Langnau und die Lehren aus der ersten Playoff-Teilnahme
Die SCL Tigers sind noch nicht fertig. Der erste Halbfinal-Puck von Lausanne wurde am Dienstag von den Langnauern nicht nur abgewehrt, sondern abgeschmettert.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SCL Tigers nutzten einen Rückstand nach 60 Sekunden als Weckruf und erteilten dem fehleranfälligen Favoriten beim 5:1-Auswärtssieg eine Lektion.
«Beton-Hockey» lautete einst die abschätzige Bezeichnung der Langnauer Spielweise. Längst haben sich die bissigen Emmentaler aber das Gütesiegel «strukturiert zum Erfolg» erworben. Und imponieren an guten Tagen auch mit ihrem Offensiv-Ertrag.
«Wir wollten jeden Puck aufs Tor bringen, da wir zuletzt nicht mehr so viele Tore erzielt hatten», sagte der Langnauer Doppeltorschütze Nolan Diem, der am Dienstag erst seine Saisontore Nummer 4 und 5 erzielte.
Lausannes hochkarätige Linie um Joël Vermin, die neun der zwölf Playoff-Tore des Qualifikations-Dritten erzielte, blieb gegen die zweikampfstarken Gäste wirkungslos. Die Emmentaler können nun am Donnerstag in der Playoff-Viertelfinalserie daheim zum 3:3 ausgleichen.
Dass Langnau nach drei Niederlagen in Folge mit dem zweiten Auswärtssieg in Lausanne das Ausscheiden aus den Playoffs vermied, nahm der Langnauer Trainer Heinz Ehlers gelassen zur Kenntnis. «Das liegt im Charakter meiner Spieler.» Der unlängst zum besten Trainer der Liga gewählte Däne spielt seinen Einfluss in der Kabine herunter. Die Spieler hätten sich selbst aufgerichtet und gegenseitig gepusht.
«Nach Siegen oder Niederlagen rede ich ohnehin nicht sofort mit der Mannschaft. Ich denke, dass es manchmal besser ist, eine Nacht darüber zu schlafen.» Bedeutsam sei zudem bei Niederlagen für ihn, bei der Video-Analyse auch auf positive Sachen hinzuweisen.
Gelassener als Ehlers nach der Partie in Lausanne kann man nach Siegen gegen aussen kaum wirken. Doch die Genugtuung beim Dänen wird beträchtlich sein. Denn bei Lausanne hatte Ehlers vor drei Jahren seinen Kasten trotz beachtlichem Erfolg bei seinerzeit noch vermeintlich geringeren Ansprüchen räumen müssen.
Doch seit Ehlers' Abgang hielt sich bei den Waadtländern kein Trainer mehr zwei Saisons lang. Trotz aufgerüstetem Kader fiel der Erfolg bislang bescheiden (Viertelfinal-Out vor zwei Jahren gegen Davos in vier Spielen, Abstiegsrunde im Vorjahr) aus.
Dagegen wird das demütige Langnau unter Ehlers immer besser. Nicht nur, weil der Coach ein Disziplin-Fanatiker ist und Systemtreue schätzt, sondern, weil er jeden Spieler gleich behandelt. Selbst Schlüsselspieler Chris DiDomenico erhält keine Sonderprivilegien. Der ebenso geniale wie impulsive Kanadier musste auch schon als überzähliger Ausländer zuschauen.
Apropos Ausländer. Die zweite Playoff-Qualifikation der Emmentaler in der obersten Spielklasse ist auch darauf zurückzuführen, dass die sie von Saisonbeginn auf fünf Importspieler im Kader setzten. Statistiken aus der National League belegen, dass Teams, die verletzungsbedingt mit drei oder gar noch weniger Ausländer antreten mussten, mehr Punkte einbüssten als jene Teams, die mit vier Ausländern spielten. Für die kommende Saison stehen bei den SCL Tigers bereits drei der fünf entsprechenden Engagements fest.
DiDomenico und der Finne Harri Pesonen haben noch gültige Verträge, der Amerikaner Robbie Earl kommt von Biel. Der Kanadier Aaron Gagnon und der Finne Eero Elo stehen für eine Vertragsverlängerung zur Diskussion, wobei vorab Gagnon auch innerhalb der Kabine einen Leader-Status innehat.
In den ersten Playoffs in der obersten Spielklasse im Jahre 2011 hatten die Langnauer noch als «Party-Tiger» gewirkt und waren sie gegen Kantonsrivale SC Bern sieglos geblieben. Acht Jahre später nimmt man bei den Emmentalern eine konzentrierte Entschlossenheit wahr. «Es wäre schön, nun wieder einmal daheim zu gewinnen», sagt Ehlers trocken.
Im Gegensatz zu 2011 scheint die Nachhaltigkeit der sportlichen Substanz vorhanden. Der frühere Sportchef Jörg Reber legte in seiner Amtszeit unter anderem mit den längerfristigen Verträgen der Goalies Ivars Punnenovs (derzeit verletzt) und Damiano Ciaccio eine Basis. Vorab der in dieser Saison so starke Ciaccio war daran beteiligt, dass Langnau in der Qualifikation am drittwenigsten Tore kassierte.
Zudem verfügt Langnau mit Geschäftsführer Peter Müller über einen Mann in der Teppichetage, dessen Arbeit intern hoch geschätzt wird. Jede Rechnung bei Langnau werde fristgerecht beglichen, heisst es aus der Vereinsführung. Diese will auch künftig die Bodenhaftung im Klub bewahren.