Shasime Osmani (SP): Jugendliche finanziell unterstützen

Shasime Osmani
Shasime Osmani

Bern,

SP-Stadtratskandidatin Shasime Osmani hält ein Berner Stipendium für Jugendliche nach Zürcher Vorbild als ein Weg zu mehr Chancengleichheit. Ein Gastbeitrag.

Shasime Osmani
SP-Stadtratskandidatin Shasime Osmani. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 24. November wählen die Berner Stimmberechtigten den neuen Stadtrat.
  • Shasime Osmani spricht sich für mehr Chancengleichheit in der Stadt Bern aus.
  • Berner Auszubildene und Studierende sollten ein städtisches Stipendium erhalten können.

Als mein Grossvater 1979 als Gastarbeiter aus dem damaligen Jugoslawien in die Schweiz kam, standen hier noch keine Hochhäuser. Er half als albanischer Bauarbeiter mit, ganze Siedlungen aufzubauen.

1993 zog mein Vater nach, meine Mutter und ich 1999. Der Vater arbeitet heute in einem Lager, meine Mutter ist als Reinigungskraft tätig.

Ich selbst studiere Rechtswissenschaften an der Universität Bern und arbeite als Hilfsassistentin in einer bekannten Anwaltskanzlei.

Dank eines starken Sozialstaates behaupte ich: Die Stipendien und das duale Bildungssystem bieten eine gute Grundlage für eine gerechte und zugängliche Bildung für alle Menschen, die Schweiz ist im Vergleich zu anderen Ländern gut gestellt.

Wir haben dies den sozialdemokratischen Kräften in unserem Land zu verdanken. Das Ganze hat aber einen grossen Haken: Das System ist nicht für alle zugänglich und das muss es werden.

Besonders Familien mit niedrigem Einkommen und deren Nachkommen – meist migrantische und/oder klassisch-arbeitende Familien – leiden stark darunter.

Dazu kommt, dass die Schulen nicht frei von Diskriminierung sind und der Bildungsstand der Eltern weitervererbt wird. Aus bildungsfernen Familien gehen knapp 30 Prozent der Kinder studieren, aus akademischen Familien sind mehr als doppelt so viel, nämlich 70 Prozent der Nachkommen.

Mehr Lösungen für Chancengleichheit

Gutverdienende Familien, meist akademisch ausgebildet, können sich die Nachhilfe leisten und es ist selbstverständlich, dass die eigenen Kinder auch studieren gehen.

Anders sieht es bei Familien mit sozioökonomisch-schwachem Status aus: Wenn die Eltern arbeiten, um knapp über die Runden zu kommen, leidet die Bildung der Kinder darunter.

Der Geldbeutel der Eltern bestimmt den Bildungsverlauf der Kinder zu grossen Teilen – hier muss die Stadt Bern eine starke Lösung zugunsten der Chancengleichheit bieten.

Ein Lösungsansatz wäre ein städtisches Stipendium nach Zürcher Vorbild. Dafür habe ich mit einem guten Freund, Gazmendi Noli, eine Partizipationsmotion lanciert. Zuvor waren wir im Vorstand des Verbandes der Schweizer Studierendenschaften aktiv – Noli als Co-Präsident, ich als Leiterin des hochschulpolitischen Dossiers.

Studierende mit Stipendien unterstützen

Die Motion verlangt, dass Lernende und Studierende städtisch finanziell unterstützt werden, damit ihre Familien entlastet werden und sich die Jugendlichen voll und ganz auf ihre Ausbildung konzentrieren können.

Das kantonale Stipendienwesen hat zurzeit noch viele Schwachstellen: Die Stipendiengelder variieren nach Kanton stark und sichern kaum das Überleben, die Beiträge werden nur zeitlich begrenzt gesprochen und es darf zusätzlich nur ein Einkommen von 6000 Franken generiert werden.

Ausserdem drängt es Menschen in Ausbildung dazu, sich nach drei Jahren beim Staat mittels Darlehen zu verschulden. Hier kommt die Stadt Bern ins Spiel. Jugendliche können separat oder ergänzend zu kantonalen Stipendien Unterstützungsbeiträge beantragen.

Investitionen in die Chancengleichheit

Die Unterstützung der Jugendlichen kommt allen zugute – Studierende beispielsweise können das Studium schneller abschliessen und sich an der Volkswirtschaft in Form von Arbeitskraft und Steuerabgaben beteiligen, das dann der nächsten Generation zur Verfügung gestellt wird.

Anders als bei kantonalen Stipendien würden Auszubildende unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus an Stipendien kommen. Als Kind einer migrantischen und arbeitenden Familie verstehe ich die Anliegen im Kern und möchte im Stadtrat die Stimme und Sprachrohr der Benachteiligten sein. Die SP muss ihre historische Wählerbasis wieder für sich gewinnen.

Hast du studiert oder absolvierst aktuell ein Studium?

Ich wünsche mir und werde dafür kämpfen, dass alle Menschen in Bern die gleiche Möglichkeit haben, sich zu entfalten, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht oder ihrem sozialen Hintergrund.

Gleichstellung und Bildung sind die Schlüssel zu einer gerechten Gesellschaft. Und die SP ist die Gleichstellungspartei schlecht hin.

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Zur Autorin: Shasime Osmani (*1998) ist Stadtratskandidatin auf der SP-Liste 22 in der Stadt Bern für die Wahlen vom 24. November 2024.

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