Olympique Marseille: Schuldzuweisungen nach Abbruch gegen Nizza
Das Spiel zwischen Olympique Marseille und Nizza endet im Fiasko: Nach einem Platzsturm der Fans muss das Derby abgebrochen werden. Wer trägt die Schuld?
Das Wichtigste in Kürze
- Nizza und Marseille weisen sich gegenseitig die Schuld an den Ausschreitungen zu.
- Das Spiel zwischen den beiden Teams musste nach einem Platzsturm abgebrochen werden.
Flaschenwürfe und Fans, die das Feld stürmen und Spieler attackieren! Dass bei den Ausschreitungen beim Spiel Nizza gegen Olympique Marseille offenbar niemand ernsthaft verletzt wurde, scheint reines Glück zu sein.
Inzwischen untersucht Nizzas Staatsanwaltschaft die Vorfälle, wie die Nachrichtenagentur «AFP» am Morgen nach dem Spiel meldet. Drei Minderjährige wurden laut dem Sender «BFMTV» noch am Sonntagabend vorläufig festgenommen. Sie sind aber wieder auf freiem Fuss.
Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu äussert sich beim Sender Franceinfo. «Eine rote Linie ist überschritten worden.» Die Liga kündigt an, die Clubs nach den «schwerwiegenden Zwischenfällen» vor die Disziplinarkommission zitieren zu wollen.
Hitzige Atmosphäre bei Nizza gegen Olympique Marseille eskaliert
Was ist passiert? Nizza empfängt Olympique Marseille. Es ist das zweite Mal nach langer Monaten der coronabedingten Abstinenz, dass die Nizza-Fans wieder in ihr Stadion dürfen.
Doch schnell wird die Partie überschattet von unfairen Aktionen: Immer wieder werfen Anhänger von OGC Nizza Gegenstände aufs Spielfeld. Beim Stand von 1:0 für Nizza wird Dimitri Payet von einer Plastikflasche am Rücken getroffen. Und geht zu Boden.
Wutentbrannt schleudert er kurz darauf mehrere Plastikflaschen zurück Richtung Fan-Tribüne. Andere Teamkollegen eilen ihm zur Seite.
Platzsturm und Attacken gegen Spieler
Es folgt der Dammbruch: Dutzende Nizza-Anhänger stürmen aufs Feld, es kommt zu Handgemengen zwischen Fans und Spielern beider Clubs.
Die Spieler verlassen schliesslich das Feld. Als nach etwa einer Stunde Unterbrechung die Partie weitergehen soll, weigern sich die Spieler von Olympique Marseille, zurückzugehen.
«Wer hätte dorthin zurückkehren wollen? Wie kann man die Spieler nicht verstehen?», schreibt dazu die Sportzeitung «L'Equipe». Bilder, die das Blatt online veröffentlicht, zeigen Verletzungen mehrerer Spieler.
Verteidiger Luan Peres und Mittelfeldspieler Mattéo Guendouzi haben Abschürfungen am Hals. Und Payet, der von der Flasche getroffen wurde, hat Kratzer am Rücken.
Marseilles Bürgermeister schockiert
«Man spielt nicht Fussball wie man in den Krieg zieht», sagt Marseilles Bürgermeister Benoît Payan dem Sender Franceinfo. «Ich werde heute die Sportministerin anrufen, um ihr zu sagen, wie ich die Dinge sehe. Und um ihr zu sagen, dass das, was passiert ist, nicht zu tolerieren ist.»
Die Vorfälle liessen den Fussball in einem erbärmlichen Licht erscheinen. Und genauso erbärmlich seien auch die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen im Stadion in Nizza gewesen.
Doch aus Nizza kommen Schuldzuweisungen in die andere Richtung. «Ich glaube, das, was das Fass zum Überlaufen gebracht hat, war die Reaktion zweier Spieler aus Marseille. Nämlich Flaschen in Richtung unserer Fantribüne zu werfen.» Das sagt der OGC-Präsident Jean-Pierre Rivère noch bei einer Pressekonferenz nach dem Spiel.
Der Spielabbruch sei übertrieben gewesen. Er selbst habe während der Unterbrechung Sicherheitsgarantien der Fans eingeholt. «Ich bin überzeugt, dass es sehr gut gelaufen wäre.»