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EVZ: Vozenilek bezahlte die Hälfte seiner Ablösesumme selbst

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Daniel Vozenilek hat beim EV Zug eingeschlagen. Trainer Dan Tangnes stand dem Transfer zunächst skeptisch gegenüber.

Daniel Vozenilek EVZ
Daniel Vozenilek (l.) hat beim EV Zug eingeschlagen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Daniel Vozenilek brauchte eine «neue Herausforderung» und wechselte deshalb zum EVZ.
  • Der Wechsel war ihm so wichtig, dass er die Hälfte seiner Ablösesumme selbst bezahlte.
  • Dan Tangnes war am Anfang skeptisch.
  • Der EVZ-Trainer wusste nicht, ob «Vozenilek schnell genug ist für diese Liga».

Im Herbst erreichte Daniel Vozenilek die Anfrage von Dynamo Pardubice, ob er das Team nicht am Spengler Cup verstärken möchte. Vozenilek (29) musste nicht lange überlegen.

Zwar ist er ein Sohn der Stadt und sein Bruder spielt für die zweite Mannschaft des Klubs, aber er sagt: «Mein Klub in Tschechien ist Trinec. Es hätte sich falsch angefühlt, für Pardubice zu spielen.»

Daniel Vozenilek
Daniel Vozenilek im Trikot der tschechischen Nationalmannschaft. - keystone

Dann ergänzt er: «Die zwei Klubs sind Rivalen. Und ich habe eine wichtige Rolle dabei gespielt, dass Pardubice zuletzt zweimal nicht Meister geworden ist.»

Und da ist auch der Umstand, dass Pardubice nie richtig an den dort als Sprössling einer Lehrerin und eines Glasers gross gewordenen Stürmer geglaubt hat: Regelmässig musste er ausweichen mit Leihen in die zweite Liga und 2016/17 sogar mit einem Jahr in der zweiten Liga Finnlands bei Roki, dem Team aus Rovaniemi nahe dem Polarkreis, bei dem der ehemalige Kloten-Präsident Mike Schälchli heute zu den wichtigsten Geldgebern zählt.

Vozenilek sagt: «Es war verdammt kalt und fast immer dunkel, aber ein sehr lehrreiches Jahr für mich. Ich war der jüngste Spieler der Liga und begriff, was es braucht, um Profi zu sein.»

Filmreife Playoffs

In Pardubice war ihm vom Management beschieden worden, sein Skating sei zu schlecht, um Karriere zu machen. Er sagt zwar, er hege keinen Groll, aber als Motivation dient ihm die Episode schon.

Er hatte massgeblichen Anteil daran, dass der tschechische Champion 2023 und 2024 Trinec heisst. Besonders die Playoffs letzte Saison waren unvergesslich; rauschhafte Wochen des Wahnsinns.

Traust du dem EVZ den Meistertitel zu?

Trinec gewann alle drei Serien mit 4:3-Siegen. Im Halbfinal gegen Sparta Prag gelang der Ausgleich in Spiel 6 erst 0,2 Sekunden vor Schluss und wurde erzielt durch … Vozenilek. Die Belle entschied das Team in der vierten Verlängerung für sich.

Es war das erste Mal in der Geschichte der Extraliga, dass eine Mannschaft einen 0:3-Rückstand noch drehte. Im Final gegen Pardubice musste Trinec ohne diverse verletzte Top-Spieler auskommen, und auch Vozenilek konnte nur dank schmerzstillenden Spritzen auflaufen.

Dennoch siegte Trinec in Spiel 7 auswärts in der zweiten Overtime. Stoff für ein grosses Sportdrama, das dachten sich auch tschechische Filmproduzenten: Die Geschichte wird aktuell verfilmt.

Daniel Vozenilek SLAPSHOT
Der EV Zug ist die sportliche Heimat von Daniel Vozenilek (l.). - keystone

Für Vozenilek folgte kurz darauf der nächste Höhepunkt: Er holte in Prag Gold an der Heim-WM. Und danach reifte in ihm die Erkenntnis, dass es Zeit wird für eine Veränderung, weil es unmöglich ist, das Erlebte zu toppen.

Er hoffte auf einen Wechsel in die NHL, aber der erhoffte Ein-Weg-Vertrag wurde nicht offeriert. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der EV Zug in Person des Sportchefs Reto Kläy bereits monatelang um ihn bemüht.

