Zunächst keine Zeugenaussagen in Sommermärchen-Prozess

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Bellinzona,

Weder FIFA-Ex-Präsident Josef Blatter noch Ex-Fussballprofi Günter Netzer werden vorerst im Sommermärchen-Prozess um dubiose deutsche Millionenzahlungen aussagen.

Wolfgang Niersbach (r) und seine Anwälte treffen am Bundesstrafgericht in Bellinzona ein. Foto: Samuel Golay/KEYSTONE/Ti-Press/dpa
Wolfgang Niersbach (r) und seine Anwälte treffen am Bundesstrafgericht in Bellinzona ein. Foto: Samuel Golay/KEYSTONE/Ti-Press/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei dem Prozess geht es um möglicherweise dunkle Machenschaften im Zusammenhang mit der deutschen Fussball-WM 2006.

Das schweizerische Bundesstrafgericht in Bellinzona geriet mit seinem Verfahrensplan in Verzug. Die für diesen Tag geplanten Zeugenaussagen von Blatter und Netzer wurden verschoben.

Bei dem Prozess geht es um möglicherweise dunkle Machenschaften im Zusammenhang mit der deutschen Fussball-WM 2006. Die Zeit drängt, weil das Delikt am 27. April verjährt. Wenn bis dahin kein Urteil vorliegt, wird das Verfahren eingestellt. Angeklagt sind die früheren Funktionäre des Deutschen Fussballbundes Theo zwanziger (74), Horst R. Schmidt (78) und Wolfgang Niersbach (69) sowie der Ex-Generalsekretär des Fussball-Weltverbandes FIFA, Urs Linsi (70).

Die rasante Ausbreitung des Coronavirus verkompliziert die Lage. Bellinzona liegt im schwer betroffenen Kanton Tessin, der an Italien grenzt. Die vorsitzende Richterin Sylvia Frei hat alle Anträge, das Verfahren wegen des Coronavirus aufzuschieben, abgeschmettert. Sie wollte statt der geplanten Zeugenaussagen am Donnerstag zunächst weiter die Reise- und Verhandlungsfähigkeit der nicht erschienenen Zwanziger und Schmidt prüfen. Sie hatten Atteste vorgelegt.

Zwanziger, Schmidt und Linsi wird Betrug, Niersbach Gehilfenschaft zum Betrug vorgeworfen. Es geht um eine Überweisung des DFB an die FIFA am 27. April 2005. Die 6,7 Millionen Euro wurden als Beitrag zu einer geplanten Galaveranstaltung bei der deutschen Fussball-WM 2006 deklariert. Sie gingen aber an den inzwischen gestorbenen Unternehmer Robert Louis-Dreyfus. Der hatte dem damaligen WM-Organisationschef Franz Beckenbauer, gegen den wegen seines schlechten Gesundheitszustandes ein abgetrenntes Verfahren läuft, 2002 ein Darlehen in dieser Höhe gewährt und die Rückzahlung verlangt.

Das geliehene Geld landete 2002 auf Konten, die dem ehemaligen und lebenslang gesperrten FIFA-Vizepräsidenten Mohamed bin Hammam in Katar zugerechnet werden. Wofür das Geld verwendet wurde, ist unklar.

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