Gelähmter Eishockey-Profi verklagt Gegenspieler
Ein gelähmter Eishockey-Spieler verklagt nach einem schweren Unfall seinen Gegenspieler auf Schmerzensgeld. Dieses Verfahren könnte weitreichende Folgen haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Mike Glemser verletzte sich bei einem Eishockeyspiel schwer.
- Durch einen Zweikampf mit Jan-Niklas Pietsch ist der ehemalige Stürmer gelähmt.
- Der Fall geht nun vor das Landgericht München II.
Am 3. Februar 2023, während eines intensiven Eishockeyspiels zwischen dem SC Riessersee und den Starbulls Rosenheim, ereignet sich ein dramatischer Zwischenfall. Bei einem Zweikampf checkt Jan-Niklas Pietsch (33), Verteidiger des SC Riessersee, den Rosenheimer Stürmer Mike Glemser (26) von der Seite.
Glemser stürzt dabei mit dem Kopf voraus in die Bande. Die Folgen des Aufpralls sind verheerend. Der Stürmer bricht sich den vierten und fünften Halswirbel und ist seitdem vom Hals abwärts gelähmt. Pietsch bekommt aufgrund des Vorfalls eine fünfminütige Strafe und Glemser muss sich mehreren Operationen unterziehen.
Der gelähmte Eishockey-Profi verklagt seinen Gegenspieler vor dem Landgericht München II auf 650'000 Euro (605'000 Franken) Schmerzensgeld. Der Gesamt-Streitwert beläuft sich auf insgesamt 822'000 Euro und könnte damit richtungsweisend für ähnliche Fälle in Zukunft sein.
Zusätzlich fordern Glemsers Anwälte, dass Pietsch für alle zukünftig auftretenden Folgeschäden aufkommen muss. Bemerkenswert ist in diesem Kontext ein Interview, das Glemser einige Monate nach dem Unfall der «Bild» gegeben hatte. Darin meinte er, Pietsch solle sich keine Vorwürfe machen, da solche Checks zum Sport dazugehören.
Gerichtsurteil könnte weitreichende Folgen haben
Es ist nicht zu übersehen, dass diese Gerichtsverhandlung eine potenzielle juristische Wende für alle Kontakt-Sportarten einleiten könnte. Sollte Glemser diesen Fall gewinnen, könnten Fouls, die zu Verletzungen führen, künftig als Körperverletzungen eingestuft werden.
Pietsch wird in dieser Situation durch den Sportrechtler Wolfram Cech verteidigt. Er ist weder vor noch nach dem Unfall als unfairer oder brutal agierender Spieler aufgefallen. In den vergangenen zehn Spielzeiten sammelte er im Schnitt nur 33 Strafminuten pro Saison. Das kann für einen Verteidiger durchaus als angemessen betrachtet werden.