Lothar Matthäus: «Loddar» wird 60 Jahre alt
Happy Birthday, «Loddar»! Der einstige deutsche Weltfussballer Lothar Matthäus wird heute Sonntag 60 Jahre alt – und ist mit sich selber im Reinen.
Das Wichtigste in Kürze
- 1990 führt Lothar Matthäus die deutsche Nationalmannschaft zum Weltmeistertitel.
- Bis heute ist «Loddar» Rekord-Natispieler Deutschlands – und wird heute 60-jährig.
Als Fussballer war Lothar Matthäus einer der Besten der Welt. Als Mensch wird er zumindest in Deutschland teilweise noch immer belächelt.
Kurz vor seinem 60. Geburtstag kamen nun auch noch die Bundestrainer-Gerüchte hinzu. Er lässt sich auch durch Corona nicht davon abbringen, fast jeden Tag joggen zu gehen.
«Ich war gestern wieder elf Kilometer», erzählt er am Telefon. Ein «Geschenk Gottes» sei das nach einer so intensiven Karriere als Profisportler. Wenn Lothar Matthäus nicht läuft, spielt er oft Fussball mit seinem jüngsten Sohn Milan. Oder redet über Fussball im TV-Studio als Sky-Experte.
Lothar Matthäus hat fast alles gewonnen
«Ich glaube schon, dass ich wunschlos glücklich sein kann», sagt er. Es könnte es also kaum besser für ihn laufen. Wenn da nicht die Sache mit dem Bundestrainer-Job wäre. Von aussen betrachtet könnte man sich die Frage stellen: Was will Matthäus eigentlich noch?
Gar nichts, wie er selbst sagt. Es gibt nur wenige Titel im Fussball, die der Rekord-Nationalspieler nicht gewonnen hat. Er absolvierte etliche Partien für seinen einstigen Herzensclub Borussia Mönchengladbach. Zudem für den grossen FC Bayern München oder das damals noch etwas grössere Inter Mailand.
In Italien krönte der Hausmeistersohn aus dem fränkischen Herzogenaurach mit dem WM-Titel 1990 seine aussergewöhnliche Karriere. Auch deshalb muss Lothar Matthäus längst nicht mehr müssen.
Bundestrainer mit 60 Jahren?
Doch der nahende Rückzug von Joachim Löw brachte ihn plötzlich zurück ins Spiel. Seit klar ist, dass der Bundestrainer aufhört, hat Lothar Matthäus mehrfach Gesprächsbereitschaft signalisiert. Obwohl er eigentlich nichts mehr will – unterstützen würde er den deutschen Fussball selbstverständlich jederzeit.
«Ich bin jemand, der gerne hilft. Wenn ich das Gefühl hätte, dass die Verantwortlichen geschlossen dahinter stehen, dann würde ich mir Gedanken machen.» Das sagte «Loddar» jüngst bei Sky. Ob es so kommt, bleibt abzuwarten.
Fast zehn Jahre ist es her, dass Matthäus letztmals als Trainer gearbeitet hat. Im Vergleich zu seiner Spielerkarriere lesen sich seine Trainerstationen wie ein sportlicher Abstieg. Partizan Belgrad, Athletico Paranaense, Maccabi Netanja oder die Nationalmannschaft Bulgariens sind dabei.
«Ich mag die Neidgesellschaft nicht»
Als Spieler war Matthäus Weltfussballer, als Trainer gewann er die serbische Meisterschaft. Es sind auch diese Unterschiede, die das öffentliche Bild des einstigen Ausnahmekönners zumindest in Deutschland verzerrten.
Die Menschen in Italien verheren ihn noch heute als «Grande Lothar» verehren. In Deutschland wird der gelernte Raumausstatter gerne «Loddar» genannt. Man lächelt hierzulande noch immer über Matthäus und über seinen fränkischen Akzent.
Er weiss um all diese Dinge und um ihren Umgang damit in Deutschland. «Boris Becker, Franz Beckenbauer. Wir alle machen Fehler, aber wir Deutsche freuen uns, wenn ein Prominenter erwischt wird. Diese Neidgesellschaft mag ich nicht», sagte er im «Kicker»-Interview.
Auch der «Kaiser» würde «Loddar» als DFB-Trainer sehen
Einige lächeln schon über die Gerüchte um Matthäus als Bundestrainer, wo er doch noch keinen Bundesligisten trainiert hat. Dabei hat er in den vergangenen Tagen lediglich auf Fragen geantwortet, die ihm immer wieder gestellt wurden. «Warum nicht Lothar?», meinte auch Franz Beckenbauer in der «Bild».
Er ist mit sich und seinem Leben im Reinen. «Man kann nie alles erreichen. Soll ich deswegen sagen, ich wäre lieber zweimal Weltmeister geworden? Nein, ich bin gesund, das ist das Wichtigste», sagt er.
«Ich habe richtige Wege gewählt.» Wohin diese Wege ihn noch führen, weiss er selbst nicht. Will er auch gar nicht, weil er zufrieden ist. Dass er nun 60 wird, gehe er «ganz gelassen mit einem Schmunzeln» an.