DFB-Präsident: «Spielmanipulationen sind Straftatbestand»
Das Wichtigste in Kürze
- DFB-Präsident Reinhard Grindel begrüsst die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Neuruppin hinsichtlich des Manipulationsverdachts beim Regionalligaspiel zwischen dem SV Babelsberg und Germania Halberstadt.
Er habe seinerzeit «als Bundestagsabgeordneter dafür gesorgt, dass Spielmanipulationen Straftatbestand werden», sagte Grindel der Deutschen Presse-Agentur bei einer Veranstaltung des Fussball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) im SportCentrum Kaiserau. «Jetzt können sich auch Staatsanwaltschaften einschalten. Das heisst, die Möglichkeiten hier zu ermitteln, sind ausgeweitet, und das begrüsse ich in jedem Fall.»
Er kenne «die Berichte aus den Medien», sagte der 57-Jährige, der von 2002 bis 2016 Mitglied des Deutschen Bundestags war. Grindel verwies am Montagabend darüber hinaus auf die «Gewaltenteilung» im DFB und in den Regionalverbänden: «Das ist jetzt Sache der Sportgerichtsbarkeit im Nordostdeutschen Fussballverband.» Der NOFV untersucht den Fall bereits.
Die Partie der vierten Liga zwischen Babelsberg und Halberstadt (3:1) vom 19. November 2018 steht seit gut drei Monaten unter dem Verdacht einer unerlaubten Einflussnahme. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin führt deswegen ein Verfahren «wegen des Verdachts auf Manipulation berufssportlicher Wettbewerbe». Oberstaatsanwalt Frank Winter machte am Montag keine Angaben, gegen wen sich der Verdacht konkret richte.
Unklar ist bisher auch, welche Rolle ein chinesischer Sportvermarkter spielt. Die Staatsanwaltschaft in Chemnitz war vom Regionalligisten Chemnitzer FC im Nachhinein über Gespräche mit einer Agentur informiert worden. Auch dies wird inzwischen in Neuruppin untersucht, weil die Behörde dort eine Schwerpunktzuständigkeit bei Korruptionsanzeigen hat. Die Staatsanwaltschaft in Chemnitz hatte erklärt, dass der CFC die Gespräche mit dem Sportvermarkter sofort abgebrochen und den NOFV davon in Kenntnis gesetzt habe.
Über die Gespräche des sächsischen Regionalligisten mit dem chinesischen Vermarkter bzw. deren Inhalte sei er nicht unterrichtet, betonte Grindel: «Nein, also, davon weiss ich gar nichts.» Er sei aber froh, «dass sich in einzelnen Fällen Vereinsvertreter, die offenbar angesprochen worden sind, gemeldet haben. So dass an dieser Stelle unsere Präventionsprogramme offenbar auch gewirkt haben. Denn genauso soll es sein.» Grindel sagte auch mit dem Verweis auf ähnliche Fälle, dass es laut DFB-Statuten generell eine Verpflichtung gebe, «dass sofort gemeldet wird, wenn es hier zu einer Ansprache kommt». Das sei in dem ein oder anderen Fall «sehr vorbildlich gelaufen».
Eine erste Verhandlung vor dem NOFV-Sportgericht fand bereits statt. Wegen eines «hinreichenden Tatverdachts auf eine mögliche Einflussnahme auf das Spielergebnis» wurde ein Sportgerichtsverfahren gegen Halberstadts Sportlichen Leiter und ehemaligen Trainer, Andreas Petersen, eingeleitet. Der Vater von Nationalspieler Nils Petersen hatte die Kontaktaufnahme zu zwei seiner ehemaligen Spieler, die jetzt in Babelsberg aktiv sind, eingeräumt. Den Vorwurf eines versuchten Spielbetrugs hatte der Sportchef aber als «an den Haaren herbeigezogen» bezeichnet.