Das passiert mit nicht-verkauften Lebensmitteln

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Zürich,

Bleiben Lebensmittel im Detailhandel liegen, werden sie kaum weggeworfen. Ganz anders daheim: Pro Kopf landen über 100 Kilo Lebensmittel in der Tonne.

Das Wichtigste in Kürze

  • Nur ein geringer Teil der nicht verkauften Lebensmittel landet im Müll.
  • Für einen Grossteil der Essens-Abfälle sind die Haushalte verantwortlich.

Es ist Ladenschluss, doch die Regale sind noch nicht leer. Was passiert mit Lebensmitteln, die nicht rechtzeitig verkauft werden? Nau wollte es wissen und hat nachgefragt. Die gute Nachricht: Weggeworfen wird kaum etwas.

Erst eine Preisreduktion

Läuft Ware bald ab, wird der Preis herabgesetzt. Ein Teil der Produkte landet auch bei gemeinnützigen Organisationen oder wird als Tierfutter verarbeitet. Gleich macht es Konkurrentin Coop: «Abgelaufene Lebensmittel, die noch zum Verzehr geeignet sind, spenden wir Tischlein deck dich und Schweizer Tafel», sagt Sprecherin Andrea Bergmann. «In den letzten Jahren haben wir Waren im Wert von über 90 Millionen Franken an die beiden Organisationen abgegeben.» Die Konsequenz: Unter dem Strich wirft die Basler Detailhändlerin nur 0,2 Prozent der Lebensmittel weg.

Bei der grössten Restaurantkette der Schweiz fallen pro Gast rund 13 Gramm Speiseabfälle an. «Diese Abfälle im Küchenbereich werden wiederum zu 100 Prozent zu Kompost und Biogas rezykliert», erklärt Murith.

Warum, erklärt Migros-Sprecherin Alexandra Kunz ganz offen: «Sämtliche Lebensmittel, welche die Migros wegwerfen muss, bedeuten für das Unternehmen einerseits einen Verlust wertvoller Ressourcen und andererseits entstehen Kosten.» Die Zürcher Detailhändlerin hat letztes Jahr darum nur 1,4 Prozent der Lebensmittel weggeworfen. Davon wurde ein Grossteil als Biogas vergärt.

Foodwaste ist in Restaurants und im Detailhandel kaum ein Thema. Viel Essen wird hingegen daheim weggeworfen. Laut einer Studie vom WWF werden 45 Prozent der Lebensmittel daheim in den Abfall geworden. Pro Kopf landen täglich 320 Gramm Lebensmittel im Müll. Im Jahr macht das 117 Kilo pro Person.

320 Gramm für die Tonne

Ähnlich sieht es bei den Restaurants aus. Auch hier gilt: Wegwerfen lohnt sich nicht. «Viele unserer Burger werden erst auf Bestellung zubereitet. Andere Burger werden vorbereitet. Diese dürfen dann maximal 10 Minuten im Warmhaltefach liegen», sagt McDonald's-Sprecherin Deborah Murith.

Was für die Unternehmen gilt, gilt auch daheim: Wer Lebensmittel wegwirft, verliert Geld. «Im Schnitt wirft jeder Schweizer Haushalt pro Jahr Lebensmittel im Wert von 500 bis 1000 Franken einfach weg», heisst es beim WWF. Die Umweltschützer empfehlen darum, vor dem Einkauf einen Blick in den Kühlschrank zu werfen, den Einkauf zu planen und frische Produkte zu kaufen. Und nicht zuletzt zu testen, ob ein Produkt nicht mehr essbar ist. Denn oft kann man Lebensmittel über das Verfalldatum hinaus essen.

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Nicht alle Lebensmittel werden verkauft. Das Bafu strebt eine Reduktion der Masse an Lebensmittelabfall an. - Keystone

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