Geniesser Flick vor Abschied mit der Meisterschale
Hansi Flick verlässt den FC Bayern als Meister - das ist so gut wie sicher. Nach einem Jubiläumssieg wollen die «traurigen» Stars den Titel für ihren Tripletrainer nun perfekt machen.
Das Wichtigste in Kürze
- Hansi Flick lächelte zufrieden, als er seine FFP2-Maske abnahm.
Gratulationen zur deutschen Meisterschaft als Abschiedsgeschenk nahm der 56-Jährige kopfschüttelnd noch keine entgegen, aber nach turbulenten Tagen tat ihm der Jubiläumssieg des FC Bayern gegen Leverkusen sichtlich gut.
«Wir haben jetzt zehn Punkte Vorsprung. Wir können und wollen am Samstag den Sack zu machen», erklärte Flick nach dem «riesigen Schritt» zum 30. Meistertitel zu Bundesliga-Zeiten und damit zum fünften Stern. Mit seiner dann zehnten Meisterschaft sagt im Sommer auch David Alaba «Servus» - sein Wechsel zu Real Madrid soll jetzt fix sein.
Vier Wochen vor emotionalen Abschieden aus München wollen die Bayern am 24. April (15.30 Uhr/Sky) beim FSV Mainz 05 bei der erwarteten Rückkehr von Weltfussballer Robert Lewandowski die Schale perfekt machen. «Auch wenn die Saison nicht perfekt gelaufen ist, können wir uns die Meisterschaft schnappen und das ist das Ziel», sagte Joshua Kimmich. Als Torschütze sorgte er wie Eric Maxim Choupo-Moting beim 2:0 für den 50. Bundesliga-Sieg gegen die Werkself. In Mainz will Cheftorjäger Lewandowski, der nach seiner Knieverletzung ins Teamtraining einstieg, wieder übernehmen. Mit 35 Saisontreffern jagt er den legendären Gerd-Müller-Rekord von 40 Toren.
Lewandowskis Kollegen waren im ersten Spiel nach dem Riesenwirbel um die von Flick publik gemachte Bitte um eine Vertragsauflösung im Sommer und die anschliessende scharfe Rüge der Bosse deutlich anzumerken, dass sie ihrem hochgeschätzten Trainer fünf Siege in fünf Spielen und einen möglichst schnellen Meistertitel schenken wollen. «Er hat es aber verdient, dass man für ihn jeden Tag Gas gibt. Die letzten 18 Monate waren die erfolgreichsten in der Geschichte von diesem Verein», rühmte Kimmich. Flick stimmte die Leistung glücklich. «Ich geniesse es, wenn die Mannschaft so spielt, wie in der ersten Halbzeit», sagte er wenige Tage vor Titel Nummer sieben in seiner anderthalbjährigen Amtszeit.
Die Nachricht vom Flick-Abschied traf das Team nach den Entwicklungen der vergangenen Wochen nicht völlig überraschend. Aber die Kunde habe ihn «traurig» gestimmt, gestand Nationalspieler Leon Goretzka. «Die ganze Konstellation mit Hansi zusammen motiviert uns einfach, den Fussball, den wir die letzten 18 Monate gezeigt haben, in den restlichen Spielen abzurufen, weiter Spiele zu gewinnen und dieser Zeit einen würdigen Abschied zu gönnen», sagte der 26-Jährige. «Es war eine unfassbar erfolgreiche Zeit, in der sich ein guter Spirit aufgebaut hat. Trotzdem gilt es für alle, das zu akzeptieren.»
Irgendwann im Anschluss an das Mainz-Spiel wird die Entscheidung um Flicks Zukunft, die viele beim DFB verorten, finalisiert. Dass die Bosse eine Vertragsauflösung verweigern, gilt als ausgeschlossen - wenngleich die Suche nach einem Nachfolger kein Selbstläufer ist. Nachfolgekandidat Nummer 1 ist der Leipziger Julian Nagelsmann, der aber sicher eine zweistellige Millionen-Ablöse kosten dürfte. Und das in Zeiten weniger Einnahmen durch die Corona-Pandemie.
Im Rahmen der 1:2-Niederlage der Leipziger beim 1. FC Kölnn erklärte Sportdirektor Markus Krösche, dass es noch keine Anfrage der Münchner gebe. «Es macht keinen Sinn, Ablösesummen oder Preisschilder zu vergeben. Julian hat einen langfristigen Vertrag und eine sehr gute Mannschaft», sagte Krösche bei Sky.
Laut dem TV-Sender ist dagegen klar, dass der künftige Arbeitgeber von Alaba wie schon oft spekuliert Real Madrid ist. Dort solle der 28 Jahre alte Österreicher «zeitnah» einen Fünfjahresvertrag bis 2026 unterzeichnen. Der Abgang von Club-Urgestein Alaba nach dann 13 Jahren in München steht schon lange fest. Der Verein und sein Abwehrchef, der einst zusammen mit Franck Ribéry ein perfektes Duo auf dem linken Flügel bildete, konnten sich nicht auf eine Verlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrages einigen.
«Er hat hier alles gewonnen, alles mehrmals gewonnen. Zweimal das Triple, einmal sogar sechs Titel. Real Madrid ist auf jeden Fall ein würdiger Verein», sagte Kimmich. Und einen passenden Folge-Job für Flick nannte der 26-Jährige auch. «Jetzt hoffe ich natürlich, dass wenn er im Sommer geht, er danach Trainer beim DFB wird.» Alles läuft darauf hinaus, dass Flick nach der EM den Posten von Joachim Löww als Bundestrainer übernimmt.