Tiger Woods und das Comeback des Jahrhunderts
Eigentlich war die Karriere des Tiger Woods schon zu Ende. Verhaftungen, Sex-Skandale, Rückenprobleme bremsten den Super-Golfer. Dann kam das Masters.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit 43 Jahren ist Tiger Woods der zweitälteste Golfer, der das Masters in Augusta gewann.
- Elf Jahre nach seinem letzten Major-Sieg ist Woods wieder in der Weltspitze angekommen.
Es ist ein Kreis, der sich schliesst, als Tiger Woods am Sonntag das Green Jacket überstreift. 22 Jahre zuvor tat Woods an gleicher Stelle dasselbe. Mit damals 21 Jahren wird Woods der jüngste Masters-Sieger, diesen Rekord hält er noch heute.
Seit Sonntag ist Tiger Woods auch der zweitälteste Masters-Sieger aller Zeiten. Einzig Jack Nicklaus, der mit sechs Siegen in Augusta einen mehr zu Buche stehen hat als Woods, war bei seinem letzten Sieg noch älter.
Die Emotion ist nicht zu leugnen, als der letzte Ball versenkt ist.
«Ich fühle, dass der Kreis sich schliesst», sagt Tiger Woods nach seinem Sieg. «1997 war mein Vater hier, und heute bin ich der Vater mit meinen zwei Kindern.» Als Woods sein erstes Masters gewinnt, ist der erste Gratulant Vater Earl. Bei seinem fünften Masters sind es Tochter Sam und Sohn Charlie.
In den sozialen Medien werden Vergleiche mit dem Comeback von Roger Federer gezogen. Für viele ist Federers Sieg bei den Australian Open 2017 noch höher einzuschätzen. Auch dessen 18. Grand-Slam-Sieg war von Emotionen begleitet.
Congratulations to Tiger Woods - but Roger Federer still has the greatest sporting comeback of all time. #TheMasters https://t.co/ndHEc2PNN0
— Square Mile (@squaremile_com) April 14, 2019
Tiger Woods wins the Masters again at the age of 43. What a comeback! Very similar feeling when I watched Roger Federer won the #AusOpen back in 2017. 14 years since last time is a long way back home. Congratulations! #masters2019 #MastersSunday #GOAT #Masters https://t.co/xiFPyCDHfw
— Aoki Masaru (@mazzy0108) April 14, 2019
It's an impossible and entirely subjective thing to determine what the greatest comeback ever is in sports.
— Blaynos (@Blaynos14) April 14, 2019
Tiger Woods will absolutely be high on the list, if not at the top. Roger Federer too. #TheMasters
Tiger Woods war am Boden angekommen
Wie emotional das Comeback ist, lässt sich erst verstehen, wenn man die Hintergrundgeschichte in Betracht zieht. Auf der einen Seite stehen die Skandale, die einen Schatten auf die glorreiche Karriere werfen.
Im November 2009 rammt Woods mit seinem Auto einen Hydranten. Der Unfall bringt eine Lawine ins Rollen. Seine Untreue gegenüber Ehefrau Elin Nordegren kommt ans Licht. Woods spricht von Sex-Sucht, zieht sich vom Sport zurück, die Ehe scheitert.
Auf der anderen Seite steht Woods' Gesundheit. Die Rückenprobleme nehmen überhand, an Golfspielen ist nicht zu denken. 2017 wird Woods verhaftet, wegen Fahren unter Drogeneinfluss. Die Polizeifotos des sichtlich mitgenommenen Golfers gehen um die Welt.
Es ist der Tiefpunkt seiner Karriere, seines Lebens. Wenig später steht Tiger Woods auf Rang 1'193 der Weltrangliste.
Eine Operation beschert ihm die Wende
Im April 2017 unterzieht sich Woods einer Operation, die sein Leben verändern soll. Es ist der vierte Eingriff an seinem mitgenommenen Rücken. Die Ärzte führen eine Spondylodese, eine Verbindung der Wirbelkörper, durch.
Vor dem Eingriff, so berichtet Woods, war sein Leben erheblich eingeschränkt. «Ich konnte kaum gehen. Ich konnte nicht sitzen, konnte nicht liegen. Ich konnte nicht wirklich etwas machen.»
Nach der Operation beginnt das Comeback. Im September 2018 feiert Tiger Woods seinen ersten Sieg auf der PGA-Tour nach mehr als fünf Jahren. Der Sieg in East Lake, Atlanta, ist der 80. Turnier-Erfolg seiner Laufbahn, der erste Sieg seiner zweiten Karriere.
Es folgt die Rückkehr an den Ort, wo alles begann. Und plötzlich scheint der Rekord von Jack Nicklaus mit seinen 18 Major-Siegen wieder in Reichweite, mit zehn Jahren Verspätung. Denn Woods weiss, dass er wieder da ist. «Ich weiss es, ich habe es ja gerade gezeigt.»
