Die Aufregung über Partygänger in Zürich und Bern ist noch immer gross. Nun rechtfertigen junge Raver, warum sie trotz den Umständen feiern wollen.
Auf dem Vorplatz der Reitschule fand in der Nacht auf Sonntag eine Party statt. - Instagram @piojovasquez

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Wochenende fand auf dem Vorplatz der Reitschule Bern ein Day Rave statt.
  • In Zürich kam es am Wochenende zuvor zu einem Superspreader-Event.
  • Berner Raver rechtfertigen nun den Partydrang.
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Die Reitschule war Schauplatz hunderter Partywütiger und kritisiert sie selbst als «unvernünftig und unsolidarisch». Die Organisatoren der nicht bewilligten Party geraten nach dem vergangenen Wochenende in die Kritik. Auch in Zürich feierten Hunderte auf engstem Raum, was am Wochenende zuvor einen Superspreader-Event zur Folge hatte.

«Es ist, glaube ich zumindest, jedem klar, dass diese Party nicht Corona-konform ablief. Dieses Event hat sich ziemlich schnell in den Kreisen Berns rumgesprochen und war dadurch auch unkontrollierbar was den Andrang betrifft.» So ein 22-jähriger Nau.ch-Leser, der wegen des kontroversen Themas anonym bleiben möchte.

Reitschule Party
Mit dieser Botschaft wurde für die Party vom Samstag geworben. - Nau.ch

«Der grosse Andrang hat mich aber auch nicht wirklich verwundert. Die Leute wollten wieder raus, es ist Sommer. Der Lockdown und die einhergehende Isolierung ging vielen Leuten auf den Nerv. Kein Wunder wird die Reitschule gerade jetzt so geflutet, wenn solch ein Event organisiert wird.»

Der Partygänger hat sich von 17 bis etwa 2.30 Uhr am Sonntag auf dem Vorplatz der Reitschule aufgehalten. Die Beweggründe sind simpel: «Ich wollte wieder mal Spass haben, Freunde treffen und rausgehen. Die Regeln wurden so stark gelockert, dass man schon fast das Gefühl hatte, dies sollte kein Problem sein.»

Vorgaben des BAG nicht eingehalten

Auch Luca H. beobachtete das Spektakel nur eine knappe Stunde: «Um 23 Uhr schlenderten meine Freunde und ich Richtung Reitschule.» Dort angekommen, befanden sich schon sehr viele Personen auf dem Vorplatz.

Reitschule, Vorplatz
Die Reitschule kurz vor 24.00 Uhr am Samstagabend. - Nau.ch

So entschloss er sich, auf dem Gehweg der Neubrückstrasse zu verweilen und gemütlich ein Bier zu trinken: «Zum Tanzen war es uns wegen der Menge an Personen schlichtweg nicht mehr zumute. Die Vorgaben des BAG wurden klar nicht eingehalten», so der ehemalige Gymnasiast aus Bern.

Über 100 Lärmklagen

Dass es zu über 100 Lärmklagen gekommen ist, verwundert den anonymen Raver wenig. Schliesslich ziehe die für gewisse störend laute Musik eben genau Menschen an, die «wegen dieser basslastigen Musik ausgiebig feiern wollen».

Für die Lautstärke seien die Organisatoren selbst verantwortlich: «Als Besucher hat man nicht zu entscheiden, wie laut oder leise man gerne die Musik hätte.»

Reitschule
Der Vorplatz der Reitschule. - Keystone

Die Reitschule gerät in Bern immer wieder mal in die Schlagzeilen. Dass nun mit dem Finger auf sie gezeigt wird, sei typisch, meint der junge Mann: «Jetzt rückt die Reitschule wieder ins Zentrum, obwohl sie gar nicht für die Organisation verantwortlich war. Andere Orte wie die Aarbergergasse oder andere Partys in Bern sind wieder kein Thema.»

Die Bevölkerung scheint die Corona-Massnahmen seit den Lockerungen eher spärlich umzusetzen: «Im öffentlichen Raum wie an Bahnhöfen, in Zügen oder Bussen ist es zu Stosszeiten auch schwierig den Mindestabstand einzuhalten. Und ohne Maskenpflicht fühlen sich die meisten wohl auch einfach nicht verpflichtet eine zu tragen.»

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