Schweizer Klima-Rebellen distanzieren sich von Holocaust-Vergleich
Extinction-Rebellion-Gründer Roger Hallam sorgt mit einer Holocaust-Verharmlosung für riesige Empörung. Die Schweizer Gruppierung distanziert sich halbherzig.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Mitgründer von Extinction Rebellion, Roger Hallam, verharmlost den Holocaust.
- Die Empörung über seine Aussagen ist gewaltig.
- Die Schweizer XR-Gruppierung distanziert sich, verstehe jedoch, was er gemeint habe.
Mit seiner Verharmlosung des Holocausts sorgt Roger Hallam für Empörung. Der Mitgründer der Klima-Aktivistengruppe Extinction Rebellion nannte den Massenmord der Nazis an den Juden ein «fast normales Ereignis». Und «nur ein weiterer Scheiss» in der Menschheitsgeschichte.
Die Folge: Etliche Politiker, darunter auch Schweizer, manövrieren Hallam ins Aus. Ein Verlag, welcher Hallams Buch bald herausbringen wollte, stoppt per sofort die Auslieferung.
Auch der Schweizer Untergruppe von Extinction Rebellion bereiten Hallams Skandal Sorgen.
Sprecherin Alexandra Gavilano sagt zu Nau: «Innerhalb kurzer Zeit gab es von verschiedenen XR Gruppen weltweit eine Distanzierung zu Hallams Aussage, darunter auch von der Gruppe der Schweiz.» Nur hatte sich die Schweizer Gruppe bisher nicht dazu geäussert.
Sie weist auf ein offizielles Statement des internationalen Support- und Konflikt-Teams hin, in welchem sich Extinction Rebellion von «Hallams verharmlosenden und relativierenden Äußerungen zum Holocaust» distanziert.
Falsche Kontextualisierung
Doch Gavilano ist überzeugt: «Aufgrund des gestern veröffentlichten Statements von Hallam selber, verstehen wir was er gemeint hat und das seine Aussage aus dem Kontext gerissen wurde.» Dasselbe sei auch ihnen schon passiert.
Im Statement, welches auch Nau vorliegt, beschwert sich Hallam, seine Kommentare seien aus dem Kontext gerissen worden. «Ich möchte das unvorstellbare Leid, welches durch den Nazi-Holocaust verursacht wurde, zu dem Europa sagte ‹nie wieder› voll und ganz anerkennen.»
Aber Hallam betont: «Es geschieht wieder in weit grösserem Ausmass», indem der globale Norden tödliche Mengen an CO2 in die Atmosphäre pumpe. Und vergleicht den Holocaust erneut mit einem «heutigen Genozid», ausgelöst durch «Regierungen, die bereitwillig und mit umfassendem Wissen über die Wissenschaft Völkermord an unseren jungen Leuten und denen im globalen Süden begehen».
Er macht also erneut den Vergleich zum Holocaust.
Nimmt Gavilano Hallam damit in Schutz? Gavilano winkt ab: «Trotz falscher Kontextualisierung finden wir aber diesen Vergleich zwischen dem Holocaust sowie auch den anderen Genoziden falsch.» Zudem sei Hallam lediglich einer von 15 Gründern der XR Gruppe in England.
«XR Israel, sowie auch XR Gruppen aus Ländern aus Afrika und Lateinamerika die Opfer solcher Genozide waren/sind haben auch Hallam direkt auf das aufmerksam gemacht.»
Global seien sie dezentral organisiert, jedes Land könne Forderungen und Prinzipien und Werte, sowie auch sonstige Tätigkeiten den nationalen Bedingungen anpassen.
Hallam - das Sorgenkind von Extinction Rebellion
Es ist nicht das erste Mal, dass der Mitgründer der Bewegung hohe Wellen schlägt. Im September sorgte Hallam mit einem anderen Statement für Aufregung. Damals sagte er, es könnten bei XR auch Menschen mitwirken, die «ein bisschen sexistisch oder rassistisch» denken.
Damals distanzierte sich die globale Bewegung kaum von ihm. Beim Holocaust-Vergleich dürfte der Druck nun umso mehr gestiegen sein.
Ausserdem wurde Hallam im September verhaftet, als er den Flughafen Heathrow blockieren wollte. Im Februar 2020 steht er deshalb vor dem Gericht in London.