Weiterkämpfen in Ambris DNA verankert
Das Wichtigste in Kürze
- Das Weiterkämpfen ist bei Ambri in der DNA verankert.
«Wir kämpfen bei Ambri seit jeher ums Überleben und nicht nur, um zu gewinnen. Das sind wir uns gewohnt», sagt Ambris Trainer Luca Cereda gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
0:2 liegt Ambri-Piotta in der Best-of-7-Playoff-Viertelfinalserie zurück. Die 2:3-Heimniederlage vom Dienstag soll nicht der Anfang vom Ende vom Playoff-Abenteuer gewesen sein - auch wenn es schon die sechste in Folge gegen Biel war. Doch es war die bislang klar beste Saisonleistung in einem Duell gegen die Seeländer.
Der grösste Fehler vom Dienstag aus Ambris Sichtwarte war das Resultat. Für Cereda war die Niederlage «unverdient.» Aber er weiss auch, dass es im Leben vorkommen kann, dass man nicht den Lohn für seine Anstrengungen erhält. «Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder Du gibst auf. Oder Du bleibst dran und kämpfst weiter. Wir bleiben dran und werden weiterkämpfen.»
Beim 1:3 im ersten Spiel in Biel habe noch die Kompaktheit gefehlt. «Da gewährten wir Biel zuviel Spielraum.» Dies hätte sich nun geändert. Und die Energiereserven seien vom aufreibenden Kampf um einen Playoff-Platz längst nicht erschöpft. «Physisch sind wir noch absolut da. Und wir haben noch Hunger. Wir sind nicht einfach zufrieden, dass wir in den Playoffs stehen.»
Der Bieler Goalie Jonas Hiller nimmt diese Kampfansage ernst: «Ambri gibt nie auf. Das macht dieses Team unberechenbar. Sie werden auch in Biel mit Vollgas kommen. Wir müssen wieder bereit sein, hart zu spielen und viel Energie aufs Eis bringen. Ansonsten kehrt das schnell.»
Und Hiller könnte wieder wie im Herbst 2017 zum «Seeland-Vulkan» mutieren, als er während einer sich anbahnenden Heimniederlage gegen Zug aus Wut über die Nachlässigkeiten seiner Vorderleute die Stockschaufel am Gehäuse zertrümmerte.
Hiller besass damit seinen Anteil an der danach einsetzenden Metamorphose der Mannschaft. Denn aus dem Playoff-Wackelkandidaten jener Tage ist Biel zu einem Spitzenteam gewachsen. Qualifikations-Dritter, Playoff-Halbfinalist und Qualifikations-Vierter sind seither die Eckdaten.
Und bei der aktuell sechs Spiele umfassenden Siegesserie über Ambri ist der Goalie-Veteran der Bieler Erfolgsgarant. Erstmals seit Beginn dieser Serie hatte der frühere NHL-Keeper am Dienstag mehr als ein Gegentor gegen die Leventiner zugelassen. Dennoch imponierte der 37-Jährige wiederum mit mehreren Schlüsselparaden, vorab gegen Liga-Topskorer Dominik Kubalik. «Mit dem 1:1 nach zwei Dritteln waren wir sicher nicht schlecht bedient. Doch nach dem 1:2-Rückstand im Schlussdrittel konnte jeder bei uns sein Niveau nochmals erhöhen», betonte Hiller.
Hillers Teamkollege Beat Forster (36), der schon fünf Mal mit Davos und einmal mit den ZSC Lions Meister war, spricht von einem Ambri, das den Seeländern am Dienstag alles abverlangt hätte. «Die sind noch längst nicht abzuschreiben. Wir müssen wieder 100 Prozent geben.»
Die zurückliegenden Leventiner können sich bei ihrer geplanten Aufholjagd ein Beispiel an den Seeländern nehmen. Diese lagen gegen Ambri im Playout-«Halbfinal» von 2011 selbst 0:2 zurück und kehrten damals unter Kevin Schläpfer die Serie zum vorzeitigen Klassenerhalt noch mit vier Erfolgen in Serie (4:2).
Der ewige Underdog Ambri-Piotta will nun eine Stufe höher seine Playoff-Flaute beenden. Die Tessiner hatten ihre letzte Playoff-Serie, 2014 gegen Fribourg-Gottéron, sieglos beendet. Es war das sechste Playoff-Viertelfinal-Ausscheiden in Folge. Seit 2000 gewannen die Biancoblu keine Playoff-Serie mehr.
Gar ein Alptraum war für den Dorfklub die vorletzte Playoff-Serie, als die Nordtessiner 2006 gegen ihren Kantonsrivalen Lugano mit 3:0 Siegen führten. Und dann in der vierten Partie Hnat Domenichelli kurz vor Ende der regulären Spielzeit das einfach zu erzielen gewesene Siegtor verpasste. Ambri verlor dann in der Verlängerung. Und die Serie kippte noch. Lugano nützte den spektakulären Turnaround und marschierte zu seinem bis heute letzten Meistertitel.
Es war die siebte Niederlage im siebten Playoff-Vergleich für Ambri gegen den Erzrivalen. Bitterer als jenes Out war für Ambri nur noch die einzige Finalserie der Leventiner, in der sie 1999 gegen Lugano mit 1:4 unterlagen.
Aus jener Zeit datieren auch Ambris letzte Europacup-Teilnahmen; 1998 und 1999 gewann man jeweils die Finalturniere um den Continental Cup im slowakischen Kosice und Berlin unter anderen mit Beteiligung der russischen Teams von Kasan und Omsk. Dazwischen auch einmal den europäischen Super-Cup vor eigenem Publikum gegen Magnitogorsk.
Sollte nun ein Team aus den Top 4 der National League oder gar Ambri selbst und erstmals Meister werden, dürften die Leventiner als fünfte Mannschaft aus der National League an der kommenden Champions League teilnehmen. Das wiederum wäre Neuland für das altehrwürdige Valascia-Stadion von Ambri-Piotta.