Gut, aber nicht gut genug: Auch Strasser bleibt ohne Medaille

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Deutschland,

Die deutschen Skirennfahrer gehen in den Einzelwettbewerben leer aus. Slalom-Spezialist Linus Strasser trägt es nach den Dramen der vergangenen Tage mit Fassung. Letzte Hoffnung ist das Teamevent.

Linus Strasser kam im Slalom mit 0,93 Sekunden Rückstand auf den Franzosen Clement Noel auf Rang sieben. Foto: Michael Kappeler/dpa
Linus Strasser kam im Slalom mit 0,93 Sekunden Rückstand auf den Franzosen Clement Noel auf Rang sieben. Foto: Michael Kappeler/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Keine Tränen.

Keine Wut. Aber auch keine Medaille. Linus Strasser schlug im Zielraum zwar kurz die Hände über dem Kopf zusammen, liess ihn allerdings nicht hängen.

«Ich kann hier erhobenen Hauptes vom Feld gehen», sagte der Münchner Skirennfahrer nach der verpassten Plakette im Slalom von Yanqing. 0,93 Sekunden trennten ihn als Siebter vom französischen Olympiasieger Clement Noel, der nach dem ersten Lauf nur Sechster gewesen war. Auf Bronzemedaillengewinner Sebastian Foss-Solevaag aus Norwegen waren es 0,23 Sekunden. Silber ging an Kombinations-Sieger Johannes Strolz aus Österreich. Strassers Teamkollege Alexander Schmid wurde 19., Julian Rauchfuss schied aus.

DSV-Alpin-Riege bei Olympia ohne Einzelmedaille

Die Alpin-Riege des Deutschen Skiverbandes (DSV) wird die Spiele in China ohne Einzelmedaille beenden. Die letzte Chance, eine komplette Nullnummer wie vor vier Jahren in Pyeongchang zu verhindern, ist das Teamevent am Samstag. Es sind bittere Tage für den DSV. Auch, wenn Strasser versuchte, die Ergebnisse in ein positiveres Licht zu rücken. «Ich glaube, wenn man Vierter bei Olympia wird, hat man vieles, vieles richtig gemacht», sagte er über Lena Dürr, die im Slalom der Damen genauso knapp am Podium vorbeigeschrammt war wie Kira Weidle in der Abfahrt. «Genauso wenn man Siebter wird.» Alle im Team könnten «zufrieden und stolz» sein, so Strasser. Dass sie oft nah dran, aber eben nie ganz vorne mit drin waren, gehört jedoch auch zur Wahrheit.

Auch, wenn Strasser selbst sich wenig vorzuwerfen hatte. Beflügelt von seinem Sieg im letzten Slalom-Weltcup vor den Spielen Ende Januar im österreichischen Schladming war er mit grossem Selbstvertrauen nach China gereist. Dort waren die Hoffnungen und Erwartungen an ihn nach den tränenreichen Dramen um Dürr und Weidle dann nochmal gestiegen. Er habe sich jedoch nicht beirren lassen, versicherte der Sportler vom TSV 1860 München. «Das Schlimmste, was es gibt, ist, dass man sich vorher schon so verrückt macht, dass man sich die Chance nimmt», sagte er. «Das ist mir heute nicht passiert. Ich habe die Chance genutzt, zweimal meinen Plan umgesetzt und richtig Gas gegeben.»

Natürlich habe er auch Fehler gemacht, räumte er ein. «Vor allem im zweiten Lauf, der war nicht perfekt» - und warf ihn dementsprechend vom fünften noch auf den siebten Rang zurück. «Aber das gehört dazu, das kann ich absolut akzeptieren», sagte Strasser. «Ich bin absolut zufrieden mit meiner Leistung», betonte er. «Es wäre natürlich noch schöner gewesen, wenn es 23 Hundertstel schneller gewesen wäre.»

Strasser mit wechselhafter Saison

Auch, wenn es am Xiaohaituo Mountain letztlich nicht für die erste deutsche Olympia-Medaille im Herren-Slalom seit Silber durch Frank Wörndl 1988 in Calgary reichte, fühlte sich Strasser aber nicht wie einer, der gescheitert, sondern wie einer, der gewachsen ist. Der Reifeprozess des Oberbayern ist unübersehbar. Dass er in China nun einer von vielen Medaillenkandidaten war, alles andere als Zufall.

Aus dem zweifellos hochtalentierten Jungspund, der früher vor allem seinem grossen Idol Felix Neureuther nacheiferte, ist ein Athlet geworden, der konsequent seinen eigenen Weg verfolgt. Die bisherige Saison verlief für ihn zwar äusserst wechselhaft. In drei von sechs Slalom-Weltcups blieb er ohne Punkte, in Adelboden wurde er Anfang Januar Dritter. In Summe sei er auf die Schritte, die er in den vergangenen Jahren gemacht habe, aber «unglaublich stolz».

Strasser hat gelernt, bei sich zu bleiben - und ruhig. «Man verliert in der Regel öfter als dass man gewinnt - ausser vielleicht die Bayern», scherzte er in der ARD. «In vier Jahren ist wieder eine Chance.» Dann will er wieder angreifen. Genau wie beim Teamevent am Samstag. Dem letzten Auftritt der so glücklosen Alpinen in China.

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