Schalke weiter empört - Coach Wagner entlastet
Das Wichtigste in Kürze
- Das kommende Spiel gegen den SC Paderborn interessierte nur am Rande.
Auch drei Tage nach den Vorwürfen von Hertha-Profi Jordan Torunarigha, während des Pokal-Achtelfinales beim FC Schalke 04 von Zuschauern rassistisch beleidigt worden zu sein, steht beim Revierclub die Aufarbeitung des Vorfalls im Mittelpunkt. Aus seiner anhaltenden Empörung machte Fussball-Lehrer David Wagner keinen Hehl und richtete einen Appell an die Schalke-Fans. «Wenn so etwas noch einmal passiert, kann ich nur dazu aufzurufen, Zivilcourage zu zeigen. Damit solche Trottel demnächst nicht mehr in unserem Stadion sind.»
Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck an einer Aufklärung. So leitete Hertha BSC am Freitag rechtliche Schritte ein. Der Spieler stelle «mit Unterstützung des Vereins Strafanzeige gegen Unbekannt», teilte der Club am Freitag auf Anfrage mit und bestätigte damit einen Bericht der «Bild»-Zeitung.
Und auch der FC Schalke intensivierte nach dem Hinweis der Berliner, dass sich der Vorfall in der 84. Minute vor der Schalker Südkurve rund um den Block S5 ereignet haben soll, die Suche nach den vermeintlichen Übeltätern. «Derzeit sind wir in Zusammenarbeit mit allen uns unterstützenden Behörden dabei, die Bilder auszuwerten. Darüber hinaus bitten wir alle Zuschauer, die etwas wahrgenommen haben, auf uns zuzukommen», sagte Vereinssprecher Thomas Spiegel.
Innerhalb der Schalker Mannschaft fand sich laut Wagner bisher niemand, der - wie Torunarigha - rassistische Äusserungen oder Laute von der Tribüne wahrgenommen hat. «Aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass Jordan das mitbekommen hat und ihn das beeinflusst hat», kommentierte der Coach vor dem Duell seines Teams mit dem SC Paderborn am Samstag (15.30 Uhr).
Zu seiner Erleichterung kann Wagner in der kommenden Pokalrunde wieder auf der Trainerbank sitzen. Denn die Rote Karte im Pokalspiel gegen Hertha blieb für ihn ohne Konsequenzen. Wie der Deutsche Fussball-Bund (DFB) mitteilte, wird das Verfahren eingestellt. Damit bleibt ihm eine Sperre erspart. «David Wagner ist kein unsportliches Verhalten vorzuwerfen. Sein Verhalten gegenüber dem unmittelbar zuvor gefoulten und erregten Spieler Jordan Torunarigha war vielmehr von Hilfestellung und beruhigender Fürsorge geprägt. Das hat der Hertha-Spieler in seiner Stellungnahme auch bestätigt», sagte Hans E. Lorenz, Vorsitzender des DFB-Sportgerichts.
Nach einem Foul von Schalkes Omar Mascarell nahe der Seitenlinie war Torunarigha in den Schalke-Coach gerutscht und hatte wütend eine Getränkekiste auf den Boden geworfen. Wagner hatte dem ehemaligen deutschen Junioren-Nationalspieler mit nigerianischen Wurzeln daraufhin beim Aufstehen geholfen. «Schalkes Trainer hat weder eine Tätlichkeit begangen, noch das ohnehin unterbrochene Spiel schuldhaft verzögert. Die Rote Karte beruht auf einem offensichtlichen Interpretationsirrtum des Schiedsrichters», stellte Lorenz klar.
«Fehler begangen, Fehler erkannt, Fehler korrigiert», kommentierte Wagner die Entscheidung des Sportgerichts. «Auf der einen Seite bin ich erleichtert, dass die vermeintliche Sperre zurückgenommen wurde. Auf der andere Seite war ich ein bisschen verärgert, wie das überhaupt passieren konnte.»
Der Coach regte eine Diskussion an, «wie wir in Zukunft mit dem Videoschiedsrichter umgehen»: «Wir müssen dahin kommen, dass der Schiedsrichter die Hoheit behält. Da wird viel zu oft eingegriffen. Wir müssen den Einsatz dieser Technologie verbessern, weil wir Gefahr laufen, dass es kontraproduktiv ist. Dadurch verunsichern wir unsere Schiedsrichter.» Wagner war erst nach Intervention des Videoassistenten auf die Tribüne verwiesen worden.