Pablo Brägger ist voller Tatendrang
Pablo Brägger hat schon einige Erfolge gefeiert. Eine WM-Medaille fehlt allerdings noch in seinem Palmarès. In Stuttgart bietet sich die nächste Gelegenheit.
Das Wichtigste in Kürze
- An Europameisterschaften stand Brägger schon dreimal auf dem Podest - einmal mit dem Team.
2017 gewann er den Titel am Reck. Im selben Jahr verpasste er am gleichen Gerät als Vierter eine WM-Medaille nur knapp. Weniger gut lief es ihm vor einem Jahr in Doha, als der 18. Rang am Pferd die beste Klassierung in einer Einzeldisziplin war. An den letzten beiden Europameisterschaften fehlte der 26-jährige Ostschweizer wegen gesundheitlicher Probleme.
Nun fühlt sich Brägger bereit. Nach einer weiteren Arthroskopie im rechten Knie konnte er rasch wieder normal trainieren. «Ich fühle mich besser als in den letzten zwei Jahren, habe körperlich relativ wenig Beschwerden und bin voller Tatendrang», sagte Brägger. Priorität hat für ihn ganz klar das Olympia-Ticket mit dem Team, wofür es eine Top-12-Platzierung braucht. «Der Rest, auch Einzel-Finals, sind Zugaben», so Brägger.
Der siebenfache Schweizer Meister wird in der Qualifikation gleich am Reck beginnen und eine Übung zeigen, «die einigermassen sicher sein sollte. Wenn ich sie sauber turne, könnte es für den Final (Top 8) reichen.» Ob er in diesem Fall voll angreift mit der schwierigen Übung oder nicht, «das sehe ich dann. Wenn die Qualifikation vorbei ist, nimmt das relativ viel Druck von uns weg.»
Druck gehört für Brägger dazu, er hat ihn aber «nicht unbedingt gerne. Gerade mit dem Druck, den ich mir selber mache, ist es manchmal schwierig umzugehen.» Er hat mittlerweile aber schon einige Erfahrungen gesammelt. Gerade das Wissen, an der WM vor vier Jahren schon einmal das Olympia-Ticket mit dem Team gelöst zu haben, hilft diesbezüglich. «Die ganzen Stressfaktoren ausserhalb der Halle haben wir schon erlebt und können von daher gelassen damit umgehen», so Brägger.
Sowieso bezeichnet er die Gelassenheit und die Ruhe, die er ausstrahlt, als eine Stärke von ihm. Er ist ein aufgestellter, aber auch ruhiger Typ, «der nicht unbedingt gerne auf Leute zugeht, sich aber gerne mit anderen unterhält.»
In den letzten Tagen vor dem WM-Start stand die Detailarbeit im Vordergrund, ging es darum, «nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig zu belasten.» Auch Videoanalysen gehörten dazu. «Es ist dann relativ langweilig für Turner, aber das braucht es, um an der WM eine Topleistung abzurufen.» Ohnehin hätten sie sich in der Planung verbessert. «Im vergangenen Jahr war die Vorbereitung extrem lang, daraus konnten wir lernen.»
Als Brägger mit acht Jahren zum ersten Mal in einer Kunstturnhalle stand, verliebte er sich sogleich in den Sport. «Ich bewege mich extrem gerne und habe gerne die Kontrolle über meinen Körper. Das lernst du im Turnen.»
Bereits mit 14 Jahren zog er von zu Hause weg nach Magglingen, wo das Nationalkader trainiert. «Ich wusste, was ich wollte und dass es das braucht», erklärte Brägger. Dennoch war es für ihn kein einfacher Entscheid, zumal er der jüngste in seiner Familie ist. Dadurch lernte er jedoch selbständiger zu sein, «für das zu kämpfen, was ich erreichen möchte. Ich bereue es überhaupt nicht.»
Ein WM-Podestplatz wäre nun der nächste Schritt in seiner bereits beachtlichen Karriere. Brägger will sich allerdings nicht zu stark darauf fokussieren. «Sonst verkrampfst du dich, machst du dir zu viel Druck. An einem Finaltag braucht es immer auch Glück. Das Reck ist das letzte Gerät. Wenn es gut läuft, hast du dann schon ein riesiges Programm hinter dir. Aber logisch wäre es für mich ein Traum, irgendwann eine Medaille an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen zu gewinnen.»