Einem Mann wird in Solothurn fälschlicherweise wegen exzessivem Red-Bull-Konsum der Führerschein entzogen; einer Frau widerfährt im gleichen Kanton ähnliches wegen Kaffee- und Käse-Konsum. Nun werden Massnahmen zum Umgang mit den Drogenschnelltests gefordert.
Laut Experten zeigt jeder vierte Drogenschnelltest falsche Resultate an (Sympbolbild).
Laut Experten zeigt jeder vierte Drogenschnelltest falsche Resultate an (Sympbolbild). - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In kurzer Zeit wurden zwei Fälle von fehlerhaften Resultaten mit Drogenschnelltests bekannt.
  • Beides Mal war die Kantonspolizei Solothurn involviert.
  • Solothurner Politiker fordern nun klare Regelungen mit der Handhabung der Schnelltests.
  • Die Kapo Solothurn will aber vorerst abwarten die Erfahrungen anderer Kantone beobachten.
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Adnan Mursulus (34) und Ramona Tschannen (27) haben etwas gemeinsam: Beide wurden in Solothurn mit einem Drogenschnelltest dem Konsum von Amphetaminen überführt, beide waren geschockt und beide beteuerten gegenüber der Polizei keine Drogen genommen zu haben. Und bei beiden nützte das natürlich nichts, der Führerschein war weg.

In beiden Fällen erhielten sie diesen aber nach zwei Wochen zurück. Denn, weder beim Musikproduzenten noch bei der Berufsfahrerin, gab es im Blut irgendwelche Hinweise auf Drogenkonsum. Doch wie ist es möglich, dass ein Drogenschnelltest den Konsum von Amphetaminen anzeigt, wenn die gesteste Person gar keine Drogen konsumierte?

Gemäss Adnan Mursulu könnte sein exzessiver Red-Bull-Konsum mit den falschen Testresultaten zusammenhängen (Nau berichtete), bei Ramona Tschannen könnten Käse und Kaffee mit den krassen Abweichungen zu tun haben.

SP fordert Abschaffung

Egal was der Grund ist, die zwei Fälle bewegen nun auch die Politik. Gegenüber «Tele M1» sagt Christian Imark, Präsident der Soltohurner SVP: «Solange nicht bewiesen ist, dass hier wirklich Drogen im Spiel sind, sollte man die Leute eigentlich herumfahren lassen.»

Einen Schritt weiter will die SP Solothurn gehen. «Ich persönlich finde, dass ein Test, der dermassen unzuverlässig ist, abgeschafft werden sollte», so Franziska Roth, Präsidentin der Solothurner SP.

Entzug kostete Tschannen 500 FrankenAdnan Mursulus konnte während der «autofreien» Zeit zwei Wochen auf den ÖV umsteigen, was für ihn zwar mühsam war, aber der Musikproduzent musste wegen dem eingezogenen Führerschein wenigstens nicht um seinen Job bangen.Anders Ramona Tschannen, die 27-Jährige ist seit mehr als sechs Jahren Medikamentenlieferantin bei einem Pharmakonzern und somit Berufsfahrerin. Der Ausweis Entzug kostet sie beinahe den Job, wie der «Blick» schreibt.Nur dank ihres kulanten Chefs, hat die Solothurnerin auch nach Aufklärung des Missverständnisses immer noch Arbeit. Und trotzdem, der Zwischenfall fiel für Tschannen teuer aus. Auf Geheiss des Chefs musste sie einen Ersatzfahrer suchen und ihm den Lohn aus eigener Tasche zahlen. «Das kostete mich 100 Franken pro Tag», so die Berufsfahrerin zum Boulevardblatt.

Kapo: «Behalten das im Auge»

Die Kantonspolizei Solothurn verteidigt derweil die Schnelltests. Medienverantwortlicher Andreas Mock spricht davon, dass man mehrheitlich gute Erfahrungen gemacht habe und Fehlerergebnisse die Ausnahme seien.

Angesprochen auf die zwei fehlerhaften Tests sagt Mock zum «Blick»: «Offenbar gibt es beim Schnelltestgerät eine Schwierigkeit bei der Anzeige im Bereich der Amphetamine. Wir behalten das im Auge und schauen, welche Erfahrungen andere Kantone gemacht haben.»

Mehrere Kapos schafften Schnelltests ab

Die Erfahrungen anderer Kantone sind derweil bekannt, unter anderem haben nämlich St. Gallen und Zürich die Speicheltestgeräte bereits abgeschafft. Zudem ist es im Aargau Praxis, die positiv getesteten Fahrer, nach 24 Stunden wieder fahren zulassen, sofern sie keine entsprechenden Vorstrafen haben.

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