WM 70: Jahrhundertspiel Italien – Deutschland jährt sich zum 50. Mal
Der WM-Halbfinal in Mexiko 1970 zwischen Italien und Deutschland (4:3 n.V.) gilt als Jahrhundertspiel. Heute jährt sich die verrückte Partie zum 50. Mal.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute vor 50 Jahren ging das Jahrhundertspiel in Mexiko-Stadt über die Bühne.
- Das WM-Halbfinale 1970 zwischen Deutschland und Italien ist die wohl verrückteste Partie.
- Grund genug dieses Spektakel Revue passieren lassen.
Es war das grosse Fussball-Spektakel des Jahrhunderts: Das dramatische WM-Halbfinale vom 17. Juni 1970 in Mexiko. Zum 50-jährigen Jubiläum lohnt es sich, auf dieses «Spiel des Jahrhunderts» zurückzublicken.
«Keinen Sieger und keine Besiegten»
Ein mexikanischer Fernsehkommentator kommentierte die Partie mit den Worten: «Dieses Spiel geht in die Geschichte ein. Man wird im Estadio Azteka eine Gedenktafel anbringen, auf der Italien und Deutschland steht und das Datum vom 17. Juni 1970. Aber man wird kein Ergebnis nennen, denn das Spiel hatte keinen Sieger und keinen Besiegten.»
Mehr Wahrheit hätten diese Worte nicht enthalten können.
Das Jahrhundertspiel
Bei glühenden 40 Grad brannte die Sonne an diesem besagten Juni-Tag auf die Köpfe, der mehr als 103'000 Zuschauer. Ausgetragen wurde die Partie im Aztekenstadion in Mexiko-Stadt. Das WM-Halbfinale zwischen dem Vizeweltmeister Deutschland und dem amtierenden Europameister Italien war restlos ausverkauft.
Nach acht Minuten gingen die Azzurri durch Roberto Boninsegna in Führung. Die Italiener versuchten ihren frühen Vorsprung auszubauen, was ihnen bis zur Pause nicht gelang. Die deutsche Nationalmannschaft versuchten das Spiel zu kehren. Doch die erdrückende Hitze bewirkte einen schnellen Kräfteverschleiss.
Als sich Franz Beckenbauer 20 Minuten vor Schluss die Schulter ausrenkte, schwand die Hoffnung der Deutschen auf ein Finaleinzug kurzzeitig. Beckenbauer als tragische Spielfigur rührte die Herzen, als er mehr schwankend als springend mit seiner Armschlinge das dramatische Spiel fortsetzte.
Ausgerechnet Italien-Legionär Karl-Heinz Schnellinger (AC Milan) liess das Team von Helmut Schön knapp vor Abpfiff jubeln. Mit einer schönen Flanke von Jürgen Grabowski ebnete Schnellinger den Weg in die Verlängerung.
Dieser Gerd Müller!
Die verrückteste Nachspielzeit begann. Bereits in der 94. Minute schoss Gerd Müller das deutsche Team in Führung. Doch kurz darauf zerschlugen Tarcisio Burgnich und Luigi Riva die Träume von Müller und Co. Spielstand in der 104. Minute: 3:2 für Italien.
Held der Nation, Gerd Müller, wusste den Spiess erneut zu drehen und traf in der 110. Minute zum 3:3-Ausgleich. Während die Deutschen noch jubelten, setzte der eingewechselte Gianni Rivera zum Siegesschuss an. Mit diesem Treffer markierte er den endgültigen und historischen Sieg der Italiener.
Fünf Treffer in der Verlängerung, was für ein Wahnsinn!
Helmut Schön fand nach der Partie kaum noch Worte: «Das war zu viel.» Auch SPD-Abgeordneter Hans Hermsdorf war sichtlich angeschlagen: «Ich bin vom Fussball völlig ruiniert.»
Das Denkmal für die Ewigkeit
Trotz der Niederlage wurde die deutsche Nationalmannschaft wie ein Sieger zelebriert. «Die Deutschen haben es verdient, wie Weltmeister gefeiert zu werden», titelte eine mexikanische Zeitung und die FAZ meinte: «Wer es gesehen hat, wird es nie vergessen.»
Vergessen gehen sollte dieses Spiel wahrlich nicht. Und so erinnert bis heute eine Gedenktafel im Estadio Azteca an das Jahrhundertspektakel. «Das Azteken-Stadion erweist den Nationalmannschaften Italiens (4) und Deutschlands (3), Hauptdarstellern des 'Jahrhundertspiels' vom 17. Juni 1970 bei der Weltmeisterschaft 1970, die Ehre.»