Fussball-Talk: Xhaka & Barry scheiden Geister, YB-Wicky auf Kurs
YB holt nach dem Goaliewechsel zwei Siege, beim FCB schreiben Xhaka und Barry die Schlagzeilen. Und in Aarau ist man sauer. Willkommen beim Fussball-Talk.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Rote Karte für Taulant Xhaka sorgt am Samstag für Aufsehen.
- Der FCB verliert gegen GC, auch weil Stürmer Barry sündigt.
- YB ist zurück auf dem Leaderthron und steht vor der CL-Dernière.
- Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: Rückschlag nach sieben Punkten aus drei Spielen: Der FCB verliert zuhause gegen GC mit 0:1, was bleibt euch in Erinnerung?
Mischi Wettstein: Die letzte Chance von Thierno Barry! Beim FCB-Stürmer schwankt es zwischen «er tut mir leid» und «viel Kopfschütteln». Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Ein Punkt wäre aber auch ein sehr grosser Lohn für die Basler gewesen. GC war die bessere Mannschaft, sie haben es aber verpasst, den Sack zuzumachen. Dass das auch mal bestraft wird, sah man am Sonntag beim FCZ-Remis gegen Luzern.
Christoph Böhlen: Barry-Chance hin oder her: Über 70 Minuten mit einem Mann weniger zu spielen, ist happig. Nicht zum erstem Mal erweist FCB-Ikone Taulant Xhaka seinem Team einen Bärendienst! Bei allem Respekt für seine griffige und leidenschaftliche Spielweise: Xhaka schadet dem FCB mehr, als dass er ihm hilft! Und das nicht zum ersten Mal.
Mischi Wettstein: So übel die TV Bilder rüberkommen: So schmerzhaft und gravierend war die Aktion schlussendlich nicht. Sonst hätte Fink ja nicht problemlos weiterspielen können. Aber natürlich war es eine Rote Karte!
Tauli ist ein ehrgeiziger Spieler, der die Grenzen auslotet. Aber ihm in dieser Szene etwas zu unterstellen, ist Schwachsinn! Tauli hat Bradley einfach nicht gesehen und bei seinem Spielstil kann das eben mal passieren. Behalten wir die Kirche im Dorf.
Nau.ch: Kommen wir zum neuen Tabellenführer: YB bezwingt den FCSG zuhause 3:0 und sitzt wieder auf dem Leaderthron. Hat euch das klare Resultat gegen den FC St.Gallen überrascht?
Mischi Wettstein: Ich habe es leider befürchtet! Ich hatte die kleine Hoffnung, dass die eklatante Auswärtsschwäche der Ostschweizer vorbei ist. Doch dem war nicht so, die Zeidler-Truppe bleibt auf sechs Auswärtspünktchen sitzen. Ich kann mir nicht erklären, wieso die Espen die Balance nicht ein bisschen besser finden. Schade für das spannende Meisterrennen, jetzt sind es schon wieder fünf Punkte Rückstand auf YB.
Christoph Böhlen: Der Satz, dass man beim FCSG «mit YB auf Augenhöhe ist», ist Trainer Zeidler am Samstag ganz schön um die Ohren geflogen. Wahnsinn: Seit in Bern im neuen Stadion gespielt wird, hat der FCSG noch kein Spiel gewonnen. Der letzte Auswärtssieg gegen YB datiert vom 20. März 2005…
Der Meister hat auf das «Knorz»-Spiel gegen Lausanne-Ouchy stark reagiert. Erneut gelingt unter Raphael Wicky genau dann ein gutes Spiel, wenn es wichtig ist. Die Berner sind mit ihrem Trainer wieder voll auf Kurs: Europäisch wird überwintert, im Cup ist man noch dabei – und am Samstag winkt der Wintermeistertitel.
Mischi Wettstein: Was sich auch ausbezahlt hat: In den zwei Spielen seit dem Goaliewechsel zu David von Ballmoos haben die Berner kein Gegentor erhalten. Diese Massnahme von Trainer Wicky hat gefruchtet und war richtig!
Christoph Böhlen: Ich glaube, dass man auch mit Anthony Racioppi sechs Punkte aus den beiden Spielen geholt hätte. Aber klar: «Dävu» hat seine Chance genutzt. Gut möglich, dass er als Nummer 1 aus der Winterpause zurückkehrt.
Nau.ch: Blicken wir doch noch kurz auf das Spiel des FCZ. Warum haben die Zürcher gegen Luzern die drei Punkte nicht im Letzi behalten?
Mischi Wettstein: Der Klassiker: Wenn du deine Tore nicht machst, dann kassierst du sie eben. Und es hat wohl Seltenheitswert, dass bei einem Dreifachwechsel des Trainers gleich alle Joker die Füsse beim Ausgleich im Spiel haben: Mit Meyer, Abubakar, Klidjé geht Mario Frick erfolgreich All-in!
Nau.ch: Am Mittwoch warten zwei Spiele: YB absolviert seine Champions-League-Dernière und der FCZ tritt im verschobenen «kleinen Derby» gegen Winterthur an. Eure Prognose?
Christoph Böhlen: Es geht für YB und Leipzig sportlich um nichts mehr. Ich könnte mir denken, dass Leipzig vor dem Spiel gegen Hoffenheim mehr rotieren wird, als die Berner, die zum Jahresabschluss auf Ouchy treffen. Für die Berner geht es einerseits nochmal um einen schönen Batzen für die Club-Kasse, zudem ist der erste Auswärtssieg in der Königsklasse fällig!
Mischi Wettstein: Das kleine Zürcher Derby deutet auf dem Papier auf eine klare Sache hin: Nach fünf Ligaspielen ohne Sieg hat der FCW langsam den Anfangs-Flow der Saison verloren, Winterthur braucht wiedermal Punkte. Aber wenn der FCZ die vielen Chancen im Vergleich zum FCL-Spiel nützt, sehe ich schwarz für Päti Rahmen und seine Jungs.
Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?
Mischi Wettstein: Ich weiss, dass sich einige Zuschauer und Beteiligte im Brügglifeld inklusive Trainer Alex Frei nach dem 1:1 grün und blau über Schiri Horisberger geärgert haben. Und dafür habe ich vollstes Verständnis: Schon am TV sah man von blossem Auge, dass der Ball beim vermeintlichen 2:0 von Gjorgjev für die Aargauer deutlich hinter der Linie war. Doch das Tor wurde nicht gegeben!
Dabei wäre das 2:0 kurz vor der Pause möglicherweise die Vorentscheidung gewesen, gerade auf dem tiefen Boden. Es geht dabei nicht um Ausreden, aber ich verstehe den FCA-Ärger. Deshalb gibt es für Schiedsrichter Stefan Horisberger an dieser Stelle auch den Kaktus.
Aus Aarau-Sicht bleibt zu hoffen, dass sich solche Szenen über die Saison ausgleichen. Dann hat der FC Aarau in der Rückrunde nämlich noch einige Punkte zugute.
