Raiffeisen Basis schiesst gegen Patrik Gisel
Das Wichtigste in Kürze
- Morgen ist Delegiertenversammlung der Raiffeisen in Lugano TI.
- Im Vorfeld hagelt es Kritik von der Raiffeisen-Basis.
Die Kritik an der Raiffeisen-Spitze nimmt nicht ab. Nachdem gestern die Finanzmarktaufsicht scharf geschossen hat, brodelt es nun bei den Delegierten. Das zeigt ein Schreiben der Raiffeisenbank Horw an ihre über 6000 Mitglieder.
Darin fordert Verwaltungsratspräsident Marc Kaeslin grundlegende Reformen. Konkret will er mehr Macht für die Basis. Denn: «Faktisch beherrschen seit Jahren nicht mehr die Raiffeisenbanken als Eigentümer die Zentrale, sondern die Zentrale beherrscht die Eigentümer.»
Auch hält er den Verwaltungsrat nicht mehr für glaubwürdig. Zwar treten die meisten Verwaltungsräte bis 2020 zurück. Kaeslin reicht das nicht. Wie der «Blick» berichtet, fordert Kaeslin im Schreiben den «sofortigen Rücktritt aller Mitglieder aus der Ära Vincenz. Auch greift er Raiffeisen-Chef Patrik Gisel direkt an. Dieser falle durch «unglaubliche Arroganz und unzählige Spitzkehren auf.»
«Unabhängigkeit fehlt»
Kaeslin erwartet nicht, dass morgen an der Delegiertenversammlung bahnbrechende Entscheidungen gefällt werden. «Vielen Delegierten fehlt die Unabhängigkeit, entweder weil sie Angestellte von Raiffeisenbanken sind oder weil sie mit solchen Aufgaben schlicht überfordert sind.» Es brauche unabhängige Leute, welche der Zentrale auf Augenhöhe begegnen können.
Ärger droht auch Johannes Rüegg-Stürm. Der Name des früheren Raiffeisen-Verwaltungsratspräsidenten taucht im gestern veröffentlichten FINMA-Bericht immer wieder auf. Unter seiner Führung hatte der frühere Chef Pierin Vincenz offenbar freie Hand. Das könnte sich jetzt rächen, schreibt der «Tages-Anzeiger».
Denn Rüegg-Stürm ist hauptberuflich Dozent an der Uni St.Gallen. Was hält man dort von den Enthüllungen? Der Sprecher will sich dazu nicht äussern. Man wolle erst den Finma-Bericht im Detail anschauen und allenfalls nächste Woche mehr sagen, heisst es.