BVB Trainer Lucien Favre zufrieden mit erster Saison
Für ein paar Ferientage zieht sich Lucien Favre in sein Domizil zurück. Entspannt spricht der Waadtländer über die erste Saison mit dem BVB.
Das Wichtigste in Kürze
- Lucien Favre zieht nach seiner ersten Saison mit dem BVB eine positive Bilanz.
- Aber eine Entwicklung sei erst nach einer gewissen Zeit erkennbar.
Lucien Favre findet nach einer intensiven ersten Kampagne mit dem BVB Zeit, sein zehntes Jahr in Deutschland einzuschätzen. «Klar bedauern wir, nicht Meister geworden zu sein. Aber mit etwas Abstand werden alle zum gleichen Schluss kommen: Es war eine gute Saison.»
Favre differenziert in der Aufarbeitung. «Es kamen verschiedene Dinge zusammen, Ausfälle verursachten Schwankungen. Im ersten halben Jahr reizten wir das Limit aus.» Der deutsche Boulevard machte einen Einbruch aus, zweifelte an der Mentalität der Auswahl Favres, der Coach relativiert: «Das Ziel war, nach einem schwierigen Vorjahr wieder Stabilität zu erlangen und sich problemlos für die Champions League zu qualifizieren.»
Für den Chefstrategen des BVB ist der Faktor Erfahrung im knapp verlorenen Zweikampf gegen den Serienmeister Bayern massgeblich. «Ich erinnere mich an die Champions-League-Qualifikation 2017 mit Nice. Wir eliminierten Ajax auswärts, Amsterdam war zu unerfahren. Zwei Jahre später startete die Equipe in ähnlicher Besetzung in der Champions League durch.»
«Eine Entwicklung ist erst nach einer gewissen Zeit erkennbar»
In 24 Monaten sei im Top-Fussball enorm viel zu bewegen. «Zeit zusammen zu verbringen, um Spielzüge einzustudieren, hilft enorm. Eine Entwicklung ist erst nach einer gewissen Zeit erkennbar.» Taktische Abkürzungen und Instant-Methoden passen nicht zum Fussball-Dozenten.
Die kontinuierliche Arbeit im Kollektiv auf dem Platz ist für Favre entscheidend. Die kompromisslose Pflege der Details hält der Romand für unersetzlich. «Genau da wird die Basis gelegt. Zwischen den Partien spreche ich viel, an der Linie bin ich eher ruhig.»
Die Spieler stünden schon genug unter Druck, sagt Favre. «Ich muss nicht zusätzlich für Wirbel sorgen.» Der 61-Jährige kopiert niemanden. Seine Ideen lassen sich ohne Lautstärke vermitteln – auch im manchmal brodelnden Ruhrpott.
Mit Transfer-Philosophie des BVB einverstanden
Favre ist kein Jürgen Klopp. Das wissen die Entscheidungsträger des BVB um Klubchef Hans-Joachim Watzke. Seine Herangehensweise funktioniert anders, er holt die Spieler auf einer anderen Ebene ab. Ihm stehen ein paar Hundert Millionen Euro weniger Transfergeld zur Verfügung als seinem Liverpooler Amtskollegen.
«Dortmund wird nie hundert Millionen Euro für einen Spieler auslegen.» Beunruhigt ist er deswegen nicht: «Mit dieser Philosophie bin ich zu hundert Prozent einverstanden», sagt Favre. In der Regel macht er seine Teams besser. In Echallens, Yverdon, Genf, Zürich, Berlin, Mönchengladbach, Nizza und nun auch in Dortmund fielen die Wertberichtigungen ausnahmslos positiv aus.
Er sorgt sich um die Zukunft des besten Klub-Wettbewerbs, der in Richtung geschlossene Gesellschaft tendiert. Die Reformpläne für die Champions League verfolgt Favre skeptisch. «Eine Elite will das: Das ist nicht gut für den Fussball.»
Und Katar 2022? Die WM im Emirat am Persischen Golf in klimatisierten Stadien? «Darüber will gar nicht erst sprechen.»