SCB: Marc Reichert sieht in Goalie Tomi Karhunen die ideale Lösung
Das Wichtigste in Kürze
- Der SCB holt Goalie Tomi Karhunen und gewinnt sofort drei der letzten vier Spiele.
- Aus der Sicht von Marc Reichert reagierte der Meister genau richtig.
- Der ehemalige SCB-Spieler schreibt auf Nau.ch regelmässig über Eishockey.
Anfang November und nach vier Niederlagen in Folge sah es für den SCB zappenduster aus. Zwischenzeitlich drohte gar der Absturz auf den letzten Tabellenrang. Nun geht es beim amtierenden Schweizer Meister aber wieder aufwärts.
Denn zuletzt feierte der SCB gegen die Top-Teams Lausanne und Genf sowie im Strichkampf gegen Fribourg wichtige Siege. Marc Reichert zum Neustart mit dem neuen SCB-Goalie:
«Der Aufwärtstrend begann Ende November – ziemlich genau mit der Verpflichtung von Goalie Tomi Karhunen. Ich bin weiterhin der Meinung, dass der SCB zurecht versuchte, mit zwei Schweizer Torhütern die Saison zu bestreiten. Den Grund für die Misere nur bei den Goalies zu suchen, wäre unfair. Denn zum Siegen und Verlieren trägt eine ganze Mannschaft bei.
Dennoch finde ich den Entscheid der Clubführung absolut richtig. Die Berner wirkten verunsichert. Der Zuzug des Finnen wird den «Mutzen» neue Impulse geben.
Die Spieler müssen wieder mehr gemeinsam erarbeiten und sich absprechen, um die Abstimmung in der Defensive zu finden. Genau diese Abstimmung fehlte zuletzt zwischen Niklas Schlegel (mittlerweile bei Lugano) sowie Pascal Caminada und den Spielern. Die Verteidiger wollten ihrem Schlussmann oft zu viel Unterstützung geben. Und agierten so zu zögerlich und waren die entscheidende Sekunde zu spät.
«Karhunen ist für den SCB die genau richtige Lösung»
Mit Tomi Karhunen, welcher von den Lahti Pelicans in die Bundesstadt kam, fand der SC Bern die ideale Lösung. Der 30-Jährige ist erfahren und wollte unbedingt nach Bern wechseln. Dies bestätigen seine Worte: ‹Als sich die Gelegenheit auftat, zu einem von Europas grössten Vereinen zu wechseln, wollte ich sie ergreifen.›
NHL-Keeper Cory Schneider, der als möglicher Kandidat galt, hätte vielleicht eine CH-Lizenz gehabt, wäre aber die kostspieligere Variante gewesen. Dazu konnte der 33-Jährige bei New Jersey nicht mehr überzeugen und kämpfte mit einer Verletzung.
Ebenfalls stachelt Karhunen den Konkurrenzkampf unter den Ausländern an. Topskorer Mark Arcobello ist gesetzt. Andrew MacDonald, Andrew Ebbet und Jan Mursak müssen nun aber um ihre Spielzeit kämpfen. Dazu erhalten mit einem ausländischen Torhüter die jungen Schweizer Feldspieler die Chance sich aufzudrängen.
«Ich sehe Parallelen zur Saison 2015/16»
Ich sehe aktuell Parallelen zur Saison 2015/16. Auch damals mühten sich die Berner in der Quali ab und rutschten als Achter gerade noch in die Playoffs.
Ebenfalls wurde vor vier Jahren mit Jakub Stepanek zum etwa gleichen Zeitpunkt ein ausländischer Goalie verpflichtet. Der Tscheche bekundete zu Beginn allerdings grosse Mühe – steigerte sich, wie das ganze Team, dann aber. Und spätestens nach dem Sieg im ersten Playoff-Viertelfinalspiel im Penaltyschiessen auswärts in Zürich agierte Stepanek überragend. Am Ende wurde er mit dem SCB Meister und war einer der Hauptverantwortlichen für den Triumph.
Ich bin zuversichtlich, dass dem SCB nicht das gleiche Schicksal widerfährt wie dem ZSC letzte Saison. Der SC Bern tun aber gut daran, jetzt nicht in Euphorie zu verfallen. Die Saison ist noch lang und es warten noch viele schwierige Spiele. Die Weichen, um die Playoffs trotz allem zu erreichen, sind aber definitiv gestellt.»
*Marc Reichert hat für den SCB, Ambri und Kloten insgesamt 1022 Spiele in der National League A bestritten. Er feierte vier Meistertitel. Reichert ist Eishockey-Experte für das SRF.