Trinec wollte ihn begreiflicherweise nicht abgeben und änderte die Meinung erst, weil Vozenilek: a) quasi um die Freigabe bettelte, b) eine Ablösesumme floss und der Stürmer, c) vertraglich verpflichtet ist, zur Saison 2026/27 nach Trinec zurückzukehren.

Sein Vertrag dort ist nicht aufgelöst, sondern nur sistiert. Vozenilek war der Wechsel so wichtig, dass er die Hälfte der für den Transfer nötigen tiefen sechsstelligen Summe selbst bezahlte.

Und das, obwohl er in Zug kaum mehr verdient als in Trinec. Er sagt: «Ich will mich verbessern und brauchte eine neue Herausforderung.» Noch vor vier Jahren hatte er in der zweiten Liga bei Litomerice gespielt. Man kann verstehen, dass er jetzt keine Zeit mehr verschwenden will.

Daniel Vozenilek
Für Daniel Vozenilek bleibt die NHL ein Ziel für die Zukunft. - keystone

Nachdem ihn Kläy per Facetime-Anruf eine Tour durch die mondäne Zuger Infrastruktur gab, unterschrieb er für zwei Jahre. Da die KHL aufgrund des russischen Angriffskriegs keine Option gewesen sei, habe er in die Schweiz gewollt; die National League sei für ihn die beste Liga Europas.

«Bei den Gegnern der meistgehasste Spieler der Liga»

Für den EVZ hat sich Vozenilek als absoluter Glücksgriff entpuppt. Er bereichert die Mannschaft mit seinen 1,9 Metern und 98 Kilo um jenes Sandpapier-Element, welches dieser seit dem Abgang von Justin Abdelkader gefehlt hat.

Und neben aller Wasserverdrängung und Einschüchterungspotenzial ist der Tscheche auch ein gefürchteter Skorer. Im Oktober traf er in elf Spielen in Folge und stellte damit einen Klubrekord auf.

Der Trainer Dan Tangnes sagt über ihn: «Als wir zum ersten Mal über ihn diskutierten, war ich skeptisch. Er bringt sehr viele Qualitäten mit. Aber ich wusste nicht, ob er schnell genug ist für diese Liga. Ist er offensichtlich schon. Er ist ein enormer Gewinn für unsere Mannschaft. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er bei den Gegnern der meistgehasste Spieler der Liga ist.»

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EVZ-Trainer Dan Tangnes über Vozenilek: «Als wir zum ersten Mal über ihn diskutierten, war ich skeptisch. Ich wusste nicht, ob er schnell genug ist für diese Liga.» - keystone

«Ich hoffte auf einen Wechsel in die NHL, aber der erhoffte Ein-Weg-Vertrag wurde nicht offeriert», sagt Vozenilek.

Vozenilek provoziert oft und gerne; wenn er auf dem Eis steht, passiert eigentlich meistens etwas. Fernab des Rinks ist er dagegen ein ruhiger, fast schüchterner dreifacher Familienvater.

Schon mit 21 gründete er mit seiner Partnerin eine Familie, nachdem ihm Teamkollegen dazu geraten hatten. «Sie klagten darüber, dass sie mit Mitte 30 nicht mehr genug Energie für die Kinder hätten und ständig müde seien. Ich wollte vermeiden, dass mir das auch passiert», sagt Vozenilek.

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Daniel Vozenilek (l.) provoziert oft und gerne. Wenn er auf dem Eis steht, passiert eigentlich meistens etwas. - keystone

Vielleicht ist es auch diese Balance, die den kräftigen Angreifer so unwiderstehlich macht. Die Frage ist, ob er im Sommer erneut aus einem laufenden Vertrag heraus weiterziehen könnte – dieses Mal in Richtung NHL.

Tangnes sagt: «Er ist gross, stark, beweglich und skort. Was will man mehr? Er der Prototyp eines NHL-Flügels.» Darauf angesprochen zieht Vozenilek die Schultern hoch und sagt, die NHL bleibe sein Ziel, das sei aktuell aber alles weit weg.

Zunächst will er versuchen, mit dem EVZ eine ebenso geschichtsträchtige Saison zu erleben wie zuletzt mit Trinec.

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Hinweis: Dieser Artikel von Autor Nicola Berger ist zuerst im Schweizer Hockey-Magazin «SLAPSHOT» erschienen.

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