Fussball-Talk: GC mit Rücken zur Wand, Monteiro YB-Versicherung
Im Letzigrund sorgt ein Schnee-Chaos für Aufsehen, Lugano bleibt weiter an YB dran. Und auf GC wartet bald das Spiel des Jahres. Willkommen beim Fussball-Talk!
Das Wichtigste in Kürze
- Lugano schlägt Lausanne trotz zwei verschossenen Steffen-Penaltys.
- YB gewinnt in Winterthur auch dank Lebensversicherung Joel Monteiro.
- GC schiesst weiterhin keine Tore, nach der Cup-Pause wartet Schlusslicht Ouchy.
- Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: Mischi, du warst am Sonntag im Schneegestöber im Letzigrund. Wie war es?
Mischi Wettstein: Es war vor allem sehr kalt, bitterkalt! Das Spiel wird dafür wegen des Schnee-Chaos lange in Erinnerung bleiben! Viele haben gar nicht verstanden, warum überhaupt angepfiffen wurde. Und wo war eigentlich der orange Ball? Vielleicht hat man den schon mit der Umstellung auf die Sommerzeit weggeräumt … Was in den ersten Spielminuten im Letzigrund abging, war Slapstick – und hatte mit einem regulären Spiel nichts zu tun.
Christoph Böhlen: Was zur grossen Ironie des Tages führt: Ausgerechnet die ausgesperrte Südkurve rettet die Partie …
Mischi Wettstein: Genau! Mit einer einfallsreichen Aktion räumen die Fans den Rasen, innerhalb von 20 Minuten war der Letzigrund wieder bespielbar. Ohne die Fans wäre das Spiel abgebrochen worden.
Die Partie in dieser Kälte, war dann lange nichts, was einen erwärmte. Das Spiel fand in der ersten Halbzeit fast nur in der Mittelzone statt. Einzig die Chancen von Görtler und Marchesano sorgten für Aufregung. FCSG-Trainer Peter Zeidler hat dann gut gewechselt und auf ein 4-3-3 umgestellt. Das war clever! Im Gegenzug gingen die Wechsel beim FCZ nicht ganz auf …
Nau.ch: 25 Kilometer entfernt, aber im gleichen Kanton, auf der Schützenwiese war es schneefrei. Der FC Winterthur kassiert gegen Leader YB die erste Niederlage nach zwölf Spielen.
Mischi Wettstein: Das könnte sogar eine positive Niederlage für Winti sein. Dass man mal wieder verliert, war klar. Aber mit Blick auf den Cup am Sonntag gegen Servette könnte es sogar ein gutes Omen sein. Ein Dämpfer zur rechten Zeit hat schon öfter geholfen, auch wenn die Brust ohne Niederlage gegen YB natürlich breiter gewesen wäre. Aber zwischenzeitlich etwas erden kann nicht schaden.
Christoph Böhlen: Für YB war es der erste Auswärtssieg seit Anfang Februar – Wahnsinn! Zum Glück können sich die Berner aktuell auf die Lebensversicherung Joel Monteiro verlassen.
Wie schon beim Heimsieg über Luzern trifft der Angreifer mit einem überlegten Abschluss. Er ist derzeit der beste Spieler der Gelbschwarzen. Und dass Joker Lukasz Lakomy dann mit seiner ersten Ballberührung trifft, ist auch eine schöne Geschichte.
Mischi Wettstein: Ich verstehe nicht ganz, wie man sich nach diesem Treffer so abfeiern kann … Der Ball war ja von Arnold abgefälscht. Lakomy ist für mich bisher ein Durchschnittsspieler, er hat bei YB noch keine grossen Stricke zerrissen oder regelmässig performt!
Christoph Böhlen: Umso mehr war der Treffer für ihn eben emotional! Ich verstehe die Freude, wenn man nach 18 Sekunden gleich trifft und das Spiel entscheidet – ob abgefälscht oder nicht.
Wo ich dir aber recht geben muss: Noch ist Lakomy kein Ersatz für Fabian Rieder. Doch ich gebe dem Polen noch etwas Zeit. Filip Ugrinic hat auch erst im zweiten Jahr bei YB gezündet.
Mischi Wettstein: Mich ärgert das Resultat ja nur, weil es bei einem Punktverlust von YB wieder etwas spannender gewesen wäre. So droht halt doch Langeweile im «Meisterrennen».
Christoph Böhlen: Die Meisterschaft hat jetzt ja eine Woche Pause. Du hast vorhin schon den Halbfinal am Sonntag zwischen Winterthur und Servette angesprochen. Aber ich schaue auch gespannt auf den Samstag: Sion trifft auf Lugano, das könnte ein tolles Spiel werden!
Nau.ch: Zurück zur Super League: Der FC Luzern und Basel trennen sich 1:1 – eure Worte zum Spiel?
Mischi Wettstein: Ich habe auf ein Unentschieden getippt, genauso viel habe ich von diesem Spiel erwartet. Beim Schnee-Fiasko im Letzigrund war jedenfalls mehr los.
Christoph Böhlen: In solchen Partien sehe ich die Nachteile beim neuen Modus: Das sind Kehraus-Spiele im Mittelfeld der Tabelle, die kaum einen sportlichen Wert haben. Luzern will den Altersschnitt noch weiter nach unten drücken, beim FCB versucht man eine schwache Saison zu retten. Doch sportlich brisant sind diese Spiele alle nicht.
