IOC: Krisenmanagement von Präsident Thomas Bach steht in der Kritik
Das Krisenmanagement von Thomas Bach und dem IOC im Umgang mit den Olympischen Spielen in Tokio und der Gefahr durch die Coronavirus-Pandemie überzeugte nicht.
Das quälend lange Festhalten an Olympia in Tokio in diesem Sommer wurde IOC-Präsident Thomas Bach als emotionslose Sturheit ausgelegt.
Funktionärskollegen, aber vor allem die in langer Ungewissheit ausharrenden Athleten brachte der 66-Jährige gegen sich auf. Das Aussitzen der unausweichlichen Entscheidung zur Verschiebung wurde von Hayley Wickenheiser, Mitglied der IOC-Athletenkommission, als «unsensibel und verantwortungslos» angeprangert.
Kritik am IOC und Präsident Thomas Bach
Zu laut wurde am Ende der Aufschrei der Athleten. Ihnen glaubt sich Bach als Fecht-Olympiasieger von 1976 besonders eng verbunden. Also versuchte Bach, den Druck zu minimieren. Er verkündete eine Vier-Wochen-Frist, binnen der das IOC über eine Verschiebung der Tokio-Spiele und verschiedene Szenarien entscheiden wollte.
Doch der Tauberbischofsheimer bewirkte das Gegenteil, zumal nicht explizit eine Verlegung der Sommerspiele kundgetan wurde. Dies brachte ihm selbst von seinem Nachfolger als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, Kritik ein. Er mahnte Bach, dass in Krisenzeiten «klare Kommunikation und entschiedenes Handeln» gefordert seien.
Die Sportausschussvorsitzende des Bundestages äusserte sich nicht so diplomatisch über diese Hinhaltetaktik. Dagmar Freitag warf Bach vor, «einen massiven Vertrauensverlust» produziert und «ein eklatantes Führungsversagen» gezeigt zu haben. Sie warnte: «Das IOC muss wissen: Wer nicht entscheidet, über den wird entschieden.»
Max Hartung verzichtet auf Olympia-Start
Selbst Athletensprecher Max Hartung rückte vom IOC-Boss ab, für den er lange Verständnis gezeigt hatte. «Thomas Bach hat einen verdammt schweren Job», hatte der Fechter einmal gesagt. Doch dann hatte auch Hartung genug von der Hängepartie und verzichtete demonstrativ auf einen Olympia-Start im Sommer. Er wolle damit «Haltung zeigen».
Letztlich blieb Bach und Japans Ministerpräsidenten Shinzo Abe nichts anderes übrig, als am Dienstag die Verschiebung der Spiele zu verkünden. «Ich kann keine idealen Lösungen versprechen, aber ich kann versprechen, dass wir die bestmöglichen Spiele haben werden», lautete Bachs Botschaft.
«Letzten Endes hat sich Thomas Bach aus meiner Sicht als unfähig erwiesen, diese Krise zu meistern». So urteilte der frühere Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Clemens Prokop. Jürgen Kessing, sein Nachfolger im DLV-Amt, bescheinigte Bach auch, «eine unglückliche Figur» abgegeben zu haben und meinte: «Leadership sieht anders aus.»
Bach wurde schon 2016 stark kritisiert
Der Präsident des IOC war schon 2016 im Zuge des russischen Staatsdopings stark in die Kritik geraten. Statt das Land von den Olympischen Sommerspielen 2016 und Winterspielen 2018 gänzlich auszuschliessen, setzte Bach durch, Athleten nach Einzelprüfung zuzulassen. In Pyeongchang vor zwei Jahren durften so 168 russische Athleten antreten - ein Schlag ins Gesicht der sauberen Athleten.