Rashford setzt Premierminister Johnson unter Druck
Nicht nur auf dem Fussballplatz für Manchester United und die englische Nationalmannschaft ist Marcus Rashford ein Star. Mit seinem hartnäckigen Einsatz gegen Kinderarmut setzt der 23 Jahre alte Stürmer auch die britische Regierung unter Druck.
Das Wichtigste in Kürze
- Marcus Rashford 2, Boris Johnson 0. Schon zum zweiten Mal hat der englische Fussball-Nationalspieler den britischen Premierminister zum Einlenken bewegt.
Johnson rief Rashford am Wochenende sogar persönlich an, um ihm mitzuteilen, dass seine Regierung 170 Millionen Pfund (ca. 190 Millionen Euro) investieren will, um bedürftigen Familien mit kostenlosen Schulessen und mit Gutscheinen für Lebensmittel und Heizkosten durch den Winter zu helfen. Rashford hatte sich wochenlang hartnäckig dafür eingesetzt.
Schon im Sommer hatte der Stürmer von Manchester United mit einem offenen Brief an britische Abgeordnete erwirkt, dass Kinder aus bedürftigen Familien während der Schulferien Essensgutscheine und Hilfspakete bekommen. Die Regierung hatte diese Hilfeleistungen, die während der Corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen ins Leben gerufen wurden, einstellen wollen. Schliesslich gab sie dem Drängen des 23-jährigen Rashford und dem öffentlichen Druck nach.
So war es auch dieses Mal. «Ich hatte ein gutes Gespräch mit dem Premierminister», berichtete Rashford nach Johnsons Anruf, «und ich begrüsse die Schritte im Kampf gegen Kinderarmut in Grossbritannien sehr.» Manchester United hatte da gerade mit 3:1 beim FC Everton gewonnen. Wahrscheinlich hat sich der Stürmer über Johnsons Nachricht noch mehr gefreut als über den Auswärtssieg.
Und auch das ist Rashford: Nach seinem Erfolg war er darum bemüht, dass auch der Konservative Johnson sein Gesicht wahren kann. «Die Absichten, die die Regierung heute gezeigt hat, sind nur positiv, und das sollte auch anerkannt werden», betonte der Fussballprofi. Das Leben von 1,7 Millionen Kindern im Vereinigten Königreich werde sich in den nächsten zwölf Monaten verbessern.
Anders als viele seiner Premier-League-Kollegen, die bei Twitter, Instagram und Snapchat witzige Videos veröffentlichen, mit schnellen Autos protzen und durch ihr PR-Team belanglose Motivationssprüche posten lassen, steht Rashford ungern selbst im Mittelpunkt. Schon lange legt das Man-United-Eigengewächs seinen Schwerpunkt in sozialen Medien lieber auf soziales Engagement.
Wenn Marcus Rashford spricht, dann stets überlegt und oft ernst. Und er weiss, wovon er spricht. Als Fussballer wurde er zwar zum Millionär, aber aufgewachsen ist er in ärmlichen Verhältnissen mit vier Geschwistern, die Mutter alleinerziehend. Seine Familie war auf Essensgutscheine angewiesen. «Ich möchte nicht, dass irgendein Kind durchmachen muss, was ich durchmachen musste», sagte Rashford. «Und kein Elternteil sollte erleben, was meine Mutter erlebt hat.»
Für sein Engagement zeichnete ihn Königin Elizabeth II. vor einigen Wochen mit dem britischen Ritterorden aus, dem Order of the British Empire. Rashford kündigte daraufhin an, weiter intensiv für die gute Sache zu kämpfen. Mittlerweile ist er nicht nur einer der beliebtesten, sondern auch der einflussreichsten Fussballer auf der Insel. Einer, der sogar Boris Johnson zum Kurswechsel bewegen kann.