Wegen Coronavirus: Über 350'000 Unterschriften für Olympia-Absage
Der Widerstand gegen Tokio 2021 wächst: Eine Petition mit grosser Unterstützung wurde eingereicht. Japan weitet derweil den Notstand wegen des Coronavirus aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Petition mit mehreren hunderttausend Unterschriften fordert die Absage von Olympia.
- Japan und das IOC pochen aber auf die Durchführung, zwar ohne ausländische Zuschauer.
- Wegen steigender Fallzahlen wurde der Notstand wieder ausgeweitet.
Die Sportler bereiten sich auf die Olympischen Spiele vor. Doch in Japan stösst das grösste Sportfest der Welt wegen der Coronavirus-Pandemie auf immer mehr Widerstand. In Japan werden die Rufe nach einer Absage der Olympischen Spiele in Tokio immer lauter.
Der japanische Anwalt und Politiker Kenji Utsunomiya forderte eine Absage der Spiele. Er überreichte Tokios Gouverneurin Yuriko Koike und dem IOC eine entsprechende Petition. Sie wurde über die sozialen Medien sehr schnell verbreitet und von über 350'000 Menschen aus über 130 Ländern unterzeichnet.
Der Schutz des Lebens der Menschen vor dem Coronavirus müsse oberste Priorität haben, nicht die Spiele, heisst es darin. «Die Olympischen Spiele unter diesen Bedingungen abzuhalten, bedeutet, dass wir wertvolle medizinische Ressourcen dafür binden müssen», kritisierte Utsunomiya.
Er fordere die Verantwortlichen auf, sie abzusagen, sagte Utsunomiya nach Überreichung seiner Petition. Auch Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung für eine Absage oder erneute Verschiebung ist.
Bereits am Donnerstag hatte ein japanischer Ärzteverband vor der Abhaltung der Olympischen Spiele unter Corona-Bedingungen gewarnt. Es sei «unmöglich», für sichere Spiele zu sorgen, hiess es in einer Stellungnahme.
IOC nehme die Lage mit Coronavirus «sehr ernst»
Japans Olympia-Macher und das IOC wollen sie jedoch durchziehen. Sie sei sich bewusst, dass viele Menschen wegen des Coronavirus sehr besorgt über die Ausrichtung der Spiele seien. Man nehme die Lage «sehr ernst», sagte Japans Organisationschefin Seiko Hashimoto.
Angesichts weiter steigender Infektionszahlen weitet Japan derweil den Corona-Notstand nochmals aus. In den Präfekturen Hokkaido, Okyama und Hiroshima müssten bis 31. Mai ebenfalls strengere Restriktionen umgesetzt werden, gab der zuständige Minister Yasutoshi Nishimura am Freitag bekannt. Die Regierung hatte erst kürzlich den Notstand für Tokio verlängert und auf sechs Regionen ausgeweitet.
Ein Lockdown ist der Notstand in Japan aber nicht: Restaurants und Bars sollen keinen Alkohol ausschenken und schon um 20:00 Uhr schliessen, müssen das aber nicht. Die Bürger sind dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben, Unternehmen sollen Heimarbeit ermöglichen.
Grosse Komplexe wie Kaufhäuser und Kinos sollen entweder geschlossen bleiben oder früher schliessen. Grössere Veranstaltungen in Kultur und Sport sind zwar inzwischen wieder erlaubt, allerdings mit höchstens 5000 Zuschauern.
Wegen des Coronavirus waren die Sommerspiele im März 2020 um ein Jahr verschoben worden. Sie sollen nun vom 23. Juli bis 8. August ohne ausländische Zuschauer stattfinden.