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Ex-Präsident Zwanziger: «Der DFB ist kein Sanierungsfall»

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Deutschland,

Fritz Keller hat bei seinem Rücktritt als DFB-Präsident ein vernichtendes Urteil über den Deutschen Fussball-Bund gefällt. Ex-Boss Theo Zwanziger kann die Generalkritik nicht nachvollziehen.

Verteidigte den DFB gegen Kritik: Theo Zwanziger. Foto: Boris Roessler/dpa
Verteidigte den DFB gegen Kritik: Theo Zwanziger. Foto: Boris Roessler/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Theo Zwanziger kennt sich beim Deutschen Fussball-Bund bestens aus.

Mehr als 20 Jahre arbeitete er für den Verband, unter anderem als Schatzmeister und Präsident.

Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht der 75-Jährige über den Zustand und die Zukunft des DFB sowie die heftige Abschiedskritik des gestrauchelten Präsidenten Fritz Keller.

Frage: Herr Zwanziger, Fritz Keller hat in seinem Rücktrittsstatement davon gesprochen, dass der DFB die letzten vier Präsidenten verschlissen hätte. Das betrifft auch Sie. Teilen Sie seine Meinung?

Theo Zwanziger: Ich weiss nicht, woher Herr Keller diese Erkenntnis nimmt. Für mich war es eine tolle Zeit beim DFB, auf die ich voller Dankbarkeit und Stolz zurückblicke. Mich hat niemand verschlissen. Natürlich gibt es in solchen Ämtern täglich neue Herausforderungen und auch Spannungen. Das ändert aber nichts daran, dass gerade die Jahre beim DFB die weitaus schönsten in meinem beruflichen Leben gewesen sind. Nur die Dreifachbelastung beim DFB sowie in der FIFA und UEFA war für mich damals der Anlass, meine Präsidentschaft vorzeitig abzugeben.

Frage: Fritz Keller hat dem Verband insgesamt ein schlechtes Zeugnis ausgestellt und sogar von einem Sanierungsfall gesprochen. Wie bewerten Sie den Zustand des Verbandes?

Der DFB war und ist kein Sanierungsfall. Weder in meiner Amtszeit noch unter meinen Nachfolgern. Er ist sportlich auf allen Ebenen konkurrenzfähig, wirtschaftlich gesund und hat viele kompetente und engagierte Mitarbeiter, die sich für die satzungsmässigen Ziele des Verbandes einsetzen.

Frage: Die Probleme an der Spitze sind doch aber offenkundig.

Streit in Führungsgremien gibt es auch in anderen Lebensbereichen. Das ist unschön und muss beendet werden. Dem Verband deshalb aber seine gesamte Leistungsfähigkeit abzusprechen, geht an der Sache vorbei und ist wenig hilfreich. Man denke nur an den WM-Titel 2014 und daran, dass es gelungen ist, die Europameisterschaft 2024 nach Deutschland zu holen. Das schafft kein Sanierungsfall. Das masslose Schlechtreden der eigenen Arbeit ist ein Teil des Übels.

Frage: Es sind gleich vier juristische Ermittlungsverfahren gegen den DFB anhängig. Fritz Keller empfiehlt dem Verband, sich von den beschuldigten Personen abzugrenzen. Wie stehen Sie zu diesem Vorschlag?

Staatsanwälte sind keine Heilige, auch wenn dies einige offenbar von sich selbst glauben. Am Erscheinungsbild des DFB haben die Staatsanwaltschaft Frankfurt und die Schweizer Bundesanwaltschaft einen grossen Anteil. In nie geahnter Brutalität verfolgen sie den DFB seit 2015 und glauben, den Verband «ausräubern» zu können. Statt sich ohne Verniedlichung, aber auch mit dem nötigen Selbstbewusstsein im Vertrauen auf Vorgänger dem entgegenzustellen, grenzt Herr Keller sich bis heute von Leuten wie Reinhard Rauball, Rainer Koch, Friedrich Curtius und Stephan Osnabrügge ab. Bei allen diesen Personen ist bisher keine auch nur irgendwie geartete persönliche Bereicherung erkennbar. Wer unter diesen Umständen so vorgeht, darf sich nicht wundern, dass er nach kurzer Zeit im Abseits steht.

Frage: Der DFB muss sich an der Spitze neu aufstellen. Was empfehlen Sie dem Verband?

Die Verantwortlichen wären gut beraten, sich Zeit zu lassen. Wir freuen uns auf die EM, die vor uns liegt. Joachim Löw und seinem Team gehört die gesamte Unterstützung. Ich bin fest davon überzeugt, sie werden es dieses Mal gut machen. Danach ist es Zeit, dass die Mitglieder des Vorstandes sich mit Beratern, die es wirklich gut mit dem DFB meinen, zusammensetzen. Weder Schnellschüsse noch Hinterzimmerlösungen sind gefragt. Der neue Mann oder die neue Frau an der Spitze muss nach vorne schauen und die ganze gesellschaftliche Breite des DFB abbilden. Mehr kompetente Frauen gehören zweifelsfrei ins Präsidium. Da sind besonders die Landesverbände gefragt.

ZUR PERSON: Theo Zwanziger (75) war von 2004 bis 2012 Präsident des Deutschen Fussball-Bundes. Zudem vertrat der ehemalige Jurist den deutschen Fussball für mehrere Jahre in der FIFA und UEFA.

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