SCB: Das macht SCB-Trainer Tapola besser als seine Vorgänger
Es war fünf vor zwölf für den SCB – er schien in den letzten Jahren unterzugehen. Nun hat sich das Blatt gewendet: Trainer Jussi Tapola hat grossen Einfluss.
Das Wichtigste in Kürze
- Unter Jussi Tapola (49) zeigt der SCB jetzt schon positive Resultate und Konstanz.
- Die Offensive der Mutzen muss sich aber noch verbessern.
- Auch bei der Causa Henauer ist der Finne nicht unschuldig.
Nach elf Spielen liegt der SCB auf dem guten dritten Rang. Nach vier enttäuschenden Jahren bringt Jussi Tapola, der neue Trainer der Berner, das Schiff wieder auf Kurs.
Wie Nau schon vor zwei Wochen berichtete, stimmt der Trend beim SCB. Die Spieler lernen Tapolas System kennen und die Arbeit beginnt zu fruchten. Auch die bemängelte Konstanz wird schrittweise besser.
«Er ist eine grosse Persönlichkeit, die den Spieler mit einbezieht. Aber trotzdem seine Linie hat», sagte Verteidiger Samuel Kreis gegenüber SRF.
Eigenschaften, die es für Erfolge zwingend braucht. Ein Trainer muss seine Spieler mit Offenheit, Vertrauen, Fairness und Gewissenhaftigkeit führen. Das zeichnet Jussi Tapola aus. Und diese Eigenschaften hatten viele seiner Vorgänger nicht.
Nicht umsonst hat Tapola einen hervorragenden Leistungsausweis: Er erreichte in den letzten 13 Saisons elf Playoff-Finals.
Bei einer genaueren Betrachtung der Tordifferenz gibt es beim SCB noch Gesprächsbedarf: Die Mutzen schossen in elf Spielen 30 Tore – nur zwei Teams in den Top 10 schossen weniger Treffer.
Wieso kann der SCB trotzdem auf dem dritten Rang stehen? Die Antwort liegt auf der Hand: Die Defensive ist konstant besser geworden als in den Vorjahren.
In der Offensive scheint das eine Rad noch nicht ganz ins andere zu greifen. Aber das hat noch ein wenig Zeit, solange gute Resultate vorzuweisen sind. Grund zur Panik gibt es auch noch nicht.
Es heisst ja nicht umsonst: Mit einer guten Offensive gewinnt man Spiele und mit einer guten Defensive gewinnt man Meisterschaften.
In der Offensive des SCB geht es noch holprig zur Sache
Tapolas Handschrift wird immer ersichtlicher. Nur in der angesprochenen Offensive hapert es noch. Ein Grund dafür: Nicht alle Ausländer performen auf höchstem Niveau und klar, auch die Verletzungen kommen hinzu.
Zudem zeigt ein Blick auf die Statistik, dass das im Eishockey immens wichtige Powerplay noch nicht genügend ist. Der SCB liegt an zehnter Stelle mit einer Powerplay-Erfolgsquote von 14,81 %. Zum Vergleich: Ambri-Piotta als Leader in dieser Statistik weist einen Wert von 33,33 % auf.
Was erfreulich zu sehen ist: Zwei jüngere Spieler des SCB stehen auf der internen Skorerliste auf Platz zwei und vier. Mit Marco Lehmann (24) und Benjamin Baumgartner (23) haben somit zwei Youngsters viel Eiszeit und Verantwortung. In der Vergangenheit – Fehlanzeige.
Die Causa Mika Henauer
Dass nicht alles goldig ist, was glänzt, zeigt das Theater rund um das Eigengewächs Mika Henauer (23). Es gelang dem «grossen» SCB nicht, den Verteidiger im System einzubauen. Das grenzt an Unverständnis.
Auch, weil er nicht das erste Berner Talent ist, das zu einem anderen Team wechseln muss, um Karriere zu machen. Andere Beispiele sind André Heim, Yanik Burren, Luca Hischier oder Marco Müller.
Da muss sich auch Trainer Jussi Tapola verantworten. Er ist nicht der Erste, der nicht auf Eigengewächse setzt, aber auch er macht das nicht besser als seine Vorgänger. Liegt das vielleicht an der Vereinsphilosophie?
Henauer hätte man gut brauchen können. Das zeigen auch die durchschnittlichen Eiszeiten: Gleich drei SCB-Verteidiger spielen durchschnittlich mehr als 21 Minuten pro Spiel – viel zu viel.
So gut Tapola in der Offensive die Eiszeiten aufteilt, so wenig funktioniert das in der Defensive. Wenn sich das nicht rächt...
Alles in allem geben wir Jussi Tapola eine gute Note: 5+. Das Erreichen der Playoffs sollte in dieser Form kein Problem darstellen.