Verzicht auf den Autobahnausbau ist die einzig wirksame Massnahme»
Nau.ch: Planen Sie Massnahmen, um die Quartiere sowie die Stadt vor Lärm und Mehrverkehr zu schützen?
Sutter: Ein Verzicht auf den Autobahnausbau ist die einzig wirksame Massnahme, um die Quartiere zu schützen. Der Widerstand wächst, nicht nur von Direktbetroffenen. Neben Vorstössen im Stadtrat wurde kürzlich auch eine Volksinitiative gegen den Autobahnausbau eingereicht.
Nau.ch: Können zum jetzigen Zeitpunkt Kostenschätzungen zu den jeweiligen Ausbauten gegeben werden?
Sutter: Jeder Franken, der noch für den Ausbau von Autobahnen verschwendet wird, ist einer zu viel. Die beiden Projekte kosten rund 650 bis 700 Millionen Franken. Damit könnte etwa beim Ausbau von ÖV und Veloverkehr ein grosser Nutzen für den Klimaschutz erreicht werden.
Zur Person: Michael Sutter (43) gehört seit elf Jahren dem Berner Stadtrat an und ist Vizepräsident der SP/Juso-Fraktion. Der Politikwissenschaftler arbeitet bei Pro Velo im Bereich Kommunikation und ist auch im Vorstand des Vereins Spurwechsel aktiv, der die Autobahnausbauten in der Region Bern bekämpft.