Nau.ch: In der «Relegation Group» ist eigentlich nur die Krise von GC das grosse Thema. Erneut verlieren die Hoppers, diesmal gegen Servette.
Mischi Wettstein: Es tut mir weh, das jede Woche zu wiederholen: Aber wenn man keine Tore schiesst, gibt es keine Punkte, ausser man holt mal ein 0:0. Aber es ist so: Marco Schällibaum hatte mit Lugano und Servette jetzt zwei harte Brocken zum Start, da konnte man von GC eigentlich kaum Punkte erwarten.
Aber jetzt kommt Lausanne-Ouchy nach Zürich, dieses Spiel muss ohne Wenn und Aber gewonnen werden. Verlieren sie auch diese Partie, dann könnte es für GC noch unangenehmer werden! Aktuell ist der Barrage-Platz gebucht, doch bei einer Niederlage, würde SLO bis auf vier Punkte zu GC aufrücken und dann würde sich die Lage noch mehr zuspitzen! Doch ich bin mir sicher, GC erreicht mit «Schälli» die Barrage.
Christoph Böhlen: Nach dem Yverdon-Sieg über Ouchy ist eigentlich klar, dass GC nicht mehr vom Barrageplatz weg kommt! Die Hoppers liegen schon jetzt zehn Punkte hinter dem Trio FCB, Lausanne und Yverdon. Gewinnen die Hoppers gegen Ouchy, sind es auch nach unten zehn Punkte. Dann wäre die Messe gelesen. Darum muss das Motto lauten: Alles auf Sieg!
Nau.ch: Vorne bleibt Lugano im Rennen, zu Hause gibt es einen souveränen Sieg über Lausanne.
Mischi Wettstein: Die Tessiner machen genau das, was sie angekündigt haben: Sie bleiben dran und wären bereit, wenn YB patzt.
Christoph Böhlen: Der Sieg von Lugano war souverän, doch die Penalty-Szene von Renato Steffen nicht. Wenn man einen Panenka vergibt, sieht das immer sehr nonchalant aus. Aber dann noch den Wiederholungs-Elfer zu verschiessen, ist fahrlässig. Vielleicht ist das Selbstvertrauen bei den Tessinern derzeit sogar zu gross?
Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?
Mischi Wettstein: Zum FC Aarau gibt es heute nichts. Die 97. Minute von Leverkusen ist dafür einfach der Wahnsinn. Erneut verhindert der neue Meister die erste Saisonniederlage in extremis! Und: Ex-FCZ-Trainer Bo Henriksen macht bei Mainz bis jetzt einen richtig guten Job! Der direkte Klassenerhalt ist wieder möglich.
Christoph Böhlen: Mischi, warum willst Du nicht über Aarau sprechen? Die haben doch souverän gegen den zweitplatzierten Thun gewonnen?
Mischi Wettstein: (lacht) Erkläre doch bitte Du mir als Thuner die Niederlage und die schwache Leistung im Brügglifeld?
Christoph Böhlen: Der FCT hat eine grosse Chance liegen gelassen, um Sion noch einmal richtig unter Druck zu setzen! Mit einem Sieg wäre man weiter vier Punkte hinter den Wallisern, gegen die es heute Abend zum grossen Spitzenkampf kommt. Mit Siegen gegen Aarau und Sion wäre man noch einen Punkt dahinter – und hat erst noch ein Spiel weniger. So wird es aber schwierig.
Gewinnt Thun heute Abend nicht, ist das Rennen um Platz 1 wohl endgültig gelaufen. Trotzdem sehe ich noch Aufstiegs-Chancen: In der Barrage wäre GC der einzig bezwingbare Gegner aus der Super League.
Super League (11.12.2024) | Sp | S | N | U | Tore | Pkt | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | 33 | 19 | 6 | 8 | 67:32 | 65 | ||
2. | 33 | 18 | 10 | 5 | 61:44 | 59 | ||
3. | 33 | 16 | 8 | 9 | 53:38 | 57 | ||
4. | 33 | 14 | 11 | 8 | 53:44 | 50 | ||
5. | 33 | 13 | 10 | 10 | 55:56 | 49 | ||
6. | 33 | 12 | 9 | 12 | 44:35 | 48 | ||
7. | 33 | 12 | 13 | 8 | 41:46 | 44 | ||
8. | 33 | 10 | 13 | 10 | 43:48 | 40 | ||
9. | 33 | 11 | 15 | 7 | 41:51 | 40 | ||
10. | 33 | 11 | 15 | 7 | 43:64 | 40 | ||
11. | 33 | 8 | 19 | 6 | 35:45 | 30 | ||
12. | 33 | 5 | 20 | 8 | 33:66 | 23 |
Super League (11.12.2024) | Sp | Pkt | ||
---|---|---|---|---|
1. | 33 | 65 | ||
2. | 33 | 59 | ||
3. | 33 | 57 | ||
4. | 33 | 50 | ||
5. | 33 | 49 | ||
6. | 33 | 48 | ||
7. | 33 | 44 | ||
8. | 33 | 40 | ||
9. | 33 | 40 | ||
10. | 33 | 40 | ||
11. | 33 | 30 | ||
12. | 33 | 23 |