Eintracht Braunschweig ist in Deutschland ein Traditionsverein. Der Drittligist hat mit der «Kurvenmutti» einen ganz besonderen Fan.
«Kurvenmutti» Christel Neumann vor dem Braunschweig-Block.
«Kurvenmutti» Christel Neumann vor dem Braunschweig-Block. - imago

Das Wichtigste in Kürze

  • Der deutsche Verein Eintracht Braunschweig hat einen ganz besonderen Fan.
  • Die «Kurvenmutti» geht seit 1967 ins Stadion.
  • Christel Neumann ist beim Drittligisten die gute Seele.
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Am Ende der letzte Saison muss Eintracht Braunschweig den Gang in die Drittklassigkeit antreten. Zuvor gelingt es dem Traditionsklub (Deutscher Meister 1967), sich jahrelang in der 2. Bundesliga zu etablieren. 2013 steigen die Braunschweiger sogar in die Bundesliga auf. Nach dem Abstieg in die 3. Liga muss Trainer Torsten Lieberknecht den Verein nach zehn Jahren verlassen. Viel länger dabei ist aber Christel Neumann, genannt «Kurvenmutti».

Vier Spiele verpasst

Die 74-Jährige besucht im Meisterjahr 1967 erstmals ein Spiel der Eintracht – und wird prompt mit dem Fan-Virus infiziert. «Ich habe in all den Jahren vielleicht vier Auswärtsspiele verpasst», sagt Christel Neumann. «An den Heimspielen bin ich immer, da kann mich auch ein Schnupfen nicht aufhalten». In Braunschweig kennen alle die «Kurvenmutti», wie Neumann seit Jahren genannt wird. Und seit kurzem ist Christel sogar tättowiert: «BTSV» steht gut sichtbar auf ihrem Arm. «Das hat überhaupt nicht weh getan!»

«Kurvenmutti» sammelt Becher

In all den Jahren hat die «Kurvenmutti» etliche Funktionen im Verein bekleidet. Ihren festen Platz im Fanblock – zwischen Ultras, die alle ihre Enkel sein könnten – hat sie erst vor ein paar Jahren aufgegeben. Jetzt sammelt sie auf der Laufbahn im Stadion während dem Spiel Becher ein. Das Ganze dient einem guten Zweck: Die Pfandbecher werden von den Zuschauern absichtlich nach vorne geworfen. Die «Kurvenmutti» sammelt sie dort ein und spendet den Erlös nach jedem Spiel einem guten Zweck. Dabei trägt sie einen weissen Helm, «damit man mich auch von Weitem sieht.»

Christel Neumann trägt einen weissen Helm und sammelt Becher auf.
Christel Neumann trägt einen weissen Helm und sammelt Becher auf. - imago

Jeden Tag im Stadion

Für die 74-Jährige ist Eintracht «mein Leben und eine grosse Familie». Jeden Tag fährt sie mit dem Velo zum Stadion und hilft dort, wo sie gebraucht wird. «Manchmal schmiere ich Brote in der Küche oder helfe im Büro aus.» Zuhause bleiben ist keine Option: «Was soll ich dort? Meine Enkel leben in Berlin!» Mittlerweile hat Christel sogar einen Generalschlüssel, der ihr im ganzen Stadion Zugang verschafft. Die Rentnerin ist sicher: «Solange es geht werde ich im Stadion dabei sein. Ich bin sicher: Sterben werde ich im Braunschweiger Stadion.»

Gute Seele

Jeder Fan im Stadion weiss: Bei Kummer und Sorgen kann man sich stets an die «Kurvenmutti» wenden. Seit Jahren finanziert sie beispielsweise mit dem Erlös aus Spendenaktionen die Jahreskarte für einen taubstummen Eintracht-Fan. «Wenn ein Eintracht-Fan in der Not ist, dann hilft man immer», sagt Christel Neumann. Besonders viele junge Fans wenden sich mit ihren Sorgen an sie, was die rüstige Rentnerin besonders stolz macht: «Diese Achtung und Respekt muss man sich erst erarbeiten.»

Christel Neumann bei «Zeiglers wunderbare Welt des Fussballs».

Heimlicher Medienstar

Die «Kurvenmutti» ist auch ausserhalb von Braunschweig bekannt. Auftritte in der «Sportschau» oder bei Fussballsendungen im Fernsehen gab es häufig – zuletzt wurde sie sogar im Kinofilm «Der 12. Mann» porträtiert. Den Rummel um ihre Person stört sie aber keineswegs: «Ich brauche den Trubel, sonst würde ich mir einsam vorkommen. Ich bin da auch ein bisschen stolz drauf.»

Trailer zum Kinofilm «Der 12. Mann».
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