Bei von-Arx-Brüdern blüht Sohn von HCD-Legende wieder auf
Simon Marha, Sohn von HCD-Legende Josef Marha, ist beim EHC Chur der Shootingstar. Bezüglich seines Wegs dahin sagt er heute: «Ich war viel zu ungeduldig.»
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Das Wichtigste in Kürze
- Simon Marha (21) überzeugte beim EHC Chur mit 37 Skorerpunkten in 48 Spielen.
- Jahrelang hatte der Sohn von HCD-Legende Josef Marha Mühe in der Schweiz anzukommen.
- Er sagt zu dieser Phase: «Ich war jung und dumm. Ich dachte, mir wird alles geschenkt.»
Im Januar hatte Simon Marha genug. Inmitten einer in jeder Hinsicht enttäuschenden Saison löste er seinen Vertrag bei den Bellinzona Snakes auf und wechselte eine Liga tiefer zum EHC Chur. «Manchmal», sagt Marha, «sind zwei Schritte zurück, eigentlich einer nach vorne.»
In seinem Fall war das tatsächlich so. In Chur fand er die Freude an diesem Sport wieder, der ihm in Davos einst quasi in die Wiege gelegt worden war: Marha ist der Sohn von Josef Marha, dieser HCD-Legende, die zu den prägendsten Figuren der Ära Arno Del Curto gehörte: Sagenhafte zwölf Jahre lang spielte Marha für den HCD, fünf Mal wurde er Meister.
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Auf den Filius übte der Hockeykosmos selbstredend eine grosse Faszination aus. Und doch wollte er selbst zwei Jahre lang nicht mehr spielen, im Alter zwischen fünf und sieben. Er sagt: «Ich glaube, es war mir zuwider, immer die Ausrüstung anziehen zu müssen.
Andere Sportarten waren mir lieber, ich spielte auch Fussball, Tennis und Golf. Aber mit sieben habe ich es noch einmal versucht. Und da hat es mir so viel Spass bereitet, dass ich wieder voll motiviert war.»
Er schaut zu Pawel Dazjuk auf und auch zu Patrick Kane, den er am Spengler Cup 2012 live bewundern kann: Der NHL-Superstar Kane überbrückte den Lockout im EHC Biel und verstärkte für das Traditionsturnier den HCD. Im Final blieben die Davoser gegen das am besten bestückte Team Canada der Spengler Cup-Geschichte (Dubnyk, Bergeron, Duchene, Seguin, Spezza, Tavares) mit 2:7 chancenlos.
2013 kehrt die Familie nach Tschechien zurück, Simon reift dort zu einem Juniorennationalspieler heran. 2017/18 coacht ihn im Nachwuchs von Pardubice eine Saison lang der Vater. Doch Marha sagt, das sei sein schwierigstes Jahr gewesen: «Er war ziemlich streng zu mir und wir haben zu Hause viel gestritten. Ich würde diese Konstellation niemandem empfehlen.»
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Die Differenzen sind längst ausgeräumt, sein Vater ist heute wieder Simons engster Vertrauter. Er schaut alle Spiele im Stream und gibt seinem Filius Tipps. Marha arbeitet in Tschechien als Skills-Coach und besitzt in Prag ein Schuhgeschäft.
Und im Dezember 2019 hilft er der Schweizer U20-Nationalmannschaft bei der WM in Tschechien aus. Dort trifft er unter anderem auf die Goalielegende Pauli Jaks, die in Ambrì als Torhütertrainer arbeitet.
Es ist der Kontakt, der dafür sorgt, dass Simon sich im Februar 2020 der U17 des HC Ambrì-Piotta anschliesst. Zwar hat er keinen Schweizer Pass, aber weil er seine erste Hockey-Lizenz hier gelöst hat, belastet er das Ausländerkontingent nicht.
Die Rückkehr in die Schweiz ist bald fünf Jahre her. Seither hat Marha vier Mal den Klub gewechselt, in Rapperswil und Zug blieb er nur sehr kurz. Heute sagt er darüber: «Ich war jung und dumm. Viel zu ungeduldig. Ich dachte, mir würde alles geschenkt. Zum Glück habe ich meine Lektion gelernt.»
Der Wechsel nach Chur unmittelbar vor dem Transferschluss war sein bester Entscheid. Er ist dort mit den Brüdern von Arx auf zwei alte Vertraute getroffen: Josef Marha verbindet eine tiefe Freundschaft mit den beiden; sie besuchten sich auch in den Jahren nach ihren jeweiligen Rücktritten.
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Wenn Marha die Schweiz besucht, schläft er in Davos im Haus von Reto Von Arx. «Wir haben uns nie aus den Augen verloren», sagt Simon Marha.
Bei den Bellinzona Snakes hatte er 2023/24 nur knapp 15 Minuten Eiszeit erhalten, und es half auch nicht, dass die Mannschaft praktisch jedes Spiel verlor. In Chur wurde ihm auf Anhieb reichlich Vertrauen entgegengebracht, auf dem Weg zum MyHockey-League-Titel war Marha mit fünf Treffern Churs beste Playoff-Torschütze.
Eine Liga weiter oben skort Marha nun ebenfalls in hoher Kadenz. In der Qualifikation gelangen ihm 35 Skorerpunkte – er ist eine Art Posterboy für den Weg, den Chur eingeschlagen hat: Der Klub bestreitet die Saison ohne Ausländer und will sich als Sprungbrett für junge Spieler positionieren.
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Das war nicht ohne Risiko, aber die ansprechenden Resultate geben den Machern recht. Und die Entwicklung Marhas ebenso. Die Chancen stehen gut, dass er bald einen Vertrag bei einem National-League-Klub unterschreibt – bei seinem Agenten Sven Helfenstein sind mehrere Interessenten vorstellig geworden.
Marha ist ein anderer Spielertyp als sein Vater es war. Josef Marha hatte zwar durchaus offensive Schlagkraft – immerhin war er einst ein Zweitrundendraft der Québec Nordiques gewesen und erzielte für den HCD zwei Mal 18 Treffer.
Aber mit Fortdauer der Karriere wurde er zu einem der besten Zwei-Weg-Center im europäischen Eishockey, den eine körperbetonte Spielweise, exzellente Spielintelligenz und ein ausgeprägtes defensives Gewissen auszeichneten.
Sein Sohn spielt zumeist auf dem Flügel und sagt selbst: «Ich spiele ganz anders als er, ich bin ein offensiv orientierter Skorer».
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Hinweis: Dieser Artikel von Autor Nicola Berger ist zuerst im Schweizer Hockey-Magazin «SLAPSHOT» erschienen.