FDP: Autobahnausbau «entschärft Unfalls- und Stauschwerpunkte»

Der Stadtrat von Bern diskutiert am 29. Februar 2024 die Autobahnausbauten im Wankdorf und Grauholz. Grund dafür sind verschiedene interfraktionelle links-grüne Motionen, welche den Stopp der Bauvorhaben fordern.

Bisher hat Nau.ch mit David Böhner (AL), Seraphine Iseli (GB) und Michael Sutter (SP) gesprochen. Alle drei lehnen einen Kapazitätsausbau klar ab. Oliver Berger (FDP) befürwortet dagegen die Bauvorhaben, wie er im Interview sagt.

Nau.ch: Befürworten Sie den Kapazitätsausbau beim Autobahnanschluss Wankdorf und der Autobahn Grauholz?

Oliver Berger: Ich befürworte beide Bauvorhaben. Beim neuen Anschluss Wankdorf handelt es sich um einen Umbau, damit der wichtige Verkehrsknoten entflochten und sicherer wird. Insbesondere der Langsamverkehr profitiert von der Umgestaltung. Es werden sichere, kreuzungsfreie Verbindungen geschaffen.

Bei der Erweiterung der A1 im Grauholz geht es darum, einen Engpass und einen Unfallschwerpunkt zu beseitigen. Bei beiden Vorhaben überwiegen die rationalen Nutzenüberlegungen. Mit der Erweiterung wird die Strecke auch saniert. So wird etwa die Entwässerung und der Lärmschutz verbessert. Das kommt der Umwelt und den Anrainern zugute.

Nau.ch: Das Astra hat für den Ausbau des Autobahnanschlusses Wankdorf eine Kosten-Nutzen-Analyse machen lassen, welche zum Schluss kommt, dass dieser zu Mehrverkehr und mehr Unfällen führen wird. Teilen Sie diese Einschätzung?

Berger: Hierbei handelt es sich um einen theoretischen Wert des Verkehrsmodells, der pro Leistungskilometer gefahrene Strecke berechnet wird. Da durch den Umbau im Wankdorf die Strecken länger werden, nehmen auch die theoretischen Werte zu. Insgesamt wird aber der Knoten sicherer, da die Kreuzungs- und Konfliktpunkte entschärft beziehungsweise entflochten werden.

Nau.ch: Der Gemeinderat hat sich vom Astra zusichern lassen, dass die zur Verfügung stehenden Flächen der Allmenden «sowie die darauf stattfindenden Nutzungen unangetastet bleiben». Befürchten Sie dennoch, dass es zu Einschränkungen und Qualitätseinbussen für die Bevölkerungen kommen wird?

Berger: Ich gehe davon aus, dass man sich auf die Zusagen des Gemeinderates beziehungsweise des Astras verlassen kann.

Nau.ch: Sind die Autobahnausbauten in Zusammenhang mit den gesetzten Klimazielen vereinbar?

Berger: Die Bauprojekte entschärfen Unfalls- und Stauschwerpunkte. Dank der Engpassbeseitigung im Grauholz sinken die Schadstoffemissionen. Zudem schreitet auch die Elektrifizierung der Mobilität voran, was zusätzlich zu einer Reduktion von CO2-Ausstoss führen wird.

Insbesondere im Rahmen der Engpassbeseitigung beim Grauholz werden auch weitere Massnahmen umgesetzt, die der Umwelt dienen, wie etwa die Erneuerung der Entwässerung und diverse Kompensationsmassnahmen.

Nau.ch: Planen Sie Massnahmen, um die Quartiere sowie die Stadt vor Lärm und Mehrverkehr zu schützen?

Berger: Dank des Umbaus des Anschlusses Wankdorf und der Engpassbeseitigung im Grauholz werden weniger Menschen durch die Stadt fahren müssen. Der Verkehr wird wirkungsvoll verlagert, die Quartiere werden damit entlastet. Die Verkehrsteilnehmer werden auf den Hochleistungsstrassen gesammelt und gebündelt.

Zudem sind am «Stadtrand» auch Dosierungsanlagen geplant, womit diese Bauvorhaben für die Verkehrsentwicklung innerhalb der Stadt günstig auswirken werden. Eine Dosierung des Verkehrs beim Anschluss Wankdorfs wird jedoch erst mit der Umgestaltung möglich, derzeit fehlen die notwendigen Rückstauräume.

Nau.ch: Können zum jetzigen Zeitpunkt Kostenschätzungen zu den jeweiligen Ausbauten gegeben werden?

Berger: Die Kosten betragen gemäss Astra rund 250 Millionen für den Anschluss Wankdorf und 430 Millionen für den Ausbau Grauholz.

Zur Person: Oliver Berger (*1975) ist Berner FDP Stadtrat. Er arbeitet als Unternehmer als freier Film- und Fernsehmacher.