Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr entschuldigt sich

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Zürich,

Jacqueline Fehr, Zürcher SP-Regierungsrätin, sorgte mit einem Auschwitz-Vergleich für rote Köpfe bei Juden. Nun rudert sie zurück und zeigt sich reumütig.

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Der Facebook-Post von Jacqueline Fehr. - Facebook/Jacqueline Fehr

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zücher Justizministerin Jacqueline Fehr sorgte mit einem Auschwitz-Post für Aufregung.
  • Sie löst einen Shitstorm aus, weil sie angeblich den Holocaust verharmlose.
  • SP-Politikerin Fehr fühlt sich allerdings falsch verstanden.

«Kann das Zufall sein?», fragt Jacqueline Fehr auf Facebook. Darunter postet die Zürcher SP-Regierungsrätin zwei Artikel: Einen zum 75-Jahr-Jubiläum des KZ Auschwitz, den zweiten zu Aufnahmelagern für Flüchtlinge in Griechenland.

Sofort hagelte es Kritik – öffentlich und vom politischen Gegner. So warf ihr der FDP-Kantonalpräsident Hans-Jakob Boesch vor, den Holocaust zu verleugnen und die Geschichte zu verbiegen. «Einfach nur beschämend», schrieb Boesch auf Twitter.

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Kritik von FDP-Zürich-Präsident Hans-Jakob Boesch. - Twitter/@hjboesch

Auch von SVP-Seite erntete Fehr Kritik. Dass sich die Zürcher Justizdirektorin anschliessend auf Facebook entschuldigte, führt Fehr auf die Rückmeldung von irritierten jüdischen Bekannten zurück. «Ich entschuldige mich deshalb auch bei allen, die sich durch meinen Post negativ berührt fühlten.»

Jacqueline Fehr entschuldigt und erklärt sich

Sie sei allerdings falsch verstanden worden. Keinesfalls habe sie die heutige Flüchtlingskrise mit dem Holocaust gleichsetzen wollen, schreibt sie. «Das wäre tatsächlich eine unverzeihliche Relativierung des Genozids an der jüdischen Bevölkerung.»

Vielmehr sei es ihr darum gegangen, zu zeigen, wie Menschen das Wissen um «dramatische Situationen» verdrängen. Bis heute würden gewisse Menschen behaupten, die Deutschen hätten zur Zeit der Massenvernichtungslager – wie eben etwa dem KZ Auschwitz – nichts von der Judenvernichtung gewusst. Das ist falsch, wie man heute weiss.

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Jacqueline Fehr, Zürcher SP-Regierungsrätin, erklärt sich nach der Kritik an ihrem Post. - Keystone

Für Fehr ähnelt dieser Umgang damals dem systematischen Ausblenden der grausamen Verhältnisse, in denen die Flüchtlinge auf den griechischen Inseln leben. Ihr Punkt: Damals wie heute tut die Gesellschaft so, als gebe es diese unangenehmen und menschenverachtenden Realitäten nicht.

An den Küsten Griechenlands landen tausende Flüchtlinge, wo sie in Aufnahmelager gesteckt werden. Dort vegetieren sie häufig über Wochen, Monate, Jahre vor sich hin und sitzen fest. Mehr als 50'000 Menschen sollen es sein.

Flüchtlingslager Moria auf Lesbos
Migranten bereiten in einem provisorischen Lager neben dem Lager in Moria Brot zu. Die Lager auf den Inseln Lesbos, Samos, Chios, Kos und Leros sind völlig überfüllt und die Atmosphäre ist entsprechend verzweifelt und aufgeheizt. - dpa

Werden Flüchtlingslager verdrängt?

In der Sozialpsychologie ist der von Fehr angesprochene Vorgang sehr wohl bekannt: er ist unter der Bezeichnung «kognitive Dissonanz» bekannt. Gemäss dem US-amerikanischen Sozialpsychologen Leon Festinger versucht der Mensch diesen unangenehmen Zustand zu verdrängen, herunterzuspielen, sich abzulenken oder sein Wissen um diese unangenehme Realität abzuändern.

Offenbar stiess die Beobachtung Fehrs aber auf kein Verständnis. «Ich stelle fest, dass diese Botschaft hinter der Irritation und der Verletzung der Respekts angesichts des Gedenktages verschwindet», gesteht sie deshalb ein. Den entsprechenden Tweet hat Fehr gelöscht.

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